Versuchswesen Grünland & Futterbau
Dem Klimawandel durch angepasste Arten-/Sortenkombinationen im Grünland begegnen
In Folge der Klimaveränderungen mit häufigerer Frühjahrstrockenheit und Sommerdürre wird der abiotische Stress für Grünlandpflanzenbestände zunehmen. Es entstehen Futterlücken, die durch hochleistungsfähige und nachhaltig stabile Pflanzenbestände geschlossen werden müssen. Anpassungsstrategien im Wirtschaftsgrünland bestehen vor allem in der Auswahl angepasster Arten in ausgewählten Mischungen.
Für zeitweise trockene Standorte werden dabei häufig knaulgrasbetonte Mischungen empfohlen. Knaulgras gilt als Gras, das aufgrund einer dickeren Kutikula auch auf zu Trockenheit neigenden Standorten zurechtkommt. Auf Standorten, die diesem Gras zusagen, dominiert es allerdings mit zunehmender Nutzungsdauer den Pflanzenbestand. Dies hat zur Folge, dass solche Bestände aufgrund der frühen Blüte des Knaulgrases leicht überständig werden und somit die Futterqualität geringer ausfällt. Zudem verdrängt es andere wertvolle Gräser aus dem Bestand. Damit das Knaulgras nicht bestandsdominierend wird, müsste der Knaulgras-Anteil in der Mischung zugunsten weniger trockenheitsverträglicher Gräser reduziert werden.
Ein Beispiel für eine knaulgrasbetonte Mischung ist die Qualitäts-Standard-Mischung GIV für austrocknungsgefährdete und sommertrockene Standorte. Sie enthält neben einem hohen Anteil an Knaulgras, u.a. auch Wiesenrispe und Wiesenlieschgras. Auch die Wiesenrispe mit ihren unterirdischen Ausläufern ist unempfindlich gegen Trockenheit. Im Gegensatz zu Knaulgras hat sie aber eine recht langsame Anfangsentwicklung und fasst schwer Fuß neben verdrängenden Arten wie Weidelgras oder Knaulgras. Um die Wiesenrispe langfristig im Dauergrünlandbestand zu etablieren, sollte ihre Entwicklung durch die richtige Auswahl der anderen Mischungskomponenten begünstigt werden.
Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, durch eine geeignete Arten-/Sortenkombination von Knaulgras, Wiesenrispe und Wiesenlieschgras stabile Bestände zu etablieren, die ein ausgeglichenes Mischungsverhältnis aufweisen. Dadurch wird die Ertragssicherheit erhöht, und der Qualitätsabfall bei verspäteter Nutzung ist durch die ausgleichende Wirkung der Mischungspartner verlangsamt.
Versuchsaufbau
Im Jahr 2015 wurde ein einfaktorieller Exaktversuch als randomisierte Blockanlage mit 4 Wiederholungen am Versuchsstandort Eichhof angelegt, der sich mit dem Jahr 2023 im letzten Versuchsjahr befindet. Es wurden von den Grünlandarten Knaulgras, Wiesenrispe und Wiesenlieschgras je zwei Sorten mit unterschiedlicher Wuchsform miteinander kombiniert. Ausgewählt wurden Sorten mit liegendem/halbliegendem Wuchs (planophil) und Sorten mit aufrechtem/halbaufrechtem Wuchs (erectophil). Beim Knaulgras hat die geprüfte Sorte Baraula einen mittel bis halbliegenden Wuchs (planophil), die Sorte Lupre hingegen hat einen halbaufrechten Wuchs (erectophil). Bei der Wiesenrispe wächst die geprüfte Sorte Lato halbaufrecht bis mittel (erectophil), die Sorte Oxford mittel bis halbliegend (planophil). Beim Wiesenlieschgras ist die Wuchsform der geprüften Sorte Barpenta mittel (bis eher halbliegend) (planophil), die Sorte Rasant hat einen aufrechten/halbaufrechten Wuchs (erectophil). Die unterschiedlichen Arten- und Sortenkombinationen sind in Tab. 1 zusammengefasst:
Faktor | 1 | |||
---|---|---|---|---|
KL: Knaulgras, WRP: Wiesenrispe, WL: Wiesenlieschgras Bewertet wurden neben dem Ertragsanteil in der Mischung sowohl der Ertrag als auch die Qualität der Aufwüchse. Im Folgenden werden vorläufige Ergebnisse im Hinblick auf die Ertragsanteile der Mischungskomponenten dargestellt. | ||||
Mischung | 1 | KL I | WRP I | WL I |
2 | KL I | WRP I | WL II | |
3 | KL I | WRP II | WL I | |
4 | KL I | WRP II | WL II | |
5 | KL II | WRP I | WL I | |
6 | KL II | WRP I | WL II | |
7 | KL II | WRP II | WL I | |
8 | KL II | WRP II | WL II | |
Sorten und Wuchsformen | ||||
KL-Sorte | WRP-Sorte | WL-Sorte | ||
KL I Baraula (planophil) | WRP I Lato (erectophil) | WL I Barpenta (planophil) | ||
KL II Lupre (erectophil) | WRP II Oxford (planophil) | WL II Rasant (erectophil) |
Beim Knaulgras wies die planophile Sorte in den ersten vier Versuchsjahren höhere Ertragsanteile im Mischbestand auf als die erectophile Sorte. Langfristig hingegen traten keine relevanten Unterschiede mehr auf.
Das Wiesenlieschgras hatte neben dem Konkurrenzdruck durch Knaulgras auch mit den sehr trockenen Witterungsbedingungen in den Jahren 2018, 2019, 2020 und 2022 zu kämpfen. Die planophile Sorte zeigte sich durch ihre eher halbliegende Wuchsform konkurrenzkräftiger und ist auch noch nach sieben Versuchsjahren im Mischbestand zu finden.
Die Wiesenrispe ist ein ausdauerndes Untergras mit einer geringeren Wuchshöhe. Hier zeigte die Sorte mit einer halbaufrechten (erectophilen) Wuchsform deutliche Vorteile in allen untersuchten Mischungskombinationen.
Fazit
Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass durch die Auswahl geeigneter Mischungskomponenten ihre Entwicklung in Grünlandbeständen positiv beeinflusst werden kann. Dabei kann die verdrängende Wirkung des Knaulgrases in den ersten Anbaujahren zumindest soweit gemindert werden, dass konkurrenzschwächere Arten wie Wiesenrispe genügend Zeit bekommen, sich in den Beständen zu etablieren.