Freizeitgartenbau/Gartenakademie
Wohin mit dem Falllaub im Herbst?
Herbstlaub kann im Garten vielfältig eingesetzt werden. Als Überwinterungsquartier für Tiere, wie: Igel, Molche, Käfer, Spinnen und, und, und.
Als Winterschutz bei empfindlichen Gehölzen, wie Rosen, Kamelien, Hortensien usw. oder bei exotischen Obstgehölzen, wie Feigen, Kaki’s, Granatäpfeln oder Wollmispeln.
Als Mulchmaterial auf Gemüsebeeten, unter Stauden und Gehölzen.
Auf Gemüsebeeten schützt eine Mulchschicht aus zerkleinertem Laub und Rasenschnitt den Boden vor Erosion. Diese Flächenkompostierung führt dem Boden Humus und Nährstoffe zu. Ein natürlicher Kreislaufprozess, der den Boden verbessert und das Bodenleben anregt.
Aber nicht jedes Laub ist geeignet. Laub von Straßenbäumen kann Schadstoffe enthalten und von Krankheiten befallenes Laub kann zur Neuinfektion von Obstbäumen und anderen Gehölzen im folgenden Jahr beitragen.
Lauberde – was ist das?
Eine weniger bekannte Möglichkeit, Falllaub sinnvoll zu nutzen, ist die Herstellung von Erden aus Laubkompost. Früher, also in der Zeit vor der Entwicklung von Einheitserde und Co., nutzte jeder Gartenbaubetrieb Laub-, Nadel- oder Walderden für die Anzucht seiner Pflanzen.
Diese Betriebs- oder Praxiserden waren Betriebsgeheimnis einer jeden Gärtnerei. Es gab viele spezielle Mischungen für die jeweiligen Kulturen – aus heutiger Sicht wenig ökonomisch. Fachlich betrachtet jedoch sehr spannend, da wir uns heute nach Ersatzstoffen umsehen, um den Torf in unseren Substraten zu ersetzen.
Ein Geheimnis der Lauberden möchte ich ganz am Anfang lüften: man benötigt Zeit!
Der Kompostierungsprozess und die Herstellung guter Lauberden dauert zwei Jahre und länger! Dabei ist Laub nicht gleich Laub. Die Laubarten zersetzen sich unterschiedlich schnell und die Eigenschaften des Endprodukts unterscheiden sich sehr. Früher wurde dieses Wissen gezielt genutzt, um Erden mit unterschiedlichen Eigenschaften für verschiedene Pflanzenarten zu erzeugen.
Abhängig von der Baumart haben Lauberden unterschiedliche Eigenschaften
Aus Nadelstreu, z.B. Fichten- oder Kiefernnadeln, entstehen recht saure Erden, ebenso aus Eichenlaub. Diese Erden eignen sich z.B. für Rhododendren, Blaubeeren und andere Moorbeetpflanzen.
Walnuss-, Kastanien- und Platanenblätter enthalten viele Gerbstoffe. Das Laub dieser Baumarten baut sich sehr langsam ab und kann, solange es nicht vollständig abgebaut ist, keimhemmend wirken und das Wachstum stören. Diese Laubarten können kompostiert werden, allerdings mit einem erhöhten Aufwand, d.h. gehäckselt und gemischt mit angewelktem Rasenschnitt oder anderen Stickstoffquellen.
Laub von Obstgehölzen, Haselnuss, Birken, Buchen, Linden verrottet dagegen leicht und eignet sich daher besser zur Herstellung von Laubkompost und Lauberden. Dieser Kompost ist entgegen häufiger Meinung nicht sauer, sondern liegt im Neutralbereich um pH 7.
Der hohe Humus- und Nährstoffgehalt, sowie die gute Pufferung, machen Laubkomposte so wertvoll. Durch den langen Kompostierungsprozess entsteht jedoch eine sehr feine Struktur. Reiner Laubkompost neigt deshalb zur Vernässung und zu Luftmangel. Früher wurden daher unterschiedliche Zuschlagstoffe hinzugefügt, um die Erden den Bedürfnissen der Pflanzen anzupassen – oft Torf, mit seinen überragenden physikalischen Eigenschaften. Vor der Nutzung von Torf waren es meist Komposte, umgesetzter Stallmist, Land-, Heide- oder Rasenerde, Sand, Ton, Holzkohlestückchen, Straßenkehricht und, je nach gewünschtem pH- Wert, Kalk, sowie viele „geheime“ Mittel und Mittelchen.
Heute werden Lauberden noch gern in Orangerien als Mischungsbestandteil von Zitruspflanzenerden genutzt. Hier ein Rezept aus einem Beitrag von Jens Scheffler, Arbeitskreis Orangerien in Deutschland e.V.:
„Für eine gute Zitruserde werden:
ein Teil kompostierte Lauberde aus gehäckseltem Buchenlaub,
ein Teil lehmiger, fetter Mutterboden,
ein Teil grober Sand,
ein Teil Torf, ein Teil Rhododendronerde sowie
ein halber Teil Blähton und Vulkangestein vermischt“
In älteren Rezepten fehlen natürlich Torf, Rhododendronerde sowie Blähton und Vulkangestein, hier verwendete man stattdessen z.B. Heideerde und zerbröckelte Holzkohle.
In jedem Fall ist Laubkompost ein wertvoller Ersatz für Torf – probieren Sie doch selbst einmal und kreieren eine eigene Substratmischung aus dem Laub, welches in Ihrem Garten anfällt.