Biorohstoffnutzung
Agroforst – ein System mit vielen Vorteilen
Agroforst ist eine Landnutzungsform, bei der Gehölzstreifen aus Bäumen und Sträuchern mit direkt angrenzenden landwirtschaftlichen bzw. gartenbaulichen Flächen kombiniert werden.
Dies können auch Flächen zur Viehhaltung sein. Agroforstsysteme bringen eine Vielzahl positiver Effekte mit. Beispielhaft seien der Humusaufbau und die Kohlenstoff-Speicherung in den Böden, der Erosionsschutz, die Stabilisierung der Erträge und die Schaffung neuer Lebensräume für Tiere und Pflanzen genannt.
Betrachtet man die Gesamt-Flächenproduktivität eines Agroforstsystemes als Summe aller Ökosystemleistungen, so liegt diese – fachmännisch angelegt – über dem Niveau einer landwirtschaftlichen Fläche mit jährlichen Kulturen in Reinkultur. Die vergleichend leicht geringere landwirtschaftliche bzw. gartenbauliche Nutzfläche und der damit verbundene reduzierte Ertrag werden durch die Produkte der Gehölze (Holz & Früchte) überkompensiert.
Agroforstsysteme werden über mehrere Jahrzehnte betrieben, daher ist es wichtig, auf Folgendes im Vorfeld zu achten:
- eine langfristige Planung vom Anbau über die Bewirtschaftung bis hin zur Vermarktung
- eine Ausrichtung an die lokalen Gegebenheiten (Standort & Betrieb)
- eine Gewährleistung eines guten Managements
Informationsangebot wird ausgebaut
Auch in Hessen wächst das Interesse, mehr über Agroforstsysteme zu erfahren. Deswegen baut der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) seine Informationsangebote in diesem Bereich aus.
Ein Baustein ist die ca. 1.500 m² Agroforst-Demonstrationsfläche am Landwirtschaftszentrum (LWZ) Eichhof, die mit Mitteln des Landes Hessen finanziert wurde. Die Demoanlage soll im Rahmen von Fachexkursionen, sowie für Beratungen oder auch in der Überbetrieblichen Ausbildung genutzt werden. Gleichzeitig soll die Anlage der breiten Öffentlichkeit diese „wiederentdeckte“, nachhaltige und innovative Art der Landbewirtschaftung anschaulich näherbringen.
Großangelegte Pflanzaktion am Eichhof
Im Vorfeld der Pflanzung Ende 2022 wurde die Fläche eingemessen, Pflanzplätze markiert und die Pflanzlöcher ausgehoben. Insgesamt wurden 24 verschiedene Bäume und Sträucher gepflanzt.
Mit einem Teleskoplader wurden die größeren Bäume, die zum Teil bereits 5 m hoch waren und mit Wurzelballen gute 400 kg wogen, vorsichtig in die Pflanzlöcher gesetzt. Sie wurden mit einem Wurzelschutzgeflecht zum Schutz vor Mäusefraßschäden versehen und mit Drei- bzw. Zweiböcken befestigt. Um Schäden durch z.B. Sonnenbrand und Rindennekrosen zu vermeiden, bekamen die größeren Pflanzen zusätzlich einen Rindenschutzanstrich. Zusätzlich werden die Hochstämme mit einem Wildverbissschutz geschützt.
Demonstrationscharakter steht im Vordergrund
Aufgrund des begrenzt zur Verfügung stehenden Platzes konnte die Anlage nicht GAP-konform erfolgen. Die aus der praktischen Bewirtschaftung gewonnenen Erkenntnisse können nichtsdestotrotz im Rahmen der Beratung einen wichtigen Beitrag leisten.
Konkret handelt es sich um eine Anlage mit zwei 5 m breiten Gehölzstreifen (siehe Abb. 1). Der erste Streifen besteht aus vier verschiedenen Esskastanien (Strauch und Hochstamm) und vier unterschiedlichen, hochstämmigen Haseln, die auf einer Baumhasel veredelt sind. Die zweite Reihe zeigt jeweils vier Speierlinge und verschiedene Schwarze Holunder. Diese Gehölzstreifen werden sich zukünftig mit verschiedenen Untersaatmischungen deutlich von den angrenzenden Flächen absetzen. Zwischen den Gehölzstreifen liegen jeweils 15 m breite landwirtschaftliche Nutzflächen, die ab 2024 mit annuellen Kulturen bewirtschaftet werden.
Im benachbarten, ebenfalls neu angelegten „Agroforst-Arboretum“ werden beispielhaft weitere geeignete Agroforst-Gehölze (zwei verschiedene Walnusssorten, eine Felsenbirne und eine Essbare Eberesche sowie verschiedene Sanddornsträucher und Aronia-Hochstämme) gezeigt.
Die auf der Fläche gepflanzten Gehölze ermöglichen unterschiedliche Nutzungen: Nutzung der Früchte sowie des hochwertigen Holzes. Ferner wurden bei der Auswahl auch verschiedene Wuchsformen und abgestimmte Reifezeitpunkte sowie Blühaspekte berücksichtigt. Eine spätere Erweiterung der Demonstrations- und Versuchsfragestellungen ist angedacht.
Lage | Pflanzposition | Art | Sorte/Spezifikation |
---|---|---|---|
Gehölzreihe I | 1 | Haselnuss | Gustav´s Zellernuss |
2 | Esskastanie | Doree de Lyon | |
3 | Haselnuss | Corabel | |
4 | Esskastanie | Bouche de Bétizac | |
5 | Haselnuss | Gunslebener Zellernuss | |
6 | Esskatanie | Doree de Lyon | |
7 | Haselnuss | Halle´sche Riesennuss | |
8 | Esskastanie | Bouche de Bétizac | |
Gehölzreihe II | 9 | Schwarzer Holunder | Haidegg 17 |
10 | Speierling | Sossenheimer Riesen | |
11 | Schwarzer Holunder | Haschberg | |
12 | Speierling | Sossenheimer Riesen | |
13 | Schwarzer Holunder | Haidegg 17 | |
14 | Speierling | Sossenheimer Riesen | |
15 | Schwarzer Holunder | Haschberg | |
16 | Speierling | Alleebaum | |
Agroforst-Arboretum | 17 | Felsenbirne | Ballerina |
18 | Walnuss | Seifersdorfer Runde | |
19 | Walnuss | Hospozin | |
20 | (Essbare) Eberesche | Edulis | |
21 | Aronia | Nero | |
22 | Sanddorn | Leikora | |
23 | Aronia | Viking | |
24 | Sanddorn | Pollmix |