Rinder
Geflügelpest-Infektionen des Typs H5N1 bei Milchkühen in den USA
Bisher keine Vorkommnisse in Europa
Das Friedlich-Löffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, kurz FLI) berichtete in der vergangenen Woche von Geflügelpestinfektionen des Subtyps H5N1 (HPAIV H5N1) in 33 amerikanischen Milchviehbetrieben aus 8 unterschiedlichen Bundesstaaten [1].
Die tatsächliche Dimension des Infektionsgeschehens wird laut FLI noch deutlich höher geschätzt, da die amerikanische Datengrundlage nicht flächendeckend gegeben sei. Bis dato sind in Europa keine Hinweise auf Verdachtsfälle oder Infektionen gegeben.
Aktuell wird anhand der vorliegenden Informationen davon ausgegangen, dass ein in Texas infizierter Betrieb und dessen unkontrollierte Tiertransporte zur Erregerstreuung in weitere Betrieben in anderen Landesteilen der USA führten [2].
Die innerbetriebliche Weiterverbreitung sowie die individuelle Ansteckung mit dem Erreger sei bisher nicht nachvollziehbar. Denkbar seien indirekte Übertragungswege z.B. über das Melken als auch direkte über Tröpfcheninfektionen von Tier zu Tier. Laut FLI steht fest, dass das Euter bei infizierten Tieren mit einer erhöhten Erregerlast im Fokus steht und diese auch in der Milch gefunden wurden, sodass Infektionswege über die Milch möglich sind [1].
Bisher galten Wiederkäuer als weniger empfänglich für den Geflügelpestvirus, deshalb bedarf es nun erhöhter Aufmerksamkeit, um das Infektionsgeschehen und die Ausbreitung dieses tierseuchenrelevanten Erregers, der auch als potentielle Zoonose gilt, weiter zu analysieren und einzudämmen [2].
Die bis dato in den USA infizierten Milchkühe zeigten moderate Symptome und endeten im Gegensatz zu Infektionen im Geflügelbereich nicht tödlich. Im März soll sich eine Person mit dem Virus angesteckt, aber nur milde Symptome entwickelt haben. Nach bisherigem Stand sollen nur Personen mit häufigem Kontakt zu infizierten Tieren ein höheres Infektionsrisiko tragen [2].
Trotzdem rät die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration, White Oak) aufgrund dieser potentiellen Zoonosegefahr im Hinblick auf den Schutz der Menschen in den USA dringend vom Konsumieren von Rohmilch und Rohmilchprodukten ab. Pasteurisierte Milchprodukte gelten weiter als unbedenklich laut dem Bericht der FDA vom 1. Mai 2024 [3], da die Viren beim Erhitzen der Milch abgetötet werden.
Aktuelle Untersuchungen des Friedrich-Löffler-Institutes (FLI) von 1.000 Rinderserumproben ergaben keine Anzeichen auf analoge Infektionsgeschehen mit H5N1 in Deutschland [1].
Sollten in Deutschland HPAIV H5N1-Fälle im Milchviehbereich auftreten, würden laut FLI strikte Vorsorgemaßnahmen im Bereich der Biosicherheit wie umfangreiche Probenahmen, Beschränkungen im Milch- und Tiertransport sowie gegebenenfalls Bestandssperren den Milchviehhaltern verordnet werden, um einen hohen Infektionsschutz für Mensch und Tier zu gewährleisten [1].
Nach aktuellen Informationen vom 8.Mai 2024 schätzt das FLI die Einschleppung des amerikanischen HPAI H5N1-Virus in deutsche Mastrinder- und Milchviehbestände jedoch als sehr gering ein, da kein Import von lebenden Rindern oder Rohmilchprodukten von Amerika nach Deutschland erfolge [4].
Weitere Informationen zum Geflügelpestgeschehen
Quellenangaben
[2] Ly H. Highly pathogenic avian influenza H5N1 virus infections of dairy cattle and livestock handlers in the United States of America. Virulence. 2024 Dec;15(1):2343931. doi: 10.1080/21505594.2024.2343931. Epub 2024 Apr 17. PMID: 38632687; PMCID: PMC11028003.
[4] https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/aviaere-influenza-ai-gefluegelpest/