Pflanzenschutz
Grundstoffe – Pflanzenschutzmittel aus der Küche?
Seit einiger Zeit ist das Angebot an Mitteln zur alternativen Schaderregerbekämpfung, zur Unterstützung des Pflanzenwachstums und zur Kräftigung von Pflanzen stark angewachsen.
Anbieter von Pflanzenschutz- und Düngemitteln verkaufen Essig (Acetum), Lecithin und Natron (Natriumhydrogenkarbonat) – bekannte Stoffe aus dem Haushalt (siehe Abb. 1). Darüber hinaus finden sich altbekannte Hausmittelchen wie: Brennnesselpulver, Schachtelhalmextrakt oder Lebensmittel wie Bier, Molke, Milch, Kochsalz, Frucht- und Haushaltszucker sowie vieles andere mehr.
Pflanzenschutzrechtlich handelt es sich dabei um so genannte Grundstoffe.
Als Grundstoffe (englisch: basic substances) werden Stoffe verstanden, die nicht in erster Linie für den Pflanzenschutz verwendet werden, aber bei erprobter Anwendung dennoch für den Pflanzenschutz von Nutzen sein können (Quelle: BVL, Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit).
- Grundstoffe durchlaufen kein aufwendiges Zulassungsverfahren, wie es für Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln gefordert ist, jedoch ein. Genehmigungsverfahren.
- Grundstoffe werden nur genehmigt, wenn eine Wirkung erwiesen ist. Der Wirksamkeitsnachweis muss allerdings nur auf Basis einer Literaturrecherche erfolgen, Versuche dazu sind nicht notwendig.
- Die Genehmigung von Grundstoffen erfolgt auf Basis eines EU-Beurteilungsberichts.
- Diese finden Sie beim BVL (leider meist in Englisch), die Hinweise zu deren Einsatz geben (gegen welchen Schaderreger, bei welcher Pflanzenart, in welcher Konzentration usw.,
siehe https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/04_Pflanzenschutzmittel/04_Anwender/02_AnwendungGrundstoffe/psm_AnwendungGrundstoffe_node.html). - Grundstoffpräparate dürfen von beruflichen wie nichtberuflichen Anwendern nach den jeweiligen Herstellungsanforderungen selbst hergestellt und entsprechend Anwendungstabelle angewendet werden.
Die „Gruppe“ der Grundstoffe schafft also eine legale Basis zur biologischen Abwehr von Schädlingen und Pilzen mit eben solchen „Hausmittelchen“.
Wie groß ist der Nutzen dieser (Grund)Stoffe?
Wie groß der Nutzen bei der Anwendung ist, ist je nach Mittel und Schaderreger sehr unterschiedlich. Einige Stoffe zeigen eine gute Wirkung, z.B. Lecithin, Natron (Backpulver), Schachtelhalmextrakt helfen vorbeugend gegen Echten Mehltau.
In jedem Fall stellen Grundstoffe für die Anwendenden und die Natur bei Berücksichtigung der in der Datenbank dargestellten Herstellungs- und Anwendungsempfehlungen eine sehr risikoreduzierte Möglichkeit dar, Pflanzen zu behandeln und auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verzichten. Sie sind also ein Baustein im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes.
Wichtig: Halten Sie sich bei der Anwendung an die Vorgaben in den Beurteilungsberichten des BVL, sonst riskieren Sie ggf. einen Verstoß gegen das Pflanzenschutzgesetz.
Weiterführende Informationen zu Grundstoffen finden sie auf der Internetseite des Pflanzenschutzamtes Berlin.
Pflanzenstärkungsmittel und Biostimulanzien – was ist das?
Im Pflanzenschutzrecht werden darüber hinaus noch Pflanzenstärkungsmittel geführt. Pflanzenstärkungsmittel sind definiert als Stoffe und Gemische einschließlich Mikroorganismen, die ausschließlich dazu bestimmt sind, allgemein der Gesunderhaltung der Pflanzen zu dienen. Sie sind aber keine Pflanzenschutzmittel im Sinne des Gesetzes. Diese Mittel haben keine direkte Wirkung auf einen Schaderreger, sondern wirken – wie der Name Stärkungsmittel sagt – quasi indirekt. Sie müssen vor dem Inverkehrbringen beim BVL angezeigt werden. Dazu ist ein Nachweis ihrer Unbedenklichkeit für Mensch und Tier sowie Umwelt erforderlich. Ein Nachweis der Wirksamkeit ist hingegen nicht erforderlich.
Außerdem begegnen dem Gartenfreund noch Begriffe wie: Biostimulanzien, Bodenhilfsstoffe oder Pflanzenhilfsmittel.
All diese Kategorien machen es schwer, den Überblick zu wahren und die Wirkung der Mittel zu beurteilen.
Die Gruppe der Biostimulanzien wirkt über den Boden oder direkt auf die Pflanze. Sie sollen natürlich ablaufende Prozesse in der Pflanze und im Boden stimulieren. Biostimulanzien dienen der abiotischen Stressbewältigung, der Verbesserung der Nährstoffaufnahme/ Nährstoffeffizienz, der Verbesserung der Qualität der Kulturpflanzen oder der Bodengesundheit.
Man findet fünf Gruppen:
- Mikroorganismen (Bakterien, Effektive Mikroorganismen, Pilze)
- Algenpräparate (Seetang); Kompostextrakte
- Pflanzenextrakte (Vitamine, Aminosäuren, Phytohormone)
- Anorganische Substanzen (Silizium gegen Trockenstress)
- Humin- und Fulvosäuren
Biostimulanzien sind keine Wundermittel! Sie zeigen i.d.R. nur bei suboptimalen Bedingungen Wirkung. Sie könnten aber ein Baustein des integrierten Pflanzenschutzes sein, bzw. werden. Man darf auf Forschungsergebnisse gespannt sein.