Rinder
Exkursionsnachlese: Mutterkuhhaltung rund um Schlüchtern
30 Mitglieder der IG Odenwälder Fleischrinderhalter besuchten drei mutterkuhhaltende Betriebe im Main-Kinzig-Kreis in Ortsteilen von Schlüchtern. Neben Limousin-, Hereford- und Anguskühen besichtigte die Gruppe auch eine Herde Yaks.
Auf der Weide mit Aberdeen-Angus empfing Dieter Euler die Gruppe. Seit 1986 betreibt Euler bereits die ökologische Wirtschaftsweise und führt den Demeterbetrieb mit aktuell 280 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. 1990 musste Euler wegen des Baus der A66 seinen 1979 gebauten Kuhstall als Ausgleichfläche aufgeben und konnte das Hofgut Lindenberg des ehemaligen Kloster Schlüchterns dazu pachten. In den 80iger Jahren belieferte er als einer der ersten Ökomilch-Betriebe eine Supermarktkette. Seit Mitte der 90iger Jahre stellte Dieter Euler auf leichtkalbige und überwiegend unproblematische Angus-Mutterkühe um. Damit konnte er neben der Landwirtschaft noch einem Beruf nachgehen. Neben den aktuell 60 Anguskühen bildet der Anbau von ökologisch erzeugtem Körnermais für die Lebensmittelproduktion (Maismehl, -gries) einen weiteren, besonderen Schwerpunkt des Betriebes. Die gedroschenen Körner werden noch am Erntetag per LKW ins verarbeitende Werk geliefert.
Den 1990 abgebauten Boxenlaufstall von Dieter Euler an der A66 konnte die Gruppe auf dem Betrieb der Rüffer GbR in Schlüchtern- Breitenbach anschauen. Hans Rüffer hat diesen auf seinen Betriebssitz zur Winterhaltung der Mutterkühe aufgebaut. Doch zunächst besichtigte die Gruppe die rund 183 Yaks (inkl. Kälber) auf der Weide. Die aus Zentralasien stammenden Rinder werden aufgrund ihrer Lautäußerungen auch „Grunzochsen“ genannt. Mit Tageszunahmen von rund 200 g sind sie keine Konkurrenz zu europäischen Fleischrinderrassen. Auch das Schlachtgewicht von 220 bis 250 kg beim männlichen Tier (500 kg Lebendgewicht) liegt weit unterhalb der Rinder-Intensivrassen. Allerdings bietet die Qualität des Fleisches einen Vorzug: Trotz des geringen Fettgehaltes ist es sehr zart und saftig und weist einen Anteil an ungesättigten Fettsäuren auf. Geschmacklich tendiert es in Richtung Wild. Beim anschließenden Yak- Gulaschessen vor Ort konnten sich die Besucher davon überzeugen. Familie Rüffer hält neben den Yaks auch Herefordkühe und vermarktet Zuchttiere und Fleisch direkt.
Auf dem Betrieb von Markus Lang in Schlüchtern-Breitenbach gab es einige bauliche Finessen für die Winterhaltung der 20 Limousinkühe zu sehen. Im umgebauten Anbindestall hat Lang ein praktisches Abtrenngitter eingerichtet, wie es in modernen Milchviehbetrieben in Abkalbeboxen Praxis ist. So kann die Kuh zur Blutabnahme oder Geburtshilfe im Stehen fixiert werden, ohne eine Gefahr für Personen darzustellen. Der Laufhof und Fressbereich befindet sich oberhalb der Güllegrube. Kot und Urin lassen sich mit geringem Arbeitsaufwand abschieben. Die Pfosten der Fressgitter werden in eine vorgefertigte Bodenfassung angebracht und können im Sommer abgebaut werden. Zur Fütterung befinden sich zwei überdachte Heuraufen an dem Fressgitter, was den Arbeitsaufwand weiter verringert. Das Scheunentor für den Zugang zum Laufhof bleibt von den Rindern unbeschadet und sauber, indem Spanplatten davor geschraubt werden. Im Sommer erstrahlt das dem Dorf zugewandte Tor sauber und neu. Im Liegebereich der Kühe ist nachts per Zeitschaltuhr eine Orientierungsleuchte angebracht. So finden die Kälber auch nachts gut zum Euter und werden nicht aus Versehen erdrückt, so die Erfahrung des Landwirts. Seit letztem Jahr streut Lang mit Heu ein. „Wir haben keine Ackerflächen, um Stroh zu ernten und der Mist wird auf Grünland ausgebracht.“ Der Heuverkauf liefe schleppend und so findet der mit 25 Messern in einer Rundballenpresse geschnittene Aufwuchs eine nützliche Verwendung. Zum Abschluss gab es noch eine Planwagenfahrt zu den Weiden.
Wer Interesse an dem Fachprogramm der IG Odenwälder Fleischrinderhalter hat, kann sich bei Angela Mögel (0171 86 28 766) melden.