Presse
Züchtungsfortschritt regional umsetzen
Landessortenversuche als Schlüssel für die Sortenwahl
Im Rahmen einer umfassenden Informationskampagne zur Bedeutung der Landessortenversuche (LSV) präsentiert der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) einen neuen Film, der die Schritte der pflanzenbaulichen Exaktversuche – von der Planung über die Bonituren bis hin zur Veröffentlichung der Ergebnisse – detailliert vorstellt. „Wir möchten das Verständnis für den hohen Wert der staatlichen Sortenempfehlungen stärken, die wir auf Basis der Versuchsergebnisse herausgeben. Die Arbeit des Sortenprüfwesens der Länder trägt nicht nur dazu bei, das wirtschaftliche Risiko für die landwirtschaftlichen Betriebe zu minimieren, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherung. Über die Offizialberatung wird der züchterische Fortschritt mit seiner regionalen Anbaueignung zuverlässig in die Praxis getragen“, stellt Prof. Dr. Antje Herrmann, LLH Fachgebietsleiterin Fachinformation Pflanzenbau, heraus.
Extremwetterlagen, sowie strengere Auflagen in den Bereichen Düngung und Pflanzenschutz wirken sich maßgeblich auf einen wirtschaftlich erfolgreichen Pflanzenbau aus. „Doch die passende Sorte kann am richtigen Standort Potentiale entfalten, mit denen die Landwirtinnen und Landwirte die aktuellen Herausforderungen angehen können“, äußert Marc Fricke-Müller, LLH Pflanzenbauberater.
Passende Sorten für jede Region – die Rolle des Sortenprüfwesens
In Hessen werden vom LLH jedes Jahr über 600 Sorten – von Getreide über Leguminosen und Futtergräser bis hin zu Kartoffeln – in unterschiedlichen Höhen- und Wärmelagen getestet. Jährlich werden allein in der Getreidesparte rund 100 neue Sorten der Züchtungsunternehmen vom Bundessortenamt zum Anbau freigegeben. Das Sortenprüfwesen der Bundesländer untersucht anschließend deren Anbaueignung in den verschiedenen Regionen und gibt an Boden und klimatische Bedingungen angepasste Sortenempfehlungen heraus. „In Höhenlagen wie Waldeck-Frankenberg müssen die Sorten winterfest sein; in Wärmelagen wie dem Hessischen Ried hingegen spielen Trockenheit und Hitze eine größere Rolle“, sagt Cecilia Hüppe, Referentin Versuchswesen Marktfruchtbau. In insgesamt circa 120 bis 150 Versuchen werden Ertrags- und Qualitätsparameter ermittelt und die Sorten auf ihre Anfälligkeit für Krankheiten und Schaderreger untersucht.
Für den konventionellen Ackerbau geschieht dies in Hessen auf sechs unterschiedlichen Versuchsstandorten; für den ökologischen Landbau sind es drei. Die Versuchsstandorte sind auf verschiedene Anbauregionen verteilt, die sich oft über Ländergrenzen hinweg erstrecken. Dies ermöglicht es, Versuchsergebnisse im Verbund mit benachbarten Bundesländern überregional auszuwerten und die Datenbasis der Empfehlungen zu vergrößern.
Exakte Planung und Durchführung führen zu zuverlässigen Empfehlungen
Die Planung und Durchführung der Landessortenversuche sind zeit- und kostenintensiv, aber unerlässlich, um wissenschaftlich fundierte und statistisch belastbare Ergebnisse und Anbauempfehlungen zu erhalten.
Letztlich können die Betriebsleitungen Sorten identifizieren, die ihren Standortvoraussetzungen und individuellen Zielen entsprechen. Auf diese Weise wird der Anbau in den jeweiligen Regionen sowohl nachhaltig als auch wirtschaftlich effizient gestaltet und die Ernährungssicherheit gewährleistet. „Im Gegensatz zum Saatguthandel und den Züchtungsunternehmen sind die bereitgestellten Informationen des Sortenprüfwesen der Länder neutral, unabhängig und basieren auf einer breiten, bundesweiten Datengrundlage“, unterstreicht LLH-Marktfruchtbaureferentin Hüppe.
Link zum Video: https://youtu.be/6VhZQGU00Mc