Marktfruchtbau
Engmaschiges Schädlingsmonitoring im Raps zahlt sich aus
Im Rapsanbau haben die Landwirtinnen und Landwirte häufig mit einem sehr hohen Befallsdruck durch tierische Schädlinge zu kämpfen. Der Rapsanbau ist daher meist nur wirtschaftlich, wenn Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, um den Schaden so zu begrenzen.
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verursacht jedoch Mehrkosten für den Betrieb und es ist zu hinterfragen, ob Nebenwirkungen auf andere Organismen, Boden, Gewässer usw. zu erwarten sind. Daher sollte der Pflanzenschutzmitteleinsatz nach den Grundprinzipien des integrierten Pflanzenbaus („So viel wie nötig, so wenig wie möglich“) sowie nach der guten fachlichen Praxis Schadschwellen-orientiert erfolgen. Hierbei ist es wichtig, die Monitorings in engen zeitlichen Abständen und spezifisch für jeden Schlag durchzuführen. In Arbeitsspitzen stellt dies die Betriebe häufig vor Herausforderungen.
Hier kann das Informationssystem für die integrierte Pflanzenproduktion (ISIP) unterstützen. Durch die Ermittlung der Zuflugs- und Fangzahlen in verschiedenen Regionen und die Datenweiterleitung an das Monitoring-Modell ISIP werden beispielsweise Befallskarten erstellt, die online einsehbar sind. Hier können Landwirtinnen und Landwirte sich ein umfassendes Bild über die Schädlingssituation allgemein und auch in ihrer Region machen. Dies kann im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes Behandlungsentscheidungen erleichtern, da z. B. der Beginn des Schädlingszufluges in der Region oder die Ausbreitung eines (neuen) Schädlings mitverfolgt werden kann. Die chemische Behandlung kann standortindividuell angepasst und im besten Fall können Pflanzenschutzmaßnahmen eingespart werden.
In Hessen wurde der Frühjahrszuflug in Winterraps an 36 Monitoringstandorten bei ISIP eingetragen.
Durchführung des Monitorings über einen langen Zeitraum essentiell
Im Rahmen des Pestizidreduktionsplans führten Beratungskräfte des LLH zwischen dem 08.02. und dem 15.04.2024 eine Schaderregerüberwachung im Winterraps durch. Dabei wurden in der Region Nordhessen regelmäßig 7 Rapsschläge von insgesamt 5 Landwirten auf Schädlingszuflug und -befall kontrolliert.
Das Schädlingsaufkommen in 2024 war ungleichmäßig und schwer vorherzusehen. In der nordhessischen Region war der Zuflug von Feld zu Feld sehr heterogen.
Die Rapsschädlinge treten, wie auf der Grafik des Pflanzenschutzdienstes Hessen (PSD, RP Gießen) zu sehen, zu unterschiedlichen Zeiten im Feld auf und werden entweder in der Gelbschale oder an den Pflanzen bonitiert.
Die Beratungskräfte des LLH gingen wie folgt vor: Im Februar wurde je eine Gelbschale auf einem Monitoringstandort etwa 10 Meter vom Feldrand entfernt aufgestellt und mit Wasser und Spülmittel gefüllt. Diese wurden dann zwei Mal pro Woche auf den Großen Rapsstängelrüssler, den Gefleckten und den Schwarzen Kohltriebrüssler kontrolliert und das Wasser ausgetauscht. Weiterhin wurden die Pflanzen direkt auf Rapsglanzkäfer und später auf Kohlschotenrüssler kontrolliert. Ab Mitte März wurden die Gelbschalen auf Stäbe gesteckt und mit den wachsenden Rapspflanzen hochgesetzt. Mit dem Einsatz der Vollblüte wurden die Gelbschalen wieder abgebaut. Die Landwirte und Landwirtinnen wurden regelmäßig über die Fangzahlen informiert und bei Bedarf wurden Empfehlungen zur Bekämpfung gegeben.
Weitere Informationen des LLH zum Schädlingsmonitoring im Raps: https://llh.hessen.de/pflanze/marktfruchtbau/raps/pflanzenschutz-raps/jetzt-schon-an-gelbschalen-denken.
Lokal große Unterschiede im Schädlingsaufkommen
Die Relevanz von feldspezifischen Monitorings zeigt sich deutlich beim Vergleich von Standorten, die ca. 23 km Luftlinie voneinander entfernt sind. Am Standort Dens wurde im Laufe des gesamten Monitorings kein einziges Mal eine Schadschwelle mit einem der Rapsschädlinge überschritten. Der relevanteste Gelbschalenfang war am 21.03.2024 mit 3 Großen Rapsstängelrüsslern. Dieser Landwirt hat auch entsprechend keine Insektizidanwendungen im Raps durchgeführt.
Zwei andere Felder in Jestädt waren jedoch stark von Rapsschädlingszuflug betroffen. Alleine bei einem der beiden Monitoringstandorte dort wurden am
- 19.02: 110 Gefleckte Kohltriebrüssler
- 05.03: 8 Große Rapsstängelrüssler
- 15.03: 17 Gefleckte Kohltriebrüssler
- 21.03.: 37 Gefleckte Kohltriebrüssler
- 02.04.: 7 Große Rapsstängelrüssler
- 08.04.: 5 Große Rapsstängelrüssler, 48 Gefleckte Kohltriebrüssler
gezählt und somit Schadschwellenüberschreitungen festgestellt.
Weiterhin wurden über Pflanzenkontrollen am
- 08.04: 1,7 Kohlschotenrüssler/Pflanze
- 11.04.: 1,7 Kohlschotenrüssler/Pflanze
- 15.04.: 1,5 Kohlschotenrüssler/Pflanze
gezählt und Überschreitungen von der Schadschwelle des Kohlschotenrüsslers festgestellt. Der andere Monitoringstandort in Jestädt zeigte deutlich seltener Schadschwellenüberschreitungen, der einzige Unterschied zwischen den beiden Schlägen ist die höhere Lage des letzteren. Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, jedes Feld mit seinen spezifischen Eigenschaften einzeln zu betrachten.
Monitoring kann dem Betrieb bei der Bestandesführung helfen
Eine Umfrage unter den teilnehmenden Landwirten nach Abschluss des Monitorings hat gezeigt, dass alle Landwirte durch das Monitoring ihre Bestandsführung optimieren konnten und das Monitoring somit einen positiven Effekt für sie hatte. Für fast alle der Landwirte (4 von 5) war es grundsätzlich schwierig, einen detaillierten Einblick über den ungleichmäßigen Zuflug der Rapsschädlinge zu erhalten. 3 von den 5 Landwirten konnten dank des engmaschigen Monitorings durch LLH Beratungskräfte mindestens eine Pflanzenschutzmaßnahme einsparen.
Fazit: Das Rapsmonitoring in Nordhessen durch die LLH Beratungskräfte kann positiv für die Landwirtschaft und einen nachhaltigen Pflanzenschutz bewertet werden. Die Landwirte konnten schlagspezifische Entscheidungen treffen. Die jeweilige Beratungskraft aus der Region erhielt zudem eine solide Datenbasis für individuelle Beratungsempfehlungen.
[1] Bei ISIP können Prognosemodelle und Befallskarten für verschiedenste Schaderreger und Schädlinge in Landwirtschaft und Gartenbau eingesehen werden.