Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Geflügel

Beurteilung von Tierschutzindikatoren und tägliche Kontrolle – der Schlüssel zum Erfolg

Regelmäßige Tierbeurteilungen sind bei Legehennen wichtig, um die Herden hinsichtlich des Tierwohls richtig einzuschätzen. Zudem sind sie vom Tierschutzgesetz gefordert und auch von Seiten der Vermarktung gibt es inzwischen Regelungen.

2 Personen in einem Hühnerstall, die eine Person hält ein Huhn im Arm
Der LLH berät gerne zu Fragen bei der Beurteilung von Tierschutzindikatoren

Nachfolgend wird vorgestellt, wie eine Tierbeurteilung bei Legehennen erfolgt und wie die Beratung des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) Sie unterstützen kann.

Eigenkontrollen von Tierschutzindikatoren

Die Eigenkontrolle des Tierwohls wird für die Vermarktung der Eier immer wichtiger. Wenn Kunden sich die Hühner ansehen können, sind sie gerne bereit, mehr für deren Eier auszugeben. Dies ist z.B. bei Ställen mit Auslauf oder mobilen Ställen mit Direktvermarktung der Fall. Werden die Eier aber im Lebensmitteleinzelhandel verkauft, kann ein Label zeigen, dass das Tierwohl intensiv kontrolliert wird. Dies geschieht bei Eiern aus Ökologischer Haltung insbesondere von den Ökoverbänden. Aber auch bei Legehennenhaltungen, die z.B. durch das Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes zertifiziert sind, finden Tierwohlkontrollen statt. Betrieben, die ihre Eier mit dem KAT-Siegel Kontrollierte Alternative Tierhaltung e.V. vermarkten, wird seit Anfang 2023 empfohlen, bei jeder Herde vier bis fünf Mal eine Eigenkontrolle durchzuführen. Ab Anfang 2025 soll dies verpflichtend umgesetzt werden. Dies betrifft viele Betriebe, die in den Lebensmitteleinzelhandel liefern.

Unabhängig hiervon sind alle Tierhaltenden verpflichtet, Eigenkontrollen durchzuführen. § 1 und § 2 des Tierschutzgesetzes besagen, dass der Mensch das Leben und Wohlbefinden von Tieren schützen soll. Personen, die Tiere halten oder betreuen, müssen diese geeignet ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen. Zudem müssen sie die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen. Das soll laut § 11 (8) des Tierschutzgesetzes hinsichtlich der Nutztierhaltung zu Erwerbszwecken mit Eigenkontrollen sichergestellt werden. Betriebe sollen dabei bestimmte Merkmale der Tiere, die „Tierschutzindikatoren“ genannt werden, erheben und bewerten. Dies können z.B. Gefiederzustand, Hautverletzungen, Fußballen- und Brustbeinveränderungen sein.

Tierkontrollen sollten mehrfach täglich stattfinden

Eine Beurteilung und das Wiegen der Junghennen zur Einstallung als auch in regelmäßigen Abständen danach hilft, das Management im Betrieb langfristig zu verbessern. Zudem erkennt der geübte Beobachter bei der täglichen Kontrolle, ob sich gegenüber dem Vortag etwas verändert hat und auf ein Problem hinweist. Hierfür müssen nicht nur die Betriebsleitungen, sondern auch das Stallpersonal, über entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen sowie sensibilisiert werden. Unabhängig von einer regelmäßigen Eigenkontrolle sollte daher auch bei der täglichen Kontrolle die Herde sorgfältig in Augenschein genommen und einige Tiere aufgenommen und beurteilt werden.

Bereits kleine Anzeichen wie Nervosität, das Fressen von Federn aus der Einstreu oder beginnendes Picken am Stoßansatz geben Hinweise darauf, dass Handlungsbedarf besteht (z.B. ein zu geringer Salzgehalt im Futter von 0,08 % gegenüber 0,16 %) oder sich eine Infektion ankündigt (z.B. Schwarzkopfkrankheit / IB Infektion). Oft ist das mit einem akuten Nährstoffmangel verbunden. Rasch muss nach der Ursache gesucht und mit Maßnahmen gegengesteuert werden, damit sich kein Federpicken oder Kannibalismus in der Herde entwickelt. Legehennen sind Hochleistungstiere, die diesbezüglich wenig fehlertolerant sind. Durch Stress ausgelöstes Federpicken oder Kannibalismus können bereits nach wenigen Tagen im Verhaltensmuster der Legehennen so stark verankert sein, dass diese nie mehr damit aufhören.

Je mehr Federn das Tier durch Federpicken verloren hat, desto wahrscheinlicher hat es auf der nackten Haut kleine oder größere Verletzungen, die im schlimmsten Fall zu Kannibalismus führen können. Dabei können die Kloakenregion, die Zehen (besonders bei weißbefiederten Hennen) sowie befiederte Körperregionen – vor allem am Rücken, Legebauch und Hals – betroffen sein. Zudem können die Tiere durch schmerzhafte Fußballengeschwüre und Brustbeinbrüche beeinträchtigt sein.

Tipps für Materialien zur Tierbeurteilung

Für unterschiedliche Tierschutzindikatoren gibt es wissenschaftlich erprobte und praxisreife Materialien, die anhand von Fotos und einfachen Definitionen helfen, den Zustand eines Tieres zu beurteilen:

Schulungen in Präsenz sind wichtig

Die Unterlagen zur Tierbeurteilung von MTool, KTBL-Tierschutzindikatoren und KAT-Tool sind weitgehend selbsterklärend, aber es bedarf einiger Übung, um eine solche Tierbeurteilung durchzuführen. Daher sollten die Schulungsmaterialien wie Videos und Online-Kurse zur Vorbereitung genutzt werden. Sie ersetzen aber nicht die Anleitung und Übung mit den Tieren im Stall. Auch sollte man sich mit den Erfassungslisten und Auswertungstools vertraut machen. Daher sollten Schulungsangebote mit Praxisteil, bei denen die Tierbeurteilung erklärt, besprochen und erprobt wird, wahrgenommen werden. Möglichst auch mehrfach, denn eine Junghenne wird beispielsweise anders beurteilt als eine Legehenne. Die nötigen theoretischen und praktischen Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt der LLH in Kursen. Termine werden regelmäßig auf der Website des LLH veröffentlicht. Zusätzlich bietet die Geflügelberatung des LLH eine einzelbetriebliche Beratung an und schult Sie und Ihre Mitarbeitenden vor Ort im eigenen Betrieb.

Bonitierung einer Legehenne an Kopf, Rücken und Brustbein:

 

Die regelmäßige Erfassung von Tierschutzindikatoren beinhaltet:

  • Ermittlung der Körpergewichte zur Berechnung des mittleren Herdengewichtes und der Uniformität.
  • Beurteilung von Gefiederzustand, Verletzungen, Fußballen- und Brustbeinzustand sowie Anzeichen für Infektionen.

Zusätzlich zur Erfassung von Tierschutzindikatoren ist bei der täglichen Kontrolle folgendes zu beachten, um frühzeitig Probleme in der Herde zu erkennen:

  • Tierkontrolle mindestens 2 x täglich
  • Erfassung und Berechnung des Wasser- und Futterverbrauchs
  • Verhalten: Sind die Tiere nervös, steigt die Pickaktivität oder fressen die Tiere Federn vom Boden? Ist Federpicken oder verletzendes Picken an anderen Tieren zu beobachten?
  • verlegte Eier sammeln und Anzahl notieren, Bluteier getrennt erfassen. Bei ungewohnt hoher Anzahl an Bluteiern die Tiere auf Kloakenpicken kontrollieren.
  • Tote Tiere aus dem Stall entfernen und dokumentieren. Anzahl toter bepickter / ausgehöhlter Tiere gesondert erfassen und bei Auftreten die Herde hinsichtlich Pickverletzungen im Blick haben.
  • Kontrolle der technischen Anlagen (u.a. Fütterung, Lüftung, Beleuchtung)
  • Beschaffenheit des Einstreumaterials: Nach Bedarf Kotschieber betätigen/ manuell Entmisten
  • Verbrauch von Raufutter und Picksteinen beobachten und ggf. ergänzen
  • Milbenstatus (Rote Vogelmilbe) regelmäßig ermitteln
  • Auslaufbegutachtung

Fazit

Die Tierschutzindikatoren regelmäßig zu erheben und eine gewissenhafte tägliche Kontrolle können die Gesundheit und biologischen Leistungen einer Herde über die gesamte Legephase erheblich verbessern. Insbesondere lässt sich dadurch die Nutzungsdauer einer Herde gut einschätzen, was die Planung der Durchgänge optimiert.


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