Schafe & Ziegen
Nachlese: Mit Schafen in die Zukunft
Rund 50 Interessierte folgten trotz tropischer Temperaturen und aktivem BTV3-Geschehen der Einladung des Tierwohl-Kompetenzentrums (TWZ) Schaf am 3. August 2024 zum 2. Fachtag auf dem Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse (NRW). Dort wurden sie von Gesa Krone (TWZ Schaf, FiBL) und Fides Lenz (Landwirtschaftskammer NRW) begrüßt.
Neben der Vorstellung von Projektergebnissen zur Haltung und Zucht unkupierter Schafe mit Blick auf das Management, die Tiergesundheit und die Tierzucht bot die Veranstaltung ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm rund um das Schaf.
Alternativen zum Kupieren des Schwanzes bei Schaflämmern
Die geplante Novellierung des Tierschutzgesetzes rückt das Verbot des Kupierens von Lämmerschwänzen weiter in den Fokus. Das TWZ Schaf hat sich in den vergangenen Jahren gemeinsam mit 25 Netzwerkbetrieben intensiv mit der Umsetzung beschäftigt. Die Projektpartner können nun mit ersten Ergebnissen aufwarten und Empfehlungen geben, wie die Umsetzung dem Tierwohl entsprechend funktionieren kann. Nele Jung (LLH) und Martin Tiemann (Landschäferei Tiemann) stellten das Projekt vor und gaben Einblicke in die Anpassung des Managements. Zentrale Punkte sind hier- die konsequente Dokumentation von Daten und Auffälligkeiten, beispielsweise im von Rebecca Simon (LLH) vorgestellten, neuen serv.it OVICAP Managementtool,
- die Durchführung bedarfsgerechter Schwanzschuren,
- sowie die Durchfallprophylaxe.
Ein wichtiger Pfeiler für Letzteres ist auch die intensive Zusammenarbeit mit einer bestandsbetreuenden Tierarztpraxis. Neben der engen veterinärmedizinischen Beratung der Netzwerkbetriebe haben die Tierärzte der Justus-Liebig-Universität (JLU) im Projekt auch untersucht, ob und wie der lange Schwanz die Tiergesundheit beeinflusst. Der Langschwanz scheint beispielsweise einen Schutz vor dem Eindringen von Keimen in den Vaginaltrakt darzustellen – das zeigten vergleichende Vaginaltupfer, so Lukas Trzebiatowski und Sarah Schmid (Repro, JLU).
Zucht auf eine kürze Schwanzlänge etablieren
Dennoch muss darauf geachtet werden, dass es bei überdurchschnittlich langen Schwänzen nicht zu Brüchen oder Fehlbildungen kommt, die dem Tierwohl abträglich sind. An dieser Stelle kommt auch die AG Tierzucht der JLU ins Spiel, denn wie Jennifer Oberpenning berichtet, ist eine Zucht auf eine kürzere Schwanzlänge gut möglich. Hohe nachgewiesene Heritablitäten (Erblichkeiten, h²) und die vorhandene phänotypische Varianz des Merkmals innerhalb der Rassen bilden einen guten Grundstock für die züchterische Bearbeitung. Dabei müssen natürlich die Korrelationen mit anderen Merkmalen, sowie der Erhalt der genetischen Diversität im Blick behalten werden. Dass die Zucht auch bereits praktische Erfolge erzielt hat, konnten sowohl die Lehr- und Forschungseinrichtung Oberen Hardthof als auch Martin Tiemann zeigen (Abb. 1). Wichtig war den teilnehmenden Netzwerkbetrieben auch, direkt ihre Berufskolleginnen und -kollegen aufzufordern sich zeitnah mit der Thematik zu beschäftigen und mit der Umsetzung in den eigenen Beständen zu beginnen.
Altes Wissen wiederbeleben und für die Zukunft nutzen
Für eine tierwohlgerechte Schafhaltung lohnt manchmal auch der Blick in die Vergangenheit und das Wiederaufleben und die Ergänzung alten Wissens mit neuen Erkenntnissen. Das stellte Maria Hoffmann (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft) mit dem Projekt „Ackerbeweidung mit Schafen (ABS)“ eindrucksvoll vor. Sie zeigte, wie Schafhaltende und Ackerbaubetriebe von einem gemeinsamen Kreislaufsystem profitieren können. Die Erkenntnisse nach dem ersten Projektjahr sind vielversprechend, beispielsweise für die Bodenfeuchte und Bodentextur. Die Tierernährung und -gesundheit, u.a. der Parasitenbefall, werden im Projekt ebenfalls fokussiert. Die Ergebnisse liegen zurzeit noch nicht vor.Weitere Informationen zum Projekt.
Auch Janos Wack (Triebwerk UG) machte mit der Vorstellung des Projektes „Nutzungs- und Konservierungsverfahren für Futterlaub aus Agroforstsystemen zur Verbesserung der Nährstoffversorgung und Reduktion von Methanemissionen bei kleinen Wiederkäuern (FuLaWi)“ die Vorzüge interdisziplinärer Ansätze deutlich. Denn angelegte Gehölzstreifen dienen nicht nur der Energienutzung und dem Witterungsschutz, sondern können auch als Futtermittel für kleine Wiederkäuer genutzt werden. Die Nährstoffgehalte und Futtereigenschaften von beispielsweise Pappeln und Weiden stimmen positiv. Gerade arbeitet das Projekt an der technischen Umsetzung des Einsatzes von Laub in der praktischen Fütterung.
Weitere Informationen zum Projekt.
Aktuelles zu BTV-3
Natürlich durfte auch der Blick auf die aktuelle Situation der Blauzungenkrankheit nicht fehlen. Dr. Holger Thoms-Richterich gab Einblicke in den komplexen veterinärmedizinischen Hintergrund der Viruserkrankung und erläuterte Symptome und aktuelle Impfmöglichkeiten.Das TWZ Schaf bedankt sich an dieser Stelle herzlich bei allen Referierenden und Teilnehmenden für ihren Beitrag zu dieser Veranstaltung.
Veranstaltungshinweis:
Am 14.09.2024 wird das TWZ Schaf gemeinsam mit dem Hofgut Neumühle und dem Netzwerk Fokus Tierwohl den 2. Neumühler Schaf- und Ziegentag ausrichten.
Eine Anmeldung wird über folgenden Link erbeten: https://www.hofgut-neumuehle.de/veranstaltungen/2463858/2024/09/14/2.-neum%C3%BChler-schaf-und-ziegentagung.html