Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ökologischer Gartenbau

Nachlese: Mulch-Feldtag von live2give

Gemüse im Mulch anbauen? Live2Give zeigt wie es geht.

Am 06.08.2024 fand der jährliche Mulch-Feldtag bei live2give im Westerwald statt. Auf dem Bio-Gemüsehof in Dickendorf wird bereits seit 2011 erfolgreich mit Mulchsystemen gearbeitet. Interessierte konnten sich ausgiebig über die neusten Innovationen rund um den Mulch-Gemüseanbau und die Erfahrungen aus der aktuellen Saison informieren und austauschen.

Zu Beginn stellte Betriebsleiter Johannes Storch den Betrieb und speziell das Anbausystem vor. Der Gemüsehof wirtschaftet auf 14,6 ha, wobei jeweils ein Drittel als Gemüsebaufläche, Ackerland v.a. für Biomasseproduktion und Grünland genutzt wird. Die Gemüseproduktion und -vermarktung, die Lebensmittelverarbeitung und hofeigene Bäckerei werden durch den Betriebszweig „Maschinenbau“ unter dem Namen „MulchTec“ ergänzt.

Der im Westerwald gelegene Betrieb wirtschaftet in einer Grenzregion für den Gemüsebau. Storchs Ziel ist es, innovative Ideen zum Erhalt und zur Steigerung eines gesunden Bodens zu entwickeln und für die Praxis zugänglich zu machen.

Vorteile von Mulch auf einen Blick

Mulch bringt viele Vorteile mit sich: Als Bodenbedeckung reduziert Mulch effektiv die Verdunstung von Wasser aus dem Boden (=Evaporation). Darüber hinaus erhöht Mulch die biologische Aktivität im Boden und verbessert die Aggregatstabilität. Er steigert die Infiltrationsleistung der Böden und senkt zeitgleich das Erosionsrisiko. Eine dauerhafte Bodenbedeckung mit einer ausreichend dicken Mulchschicht unterdrückt Samenunkräuter und reguliert gleichzeitig die Bodentemperatur.

Auf dem Gemüsehof von live2give werden sowohl Insitu-, Transfer- als auch Kombimulchverfahren angewendet.

  • Transfermulch: das Mulchmaterial wird auf einer sogenannten Geberfläche angebaut (z.B. Wickroggen, Kleegras, Sudangrasmischungen u.a.), nach dem Mulchen erfolgt ein Transfer auf die „Nehmerfläche“ auf der die Gemüsekultur gepflanzt wird.
  • Insitu-Mulch: Das Mulchmaterial wird als Zwischenfrucht angebaut, zwischen Blüte und Milchreife gemulcht und auf der Anbaufläche als Mulchmaterial belassen.
  • Kombimulch: Die Gemüsekultur wird auf der Insitu-Mulch Fläche angebaut und zusätzlich wird noch Transfermulch ausgebracht. Dies ist sinnvoll bei einem geringen Biomasse-Ertrag der Insitu-Fläche, um eine ausreichende Auflage zu erreichen.

Feuchte Witterung führt zu erhöhtem Unkrautdruck in Mulch

Die feuchte Witterung im Herbst 2023 führte zu einem erhöhten Unkrautdruck in der Winterzwischenfrucht. Aus diesem Grund hat sich Betriebsleiter Johannes Storch für das Kombi-Mulchverfahren entschieden, wodurch das Risiko von durchwachsendem Unkraut minimiert werden sollte. Allerdings hat die Saison 2024 gezeigt, dass bei langanhaltenden Regenperioden, selbst das Kombi-Mulchverfahren nicht alle Samenunkräuter unterdrücken kann. Dies macht auch bei Mulchsystemen eine manuelle oder maschinelle Unkrautbekämpfung notwendig.

Neuerungen im Maschinenpark: Hack- und Sätechnik im Mulch-Anbausystem

Während eines Rundgangs durch den Maschinenpark von live2give, stellte der Betriebsleiter den Teilnehmenden die aktuelle Pflanz- und Sätechnik vor: Der MulchTec-Planter schneidet die Mulchdecke mit einem Messerrad auf, das Pflanzschar folgt dem erzeugten Schnitt und setzt die Jungpflanze. Daran anschließend werden Boden und Mulchschicht durch Andruckrollen angedrückt. Mit Revolver-Pflanztechnik ausgestattet, kann der MulchTec-Planter sowohl Erdpresstöpfe, Speedies als auch wurzelnackten Porree pflanzen. Die Schlagkraft der Pflanzmaschine liegt bei bis zu 16.000 Pflanzen pro Stunde. Zusätzlich kann während der Pflanzung eine Unterfußdüngung in den Pflanzschlitz hinzugegeben werden. Dies ist insbesondere im Frühjahr von hoher Bedeutung, da sich der Boden unter Mulch langsamer erwärmt, wodurch die Mineralisation im Boden deutlich verlangsamt ist.

Die Erfahrungen aus dieser Saison haben gezeigt, dass trotz des Einsatzes von Mulch, Unkraut ein Problem werden kann. Bislang war jedoch eine mechanische Unkrautbekämpfung in Mulch mit der bisherigen Hacktechnik nicht möglich. Johannes Storch stellte den Teilnehmenden einen von live2give entwickelten Prototypen vor, welcher aus einer Hacke des Herstellers Feldklasse mit rotierenden Werkzeugen besteht und mit Walzen im Nachlauf die Mulchschicht wieder andrückt.

Herausforderungen bei der Direktsaat in Mulch

Beetanbau von Pastinaken, im Hintergrund Bäume, Gebäude und ein Hügel, der Himmel ist blau
Abb. 1: Direktsaaten von Pastinake im Mulchanbau-Verfahren
Mann neben Möhrenfeld, im Hintergrund Wohnbebauung und Wald, der Himmel ist leicht bewölkt
Abb. 2: Betriebsleiter Johannes Storch stellt die Erfahrungen der diesjährigen Möhrendirektsaat in Mulch vor

2024 wurden ein Großteil der Möhren, Pastinake und Rote Bete auf dem Biogemüsehof in Mulch gesät (Abb.1 & 2). Die Direktsaat in Mulch ist es eine große technische Herausforderung, da die Saatreihe durch die Mulchschicht teilweise abgedeckt wird und Samen dadurch an der Keimung gehindert werden. Um einen zuverlässigen Feldaufgang von Feinsämereien in Mulch zu erreichen, braucht es noch weitere Anpassungen der Saattechnik. Durch die Wahl von grobkörnigen Kulturarten, wie Bohnen oder Kürbisse, die eine stärkere Triebkraft aufweisen, kann jedoch bereits mit der jetzigen Technik erfolgreich in Mulch gesät werden.

Das Team von live2give bringt das Mulchmaterial mit einem umgebauten Ladewagen mit Windschutz aus. Die gleichmäßige Verteilung des Mulchmaterials ist essentiell für die Unkrautunterdrückung und wird durch vier Streuwalzen mit überlappenden Zähnen erreicht.

Traktor mit Anbaumaschine, im Vordergrund stehen Knollensellerie und Porree, im Hintergrund ist ein Wald
Abb. 3: Vorführung des MulchTec-RotoSeeder, welcher eine Saat von Zwischenfrüchten und Getreide in Erntereste und Restmulchaufflagen ermöglicht
Zwischen vertrocknetem Mulch sind vereinzelt frisch gepflanzte Grünkohlpflanzen zu erkennen, am oberen Bildrand ist ein Teil der Pflanzmaschine zu sehen.
Abb. 4: Pflanzung von Grünkohl in Mulch mit dem MulchTec-Planter

Bei der Vorführung des MulchTec-RotoSeeder, einer Kombination aus Umkehrfräse und Sätechnik für Getreide und Zwischenfrüchte, konnten die Teilnehmenden sehen, wie die Maschine funktioniert und welche Vorteile sie im Mulchgemüsebau bietet (Abb. 3). In einem Arbeitsgang werden Restmulch und Ernterückstände durch den RotoSeeder zerkleinert, die als Bodenbedeckung auf der Fläche verbleiben. Gleichzeitig schneiden die Winkelmesser das Unkraut ab und das Saatgut wird durch das pneumatische Sägerät unter dem Erdmulchgemisch abgelegt.

Später wurden die verschiedenen Schläge mit Mulchgemüse besichtigt; es erfolgte eine Vorführung des MulchTec-Planters bei der Grünkohlpflanzung (Abb. 4).

Der Feldtag gab den Teilnehmenden praktische Einblicke in das Thema Mulch im Gemüsebau und stellte innovative Ansätze vor.

Sie sind am Thema Mulchanbau interessiert? Die „ökologische Gartenbauberatung“ des LLH berät Sie gerne. Oder werden Sie Mitglied im Arbeitskreis ökologischer Gemüsebau Hessen. Weitere Informationen dazu finden Sie unter https://llh.hessen.de/beratung/beratungsangebote/ .

Ansprechpartner des LLH finden Sie in der Kontakte-Box rechts oben bzw. unten bei mobiler Ansicht.


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