Eiweißinitiative
Nachlese Praxistage: Konservierung von Klee- und Luzernegras
Am 15. und 18.07.2024 fand auf ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieben, der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen (Nordhessen) und dem Rescheider Hof in Oberwesel (Rheinland-Pfalz), jeweils ein Praxistag zur Klee- und Luzernegras-konservierung statt.
Die Betriebsbetreuenden des Demonstrationsnetzwerks KleeLuzPlus Simon Tewes von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW), Martin Himmelmann und Ina-Noreen Grimm, beide vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), führten durch die Veranstaltung.
Dr. Klaus Hünting von der LWK NRW, Referent für Futterkonservierung im Bereich Silierung, Andre Peter vom LLH, Referent für Futterkonservierung im Bereich Heu und Friedrich Grimmer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Referent für die Verwertung kleinkörniger Leguminosen, gaben geballtes Wissen rund um die Klee- und Luzernegraskonservierung weiter.
Erfolgreiches Silieren von Klee- und Luzernegras
Klee- und Luzernepflanzen verfügen über einen hohen Proteinanteil. Dieser kann sich bei einem gleichzeitig geringen Zuckeraneignungsvermögen von Luzerne puffernd auf die pH-Wert-Absenkung auswirken und die Milchsäuregärung verhindern. Das Schnittgut sollte deswegen doppelt so viel Zucker enthalten, wie an Pufferkapazität des Klee- und Luzerneproteins vorhanden ist. Zuckerhaltige Gräser können hier als Mischungspartner eingesetzt werden und auch sonniges Wetter beeinflusst den Zuckergehalt der Pflanzen positiv.
Dr. Hünting wies besonders auf den Spagat zwischen zu feucht oder zu trocken eingebrachten Klee- und Luzernepflanzen bei der Ernte hin: Lange Feldliegezeiten bedeuten Veratmungsverluste. Vorteilig sind daher kürzere Feldliegezeiten. So bleiben mehr Protein und auch mehr Zucker in den Pflanzen erhalten. Bei zu feuchtem Schnittgut besteht jedoch das Risiko von Fehlgärungen in der späteren Silomiete in Richtung Alkohol, Essig- oder Buttersäure. Diesen Fehlgärungen kann mit einem Trockenmassegehalt der Pflanzen zwischen 38-45% entgegengewirkt werden. Da ab einem Trockenmassegehalt von 30 % das Risiko von Bröckelverlusten steigt, ist es wichtig, auf eine schonende Erntetechnik zu achten. Die wertvollen Inhaltsstoffe befinden sich bei Klee- und Luzernepflanzen überwiegend in den Blättern. Werden Walzen-Aufbereiter eingesetzt, werden die Pflanzen beim Mähen gequetscht und dadurch weniger Blätter abgeschlagen.
Dem Erntegut sollten passende Milchsäurebakterien und auch Melasse zur Zuckeranreicherung hinzugegeben werden, um einen optimalen Gärverlauf zu erzielen. Konventionelle Betriebe können zudem Ameisensäure für eine pH-Wert-Absenkung oder ein chemisches Neutralsalz (Natriumbenzoat, Kaliumsorbat) hinzufügen, damit die Alkoholbildung verhindert wird. Wichtig, aber auch schwierig ist es, die zugegebenen Substanzen homogen zu verteilen. Dies kann besonders gut gelingen, wenn im Gutstrom des Häckselmaterials im Feldhäcksler zudosiert wird.
Über eine erfolgreiche Milchsäuregärung entscheidet außerdem der sauerstoffdichte und zeitnahe Folienabschluss der Silomiete. Es zahlt sich aus, hier Zeit und Mühe zu investieren. Die Veratmung des Restsauerstoffes im Verlauf des Silierprozesses sorgt dann in der Silomiete für eine hygienisch einwandfreie Silage.
Für die Herstellung von Rundballensilage ist die Folienstabilität und -stärke sowie die Härte der Stoppeln, auf denen die Ballen abgesetzt werden, maßgeblich. Die Stängel der Luzerne können Löcher verursachen. Die Löcher sollten umgehend mit Silo-Klebeband verschlossen und geklebte Siloballen zeitig verfüttert werden, da die nachträgliche Abdichtung erfahrungsgemäß nicht lange hält.
Zusammengefasst sind die wichtigsten Stellschrauben für eine erfolgreiche Silierung von Klee- und Luzernegras:
- Standortangepasste Gräser als Mischungspartner wählen
- Schonende Erntetechnik einsetzen
- 38 – 45 % Trockenmassegehalt des Erntegutes
- Milchsäurebakterien und Zucker für die Milchsäuregärung hinzufügen
- Absolut sauerstoffdichter und zeitnaher Folienabschluss der Silomiete
- Gärgase sind die wertvollsten und kostengünstigsten Siliermittel!
Erfolgreiche Werbung von Klee- und Luzernegrasheu
Für die Qualität des späteren Heus ist es ratsam, die eigenen Klee- und Luzernegrasflächen regelmäßig durch Zuckeranalysen kontrollieren zu lassen, um gegebenenfalls mit einer Zuckererhöhung durch eine Nachsaat mit Gras reagieren zu können. Deutsches Weidelgras kann zum Beispiel bei sonnigen Tagen hohe Zuckerwerte bilden.
Die Schnittzeitpunkte von Klee- und Luzernegras für die Heuwerbung liegen ähnlich wie bei der Schnittzeitpunktbestimmung für die Silageherstellung. Eine Schönwetterphase im Mai bietet dafür die besten Voraussetzungen. Das Wetter birgt jedoch immer ein gewisses Risiko. Damit das Schnittgut schneller trocknet, wird ebenfalls das Mähen mit einem Walzen-Aufbereiter empfohlen. Zu bedenken ist allerdings, dass die Nutzung eines Aufbereiters zu erheblichen Insektenverlusten führen kann und somit die Biodiversität schwindet.
Beim Wenden und Schwaden ist Fingerspitzengefühl gefragt. Diese Arbeitsgänge sind die größten Knackpunkte für Bröckelverluste! Sie können jeweils bis zu 15-20% betragen. Entscheidend sind hier Fahrgeschwindigkeit und Kreiseldrehzahl. Eine Faustregel ist: Beim ersten Wendevorgang langsam und mit höherer Drehzahl fahren. Je trockener das Schnittgut dann später wird, desto schneller kann mit weniger Drehzahl gefahren werden. Eventuell reicht sogar schon einmaliges Wenden aus. Für das Schwaden haben sich Richtwerte von 11 km/h bei 400 U/min bewährt.
Eine Bodentrocknung ist für Klee und Luzerne grundsätzlich schwierig. Oft ist eine Folgetrocknung notwendig. Derzeit übliche technische Verfahren sind die Boxenheu- und Rundballentrocknung.
Fütterung von Klee- und Luzernegrasheu oder Silage
Für die Tiergesundheit lohnt sich die Fütterung mit Klee- und Luzernegras. Die hohe Strukturwirksamkeit von Luzerne wirkt sich z.B. positiv auf die Darm- und Pansengesundheit der Tiere aus. Diese fressen Luzerne gerne, weil sie ihnen schmeckt, was wiederum die Passagerate im Pansen und somit die Gesamtfutteraufnahme steigert.
Welches Konservierungsverfahren von Klee- und Luzernegras für den eigenen Betrieb passend ist, entscheiden betriebsindividuelle Faktoren. Die Eiweißfuttermitteleinsparungen rechnen sich wirtschaftlich und im Hinblick auf Trockenjahre oder im Herbst liefert Luzerne verlässlich gute Proteinwerte.