Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Bieneninstitut Kirchhain

Machen die Bienen Winterschlaf?

Diese Frage wird uns Imkerinnen und Imkern oft gestellt. Das ist verständlich, denn man kann ja nicht so einfach in einen Bienenstock hineinschauen und sich ein Bild machen.

Winterschlaf?
Bienenstand im Winter

Auch wenn es in der kalten Jahreszeit deutlich ruhiger bei den Bienen zugeht, kann nicht von einem Winterschlaf gesprochen werden. Die Bienen ziehen sich im Bienenstock zu einer Kugel, der so genannten Wintertraube, zusammen und halten sich und ihre Königin warm. Die Energie dafür gewinnen sie aus dem, in den Waben eingelagerten, Futter. Ein starkes Bienenvolk braucht ungefähr 20 kg davon, um die kalte Jahreszeit zu überdauern. Der Futtervorrat besteht natürlicherweise aus Honig, wird aber in der modernen Imkerei teilweise durch Zuckersirup ersetzt.
Die Bienen zehren nicht nur von dem Futtervorrat, sie haben sich im Spätsommer auch ein gutes Fett-Eiweißpolster zugelegt. Dieses stellt eine körpereigene Reserve dar und wird vor allem für die Ernährung der ersten Brut im neuen Jahr gebraucht. Brut wird normalerweise im Winter nicht aufgezogen. Es kostet die Bienen zu viel Energie, 35°C Bruttemperatur zu erzeugen. Allerdings ändert sich dieses Verhalten durch den Klimawandel mit seinen zunehmend milden Wintern. Tendenziell hören Bienen später oder gar nicht mit dem Brüten auf. Das ist eine Entwicklung, die Sorge bereitet, denn eine längere Brutpause wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Bienen aus.

Und was machen die „wilden“ Verwandten?

Interessant ist, wie so genannte Wildbienen überwintern. Unter dem Begriff Wildbienen versteht man in der Hauptsache Solitärbienen. Sie unterscheiden sich in ihrer Lebensweise stark von den Honigbienen. Sie bilden keine Staaten und sind nur in einem sehr begrenzten Zeitraum im Jahr aktiv. Sie sorgen für ihre Nachkommenschaft, indem sie ungestörte Plätze im Boden oder Hohlräume in Holz und Pflanzenstängeln nutzen, um Brutröhren zu schaffen. Dort werden die Eier mitsamt einem Nahrungspaket aus Pollen und Nektar abgelegt und anschließend sich selbst überlassen. In den Röhren entwickeln sich die Nachkommen und überwintern auch dort. Sind die Bedingungen im nächsten Frühjahr günstig, verlassen sie ihr Nest, paaren sich und der Zyklus fängt von vorne an.
Solitärbienen nehmen neben den Honigbienen und Hummeln einen wichtigen Platz als Bestäuber unserer Wild- und Kulturpflanzen ein. Hummeln gehören, wie die Honigbienen, zu den staatenbildenden Bienen. Ihre Kolonien sterben allerdings im Spätsommer. Nur die Hummelköniginnen überstehen die kalte Jahreszeit, indem sie sich ein trockenes Plätzchen suchen und dort in eine Winterstarre fallen.

Machen Imkerinnen und Imker auch Winterschlaf?

Ehrlich gesagt, finde ich die Vorstellung, die unangenehmen Wintermonate zu verschlafen, gar nicht so schlecht. Alternativ könnte man auch Reisen unternehmen und Bienen in südlichen Ländern besuchen. Leider kann man das nur sehr bedingt umsetzten, denn auch im Winter gibt es einiges zu tun. Die Bienenvölker selbst werden allenfalls noch einmal für die Winterbehandlung gegen die Varroamilbe gestört. Danach kehrt für viele Wochen Ruhe am Bienenstand ein.
Die gewonnene Zeit nutzt man, um den geernteten Honig zu vermarkten, denn in der Zeit von Oktober bis Weihnachten, wird Honig am meisten nachgefragt. Vor allem die zahlreichen Weihnachtsmärkte bieten Imkereien eine gute Gelegenheit, ihre Produkte anzubieten. Neben dem Honig sind das auch Bienenwachskerzen, Pollen und andere Bienenprodukte.
Ferner sind Bienenkästen und Rähmchen(1) zu reinigen und zu reparieren. Waben müssen ausgeschmolzen und das gewonnene Wachs aufbereitet werden. Es wird zu einem großen Teil zu neuen Mittelwänden umgearbeitet und in die Rähmchen eingelötet.
Aus dem Bienenwachs können auch wertvolle Kerzen hergestellt werden (Türchen 10!).

Nicht zuletzt ist im Winter die richtige Zeit, um sich weiterzubilden. Viele Vortragsveranstaltungen und Imkermessen werden in die kalte Jahreszeit gelegt. Dort bekommt man einige Anregungen und kann überlegen, ob man im folgenden Jahr eine neue Technik einsetzt oder an der Bienenhaltung etwas ändert.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist jetzt die Zeit, die Daten aus unseren Versuchen hier am Bieneninstitut zusammenzutragen und auszuwerten. Weitere Versuche müssen geplant und vorbereitet werden. Es ist wichtig, dass alles bereit ist, wenn es im nächsten Frühjahr wieder los geht mit den Bienen.


(1) Was sind Rähmchen?

Rähmchen im Bienenkasten
Rähmchen: Draht spannen

Die Rähmchen sind in der Regel aus Holz und mit einem Draht versehen. Beides stabilisiert die Wabe so, dass Honig überhaupt erst geschleudert werden kann. Das ist bei Naturbau, zum Beispiel in einem Bienenkorb oder hohlen Baumstamm, nicht möglich. Der Honig kann dort nur herausgeschnitten und ausgepresst oder mit der Wabe verzehrt werden.


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