Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung in Hessen
Objektive Ertrags- und Qualitätsdaten für Wirtschaft, Politik und Verwaltung
Verlässliche Erntedaten sind eine wesentliche Grundlage für Markttransparenz, Versorgungssicherheit und die politische Entscheidungsfindung. Die Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) stellt diese Daten auf Grundlage eines methodisch abgesicherten Erhebungsverfahrens zuverlässig in jedem Jahr zur Verfügung. In der BEE werden für ganz Hessen bzw. bundesweit die Naturalerträge erhoben, indem vor Ort Beprobungen durchgeführt werden.
Die Durchführung der BEE in Hessen ist eine echte Teamleistung
Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) koordiniert die Umsetzung der BEE und arbeitet dazu mit verschiedenen Behörden der Landes- und Kommunalverwaltung zusammen. Auf der Grundlage des Agrarstatistikgesetzes erarbeitet in Hessen zunächst das Hessische Statistische Landesamt (HSL) eine repräsentative Stichprobe von derzeit jährlich gut 500 landwirtschaftlichen Betrieben. Auf den Flächen dieser Betriebe, die sich über alle hessischen Landkreise verteilen, werden im Ernteverlauf die Naturalerträge von Winterweizen, Winterroggen, Wintergerste und Winterraps nach einem genau vorgegebenen Verfahren erfasst. Bei Getreide werden fünf gleichmäßig über einen Schlag verteilte Probeschnitte von jeweils einem Quadratmeter genommen und anschließend beim LLH in Kassel ausgedroschen. Diese Getreideproben werden verwogen und einzeln auf Besatz untersucht. Um die Ertragshochrechnungen aus Probeschnitten zu plausibilisieren, wird auf etwa jedem fünften Getreideschlag zusätzlich die tatsächliche Erntemenge, der sogenannte Volldrusch, erfasst. Die Ermittlung der Rapserträge erfolgt ausschließlich im Volldruschverfahren.
Die Durchführung der Beprobungen wird von 16 landwirtschaftlichen Fachdiensten der hessischen Landratsämter organisiert. Diese stimmen sich mit den Betrieben ab und entsenden geschultes Personal für die Beprobung auf die vorab ausgewählten Felder. Der LLH unterstützt die Landratsämter fachlich und organisatorisch. Dazu gehört u. A. die Schulung der Probenehmer, die Bereitstellung der benötigten Ausrüstung und die Koordination des Transports der Proben nach Kassel, damit die Auswertung der Proben schnellstmöglich erfolgen kann. Das HSL prüft die vom LLH zurückgemeldeten Stichprobenergebnisse und errechnet daraus die Ernteprognose für Hessen. Diese Berechnung basiert auf einem bundesweit abgestimmten Verfahren.
Erstes vorläufiges Endergebnis der laufenden Ernte schon im August
Das erste vorläufige Endergebnis der Erntedaten in Deutschland wird alljährlich in der zweiten Augusthälfte durch das Statistische Bundesamt bekanntgegeben. Auch wenn bis dahin ggf. witterungsbedingt noch nicht alle BEE-Proben erfasst sind, stellen die Zahlen erfahrungsgemäß eine sehr gute Orientierung dar. Weitere Aktualisierungen der Ergebnismeldungen inklusive der Veröffentlichung von Qualitätsdaten, wie z. B. Eiweißgehalt oder Mykotoxinbelastung folgen im Jahresverlauf. Das amtliche Endergebnis liegt in der Regel im Februar des Folgejahres vor. Über die bundesweit zusammengefassten Daten kann man sich detailliert im jährlichen Erntebericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums informieren. Der Erntebericht für 2024 ist auf der Website des BMEL unter https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/erntebericht-2024.html zu finden. In Hessen wird das erste vorläufige Endergebnis zudem jedes Jahr beim Erntegespräch des LLH im August mitgeteilt. Dieses Ergebnis ist üblicherweise dem endgültigen Ergebnis sehr nahe und wird daher von den Marktteilnehmenden auch intensiv genutzt. Im Erntegespräch berichten auch Verbände, die aufnehmende Hand sowie Beratungskräfte des LLH von ihren Beobachtungen und ergänzen damit die ermittelten Daten. Jährlich wechselnde Fachvorträge geben dem Publikum zudem interessante Einblicke in aktuelle Themen, die die Ertragssituation in der Landwirtschaft näher beleuchten.
Bei der BEE wird immer der durchschnittliche Ertrag für das Land Hessen ermittelt. Regional tiefer gegliederte Erträge (Naturräume, Landkreise usw.) ermittelt das HSL mit Hilfe seiner ehrenamtlichen Ernte- und Betriebsberichterstatter.
Auch wenn’s mal schwierig wird: Auf die BEE ist Verlass
Die Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung kombiniert die Erfassung echter Erträge im Feld mit präzisen statistischen Methoden. Auch unter schwierigen Bedingungen wie z. B. wiederkehrenden Dürren, extrem verregneten Sommern oder der diesjährig regional aufgetretenen Afrikanischen Schweinepest erweist sich ihre Methodik als robust und verlässlich. Das große Engagement aller Beteiligten ermöglicht seit vielen Jahrzehnten schon sehr frühzeitig sofort nach der Ernte eine solide und verlässliche Aussage zu den Ernteerträgen in Hessen und Deutschland.