Eiweißinitiative
Nachlese LeguNet-Feldtag: Soja-Wertschöpfungskette erfolgreich etabliert
Auf dem LeguNet-Feldtag am 22. August 2024 drehte sich alles rund um die Sojabohne. Fachleute diskutierten mit den Teilnehmenden die komplette Soja-Wertschöpfungskette vom Anbau bis zur Verwertung. Gastgeber war der Demonstrationsbetrieb Benedikt Sprenker in Beckum nahe Hamm in Westfalen.
Das rege Interesse an der Veranstaltung als auch die Anbauzahlen zur Sojabohne machen Mut, dass sich die Kultur in Deutschlands Fruchtfolgen etablieren kann. „Der Sojabohnenanbau nimmt stetig zu. Dieses Jahr wurden auf knapp 42.000 Hektar Soja angebaut. Demnach hat sich die Anbaufläche innerhalb der letzten acht Jahre verdoppelt“, so Sarina Hertel, Regionalmanagerin des LeguNets aus Nordrhein-Westfalen.
Der von Hertel betreute Demonstrationsbetrieb Sprenker betreibt Ackerbau und Schweinehaltung. „Wir haben 2010 die Soja erstmals ausprobiert. Jetzt sind wir in der Vermarktung schon einige Schritte weiter: Raiffeisen Warendorf sucht Soja mit Weitervermarktung an Veprona, einen Rohstofflieferanten von sortenreinen Sojabohnen für die Ernährungsindustrie“, erklärte Benedikt Sprenker die Wertschöpfungskette. Als weitere Körnerleguminosen baut der Betrieb auch Ackerbohnen und Trockenbohnen an. „Bei der Trockenbohne stehen wir aktuell am Anfang, wie bei der Soja vor 14 Jahren“, sagt der Landwirt.
Mit Ensemo spart sich der Landwirt die Sojabohnen-Impfung
„Die Sojabohne hat durch Züchtungsfortschritte wie frühreife Sorten die Chance, auch wirtschaftlich zu sein“, betonte Wolfgang Köster, Anbauberater der IG Pflanzenzucht. Er ergänzte: „NRW und Niedersachsen sind Grenzstandorte aber auch für diese haben wir schon gute, bewährte Sorten.“ Köster stellte unter anderem eine neue Technologie zur Saatgutimpfung vor: Ensemo. In einem Hochdurchsatzverfahren werden in drei Schritten Mikroorganismen ins Saatgut eingebracht: Schnitt (Anschlitzen der Bohne) – Injektion des Impfmittels – Verschluss mit Biopolymer. Köster betonte, dass die Impfung keinen Einfluss auf die Keimfähigkeit habe, da durch die gewählte Schnittposition der Keimling unversehrt bleibt. Weil keine Nachimpfung nötig ist, profitieren Anbauende von einer erheblichen Zeit- und Arbeitsersparnis. Aktuell läuft die Testung des Verfahrens auf 19 Testbetrieben in Deutschland. „Wir sind gespannt, was die Ernte bringen wird“, so Köster.
Veprona: Rohstofflieferant der Ernährungsindustrie
„Alles aus einer Hand, das ist uns ganz wichtig“, betonte Christian Daut, Farmsaat AG. Die Firmen FarmSaat AG und L. Stroetmann-Saat haben den Aufbau der Wertschöpfungskette selbst in die Hand genommen: 2022 gründeten sie Veprona als unabhängigen Rohstofflieferanten. „Wir wollen den Konsumenten ein sortenreines und heimisches Produkt anbieten und dem oft negativen Bild der weitgereisten Soja entgegenwirken“, sagte Max Neugebauer, neuer Geschäftsführer von Veprona und ergänzte: „Veprona garantiert unseren Vertragslandwirten eine komplette Abnahme der Sorte Asterix.“ Dieses Jahr bauen Landwirte aus Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg für Veprona an. Als aktuell einziger Erfassender kooperiert die Raiffeisen Warendorf. Ziel ist es, deutschlandweit ähnliche Kooperationen zu entwickeln und den Vertragsanbau auszudehnen.
Zudem stelle Daut in der Praxis immer wieder fest, dass die Betriebsleitungen die Sorten leider oft nach der Ertragsleistung und nicht nach dem Standort auswählen. „Wir werden Sorten auf den Markt bringen, die an verschiedene Standortansprüche angepasst und zugleich ertragsreich sind. Mit unserem Zuchtziel der Frühreife wird eine sichere Ernte möglich. Asterix, unsere erste eigene Züchtung, ist eine 000-Sorte und eignet sich für die Humanernährung.“
Raiffeisen Warendorf als abnehmende Hand für Sojabohnen
„Das Jahr 2014 mit dem Ziel der gentechnikfreien Milch haben wir als Chance für die heimische Soja gesehen“, erklärte Dirk Steltig, Raiffeisen Warendorf, und ergänzte: „Stabile Vermarktungswege hatten wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht.“ Der lange Atem hat sich gelohnt, denn die Raiffeisen Warendorf gestaltet aktuell 100 Prozent des Vertragsanbaus von Veprona.
Mit der Verarbeitungsanlage in Warendorf Freckenhost ermöglicht Raiffeisen Warendorf zur Qualitätssicherung der Soja bzw. zur Herstellung von Futtersoja die Aufbereitung von der Trocknung bis zum Pressen.
Auf die Frage, wann der optimale Erntezeitpunkt sei, riet Steltig dem Publikum: „Wenn die Bohnen in den Hülsen rascheln, kann geerntet werden.“ Bei der Ernte sei ein Feuchtegehalt von 13 Prozent optimal; zur Qualitätssicherung sollte man nicht unter 11 Prozent Feuchte gehen.
Sojabohnenernte – auf das Schneidwerk kommt es an
Aufgrund des niedrigen Hülsenansatzes der Soja, kommt es häufig zu Schnittverlusten aufgrund zu hoch eingestellter Schneidwerke und unebenen Böden. Vorteilhaft ist ein ebener, steinarmer Ackerschlag. Jörg Romberg vom Schneidwerkhersteller Geringhoff erläuterte am Flex-Schneidwerk vor Ort die Vorteile des Spezialschneidewerks: „Zur optimalen Erfassung aller Hülsen muss der Messerbalken auf dem Boden schleifen. Die einzelnen Segmente des Flex-Schneidwerks passen sich der Bodenkontur an. Mit einem Flex-Schneidwerk sind 10 bis 20 Prozent Mehrertrag im Vergleich zum herkömmlichen Schneidwerk garantiert.“
Sprenker ergänzte: „Das Schöne am Flex-Schneidwerk ist, dass man es für alle Druschkulturen nutzen kann.“
ADM – Verarbeiter europäischer Sojabohnen
Mit dem internationalen Agrar-Großunternehmen Archer-Daniels-Midland (ADM) war ein weiterer Soja-Abnehmer auf der Veranstaltung vertreten. Die ADM hat auf die wachsende Nachfrage gentechnikfreier heimischer Soja reagiert: Das Unternehmen hat am Standort Mainz eine neue Verarbeitungslinie für gentechnikfreie Sojabohnen geschaffen. Ein weiteres Werk steht in Straubing. „Wir haben vor Ort keine Möglichkeit der Reinigung und Trocknung. Daher sind Händler zwischengeschaltet“, erläuterte Henrik von Stromberg, ADM. Die ADM kalkuliert mit einer Ausdehnung des Sojaanbaus in Süddeutschland von 30.000 auf 100.000 Hektar. Diese Ware möchte die ADM in ihren Werken verarbeiten. „Verschärfte Marktanforderungen nach z.B. Gentechnikfreiheit und Nachhaltigkeit können mit der Weiterentwicklung des europäischen Sojabohnenmarktes umgesetzt werden“, so von Stromberg.
Am Ende der Veranstaltung fasste Sprenker zusammen: „Beim Aufbau von Wertschöpfungsketten braucht man einen langen Atem, aber es lohnt sich!“