Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Eiweißinitiative

Nachlese Soja-Feldtag: Anbauerfolg ist von Jugendentwicklung abhängig

Der Sojaanbau in Deutschland hat in den letzten Jahren aufgrund von Züchtungsfortschritten und neuen, standortangepassten Sorten stetig zugenommen. Auch in Hessen wird der Sojaanbau erfolgreich praktiziert. Ende August hatte der LLH zum Soja-Feldtag auf das Öko-Versuchsfeld in Ober-Erlenbach eingeladen. Mitarbeitende des LLH sowie externe Referentinnen und Referenten verschiedener Forschungsprojekte informierten über Anbau, Ertragspotenziale und Vermarktung von Soja in Hessen.

Vor dem Anbau gesamte Wertschöpfungskette in den Blick nehmen

Einleitend stellte Julian Ingenbleek, LeguNet Regionalmanagement Hessen, Erfahrungen aus dem LeguNet (www.legunet.de) vor. So sei vor dem Anbau von Soja oder anderen Körnerleguminosen dringend geboten, die Abnahme der Ernte zu klären. Denn: manche Abnehmer vermarkten oder verarbeiten nur ausgewählte Sorten, die den jeweiligen Anforderungen z.B. an den Proteingehalt entsprechen.

Weiterführende Informationen zu:

Soja-Anbauregionen Hessen
Abnehmern/Handel
Futteraufbereitung

Zügige Jugendentwicklung ist bei Soja entscheidend

Öko-Versuchsfeld Ober-Erlenbach
Die Teilnehmenden hörten gespannt zu

Dr. Franz Schulz, Leiter der Versuchsstation am Gladbacher Hof, berichtete von seinen langjährigen Erfahrungen mit Soja und den Landessortenversuchen (LSV) für Öko-Soja, die bis 2022 am Gladbacher Hof durchgeführt wurden. Die Ergebnisse der LSV liefern wichtige Hinweise für die an den Standort angepasste Sortenwahl. Zur Aussaat, so Dr. Schulz, sollte nicht nur die Bodentemperatur, sondern vor allem die Wetterprognose der folgenden 10 Tage berücksichtigt werden. Eine warme Wetterperiode nach der Aussaat begünstigt einen schnellen Feldaufgang und die zügige Jugendentwicklung des Bestandes. Pflanzenverluste durch Taubenfraß, welche die oberirdischen Keimblätter der Sojabohne fressen, können so minimiert werden. Diese Erfahrung teilt auch Landwirt Christian Weber: „Den Tauben wächst die Sojabohne bei zügiger Jugendentwicklung aus dem Schnabel.“ Weber beschreibt damit das Keimblattstadium in dem die Gefahr durch Taubenfraß besonders groß ist. Eine Gefahr, die bei zügiger Jugendentwicklung schneller überwunden werden kann.

Daneben berichtete Dr. Schulz von der Praxistauglichkeit und seinen Erfahrungen mit unterschiedlichen Knöllchenbakterien-Präparaten, die für die Sojabohne zur Ertragsbildung unerlässlich sind. Bei allen Impfmitteln sei darauf zu achten, dass sie gut am Saatgut haften.

Das Julius-Kühn-Institut (JKI) forscht unterdessen an unterschiedlichen Mitteln und Verfahren zur Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten mit Hilfe von Pilzen und Bakterien. Das von Dr. Ada Linkies geleitete Projekt testet den Einsatz von Bakterien gegen phytopathogene Pilze. Nach Abschluss des 3-jährigen Projekts wird die Zulassung eines für die Praxis optimierten, nachhaltigen und biobasierten Produktes angestrebt. Dieses Produkt könnte dann auch bei der Aussaat von Soja zum Einsatz kommen, um das Sojasaatgut vor keimungshemmenden Pilzen zu schützen. So können die Feldaufgangsrate und die Jugendentwicklung verbessert werden.

Unkrautbekämpfung: Kombination aus Striegel und Hacke zeigt gute Ergebnisse

Laufen Soja-Bestände zügig auf, wird der Zeitraum bis zum Bestandsschluss verringert und Unkräuter werden unterdrückt. Marcel Phieler, LLH Beratungsteam Ökologischer Landbau und ehemaliger Projektmitarbeiter im Soja-Netzwerk, berichtete über verschiedene mechanische Unkrautregulierungsmaßnahmen. Nach dem Blindstriegeln sollte bis zur Ausbildung des erstens Laubblattpaares pausiert werden, bevor der Striegel wiedereingesetzt wird. Ansonsten kann es zum Abriss oder einer Beschädigung der empfindlichen Keimlinge kommen. Ein zu später Striegeleinsatz in Sojabohnen nach dem BBCH 12 bis 13 (ca. 15 cm Wuchshöhe) kann zu S-förmigem Wuchs führen, welcher die spätere Ernte erschweren kann. Die Kombination aus Striegel und anschließendem Hackeinsatz bis zum Bestandsschluss liefert gute Ergebnisse, um einen unkrautfreien Sojabestand zu etablieren. In der Fruchtfolgeplanung sollten Sojabohnen mit ausreichendem Anbauabstand – mindestens 3 Jahre – zu Wirtspflanzen von Sklerotinia (Sclerotinia sclerotiorum) also Raps, Sonnenblume, andere Hülsenfrüchte oder Kohl-Arten, die in Zwischenfruchtmischungen enthalten sind, angebaut werden. Auf einen Sklerotinia-Befall reagieren Sojapflanzen mit Wuchsdepressionen bis hin zum Absterben.

Welche Aussaatstärke ist die beste?

Dr. Linnemann zeigt den Gästen den EIKSA-Versuch

Auf dem Öko-Versuchsfeld Ober-Erlenbach untersucht der LLH in Zusammenarbeit mit Dr. Ludger Linnemann von der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen im EIKSA-Projekt, wie die Flächenerträge im Ökolandbau gesteigert werden können. Dazu werden mittels Einzelkornsaat verschieden Aussaatstärken mit Drillsaat verglichen. Die sich daraus ergebene Standraumverteilung der Einzelpflanzen in Abhängigkeit der Aussaatstärke führt zu unterschiedlicher Konkurrenz um Wasser, Licht und Nährstoffe. Daraus ergeben sich Unterschiede in der Ertragsleistung der Einzelpflanzen- und Bestandsentwicklung. Ziel ist es, die ideale Standraumverteilung der Einzelpflanze zu ermitteln, die die höchsten Erträge liefert, praktische Tauglichkeit beweist und im besten Fall Saatgut einspart.

Welche Leguminose passt zu welchem Bodentyp?

Dr. Wiebke Niether, ebenfalls von der JLU Gießen, stellte die Forschungsergebnisse einer Masterarbeit vor, in der das Pflanzenwachstum, die Ertragsleistung und die Stickstofffixierung verschiedener Körnerleguminosen in unterscheidenden Bodentypen untersucht wurden. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass Ackerbohnen auf schweren Standorten mit einer guten Wasserversorgung hohe Erträge erzielen können, während auf leichteren Standorten Erbsen oder Lupinen Vorteile mit sich bringen. Zudem war die N-Fixierungsleistung von Winter-Körnerleguminosen zu Sommer-Körnerleguminosen deutlich erhöht. Dies kann damit zusammenhängen, dass Getreide als Vorfrucht viel Stickstoff entzieht, die mikrobielle Mineralisation während der Wintermonate gehemmt ist, wodurch höhere N-Fixierungsleistungen durch Winter-Körnerleguminosen erzielt werden. Auch die längere Anbauperiode und Ausbildung eines größeren Wurzelsystems sind entscheidende Faktoren. Ein geringeres Risiko von Nitratauswaschung durch den Anbau von Winterleguminosen konnte nicht nachgewiesen werden.

Praxisbeispiel: Soja-Verwertung als Vollfettbohne

Abschließend berichtete Christian Weber von seinen praktischen Erfahrungen mit dem Sojaanbau auf seinem Naturlandbetrieb und der Verwertung über seine Mastschweine.

Weber setzt die getoastete Soja als Vollfettbohne in der Ration seiner Mastschweine ein. Da der Betrieb keine eigene Toastanlage besitzt, kommt einmal jährlich eine mobile Toastanlage auf den Hof gefahren. Zusammen mit einem Kollegen lässt er die Sojabohnen toasten, die anfallenden Anfahrtskosten teilen sie sich. Die getoasteten Sojabohnen lassen sich im Anschluss gut lagern. Da der Betrieb über keine eigene Presse verfügt, wird die Soja als Vollfettbohne verfüttert. Dies reduziert zwar (aufgrund des hohen Fettgehalts) die Einsatzmenge in der Ration, spart aber zusätzliche Arbeit.

Presskuchen ist zudem nur bedingt lagerfähig und muss innerhalb von 6 bis 10 Wochen verfüttert werden. Dementsprechend müssten kleine Mengen im regelmäßigen Abständen entölt werden, um nur so viel Presskuchen zu erzeugen, wie auch benötigt wird. Ein Aufwand, der sich für den Betriebsleiter derzeit nicht rechnet, auch wenn dadurch mehr Soja (Presskuchen) in der Ration eingesetzt werden könnte.


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