Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Obst

Jetzt noch Weißanstrich für Obstbäume auftragen

Der Wechsel zwischen kalten Frostnächten und starker Sonneneinstrahlung am Tag führt zu großen Temperaturunterschieden im Stamm. Spannungsrisse im Stamm sind die Folge.

Junge Obstbäume ohne den natürlichen Schutz einer Borke sind besonders gefährdet. Sehr häufig sind Steinobstbäume, wie Pflaume, Aprikose aber auch Kirschen betroffen.

Apfelbäume mit Weißanstrich
Gefährdet sind unsere Obstbäume allerdings nicht nur im Winter. In den letzten heißen Sommern traten vermehrt Sonnenbrandschäden in Form von Sonnenplatten auf. Schon bei Lufttemperaturen von 30-35 Grad kann starke Sonneneinstrahlung die Temperatur im Stamm auf 45 Grad aufheizen und das Kambium absterben lassen.

Um Spannungsrisse und Sonnenplatten zu verhindern, wird der Stamm mit einem Weißanstrich versehen. Die weiße Farbe reflektiert das Sonnenlicht und verhindert die Erwärmung des Stammes. So werden Extremtemperaturen und Temperaturunterschiede im Rindengewebe abgemildert und es kommt nicht zu Hitzeschäden oder Spannungsrissen.

Ein Schutz durch Weißanstrich oder Bastmatten sollte bei gefährdeten Gehölzen daher ganzjährig vorhanden sein. Bei Obstgehölzen sollte der Weißanstrich im November / Dezember aufgetragen werden. Da die meisten Spannungsrisse jedoch erst ab Februar auftreten, kann das Weißeln noch im Januar erfolgen. Wichtig ist, den Weißanstrich nur an frostfreien, trockenen, sonnigen Tagen aufzutragen, damit die Farbe schnell trocknet und länger hält.

Vor dem Auftragen des Weißanstrichs muss die Rinde von losen Rindenstücken, Moos und Flechten gereinigt werden, hierzu wurden früher Baumschaber eingesetzt – eine Drahtbürste tut es aber auch!

Als Weißanstrich eignen sich fertige Produkte aus dem Handel. Profis verwenden spezielle Präparate mit einer Haltbarkeit von vier bis fünf Jahren, hier ist der Schutz auch im Sommer gegeben.

Süßkirsche mit Weißanstrich
Wer etwas Geld sparen will, kann den Anstrich aus Lehm oder Kalk selbst ansetzen. Die Haltbarkeit ist allerdings viel geringer und der Schutz muss erneuert werden.
Rezepte auf Basis von Algenkalk, Löschkalk, Kalkhydrat, Sumpfkalk und Branntkalk mit den unterschiedlichsten Zusätzen sind im Internet abrufbar. Beim Einsatz von Branntkalk ist jedoch größte Vorsicht geboten!

Eine gute Alternative sind traditionelle Lehmanstriche, ob mit oder ohne Kuhfladen bleibt jedem selbst überlassen.

Der fertige Weißanstrich wird mit einem Pinsel oder Quast auf den Stamm und die unteren Hauptäste aufgetragen. Soll die Farbe mit der Rückenspritze gespritzt werden, muss die Paste stärker verdünnt werden. Für den Einsatz einer Rückenspritze sind spezielle Kalkdüsen im Handel erhältlich.

Ein zusätzlicher Nebeneffekt des Weißanstrichs im Herbst ist die intensive Kontrolle unserer Obstbäume auf Schäden sowie die Beseitigung überwinternder Schädlinge. Allerdings werden bei deren Beseitigung auch Nützlinge abgetötet!
Zudem bewirkt der Weißanstrich einen gewissen Verbissschutz, besonders wenn der Stammfarbe Quarzsand hinzugefügt wird.


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