Gemüsebau & Kräuter

Snackgurken im nachhaltigen Anbau

Gefäßkultursysteme mit organischen Kultursubstraten

Vergleich der drei Gefäßsysteme: Bato 16 L Universalcontainer (weiß), 9 L Air Pot® (rund) sowie Air Pot-U®-Rinnensystem (40 L pro Pflanze)

Gesunde und ertragsstarke Pflanzenbestände bilden im Fruchtgemüseanbau – dazu zählen z.B. Gurke, Paprika und Tomate – die Grundlage für einen hohen Fruchtertrag. Eine abwechslungsreiche und weite Fruchtfolge hilft dabei, bodenbürtigen Krankheiten und Schaderregern vorzubeugen. Doch im geschützten Anbau, also unter Folie oder in Gewächshäusern, ist eine weite Fruchtfolge nur bedingt umsetzbar: Die begrenzte Fläche wird häufig mit nur wenigen Pflanzenfamilien bewirtschaftet. Dies hat zur Folge, dass im Bodenanbau im Laufe der Zeit bodenbürtige Krankheiten und Schaderreger zunehmen und die Ertragsleistung sinkt. Ein Anbau in Kulturgefäßen (Stellagen) mit mineralischen Substraten wie Steinwolle oder Perlite kann zwar der Anreicherung der Schaderreger entgegenwirken, jedoch werden diese Substrate aufgrund ihrer energieintensiven Herstellung zunehmend sowohl von den Konsumentinnen und Konsumenten wie auch von den Gärtnereibetrieben kritisch gesehen; erst recht vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.

Die Idee: Neuartige Gefäße plus nachhaltiges Substrat

Um die Vorteile der Substratkultur – jedoch mit nachhaltigen und geschlossenen Kreisläufen – nutzen zu können, führte das Fachgebiet Fachinformation Gartenbau beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) Versuche in Gefäßkultur mit regenerativen, organischen Substraten durch. Dazu wurde eine Snackgurkensorte in drei unterschiedlichen Kulturgefäßsystemen angebaut. Das verwendete torffreie Substrat bestand als Hauptkomponente aus extrudierter (unter Hochdruck aufgefaserter) Holzfaser hessischer Herkunft sowie aus Rindenhumus, Rindenkompost, Kokosfaser und Substratton. Bei den Gefäßen handelte es sich um 16 L fassende Universalcontainer der Fa. Bato (Zevenbergen, NL), 9 L Rundgefäße mit seitlichen Luftschlitzen, sog. Air Pot^®-Behältern (Fa. The Caledonian Tree Co., Pathhead, UK) sowie das als Air Pot-U^® bezeichnete Rinnensystem derselben Firma (ca. 40 L pro Pflanze).
Die Verwendung der Air Pot^®-Produkte ist im Gemüseanbau neu. Bislang findet dieses patentierte Material, bestehend aus recyceltem HDPE (High-Density Polyethylen), vorwiegend in Containerbaumschulen seinen Einsatz. Dort überzeugte das Gefäßmaterial bisher durch verkürzte Kulturzeiten, einer wegen der Luftschlitze sehr guten Wurzelbildung und hohen Anwachsraten.

Stückerträge verteilt auf die 18 Einzelerntetermine bei den drei Gefäßsystemen

Um das Gewächshausklima durch eine zusätzliche Verdunstungsquelle positiv zu beeinflussen, wurden verschiedene Rasenmischungen zwischen die Gurken-Doppelreihen als Rollrasen aufgebracht.

Das Ergebnis: Air Pot-U®-System (Rinne) vielversprechend

Nach der Pflanzung der Gurkenjungpflanzen Ende April konnten bereits nach circa zwei Wochen am 10. Mai die ersten Früchte geerntet werden. Die Erntedauer erstreckte sich über circa vier Wochen.

Der Ernteverlauf zwischen den drei Gefäßvarianten entwickelte sich unterschiedlich. Bei den beiden Systemen mit Einzelcontainern (Variante Bato und Air Pot^®) lag die erste Ernte einige Tage früher als die im Air Pot-U^®-System. Trotz späterem Erntebeginn im Rinnensystem steigerte sich dort der Ertrag tendenziell im Ernteverlauf, während es bei den anderen Containersystemen zwischenzeitlich zu einer Phase mit Ertragsrückgang kam. Grund dafür war ein unerwartet früh eintretender Nährstoffmangel aufgrund des geringen Substratvolumens pro Gurkenpflanze, dem im Air Pot-U^®-System (Rinne) mit einem höheren Substratvolumen je Pflanze vorgebeugt werden konnte. Nach erfolgter Nachdüngung bildeten alle drei Systeme wieder vergleichbar hohe Erträge.

Die Qualität der Gurkenfrüchte war in den Systemen vergleichbar und sehr gut (siehe Tabelle). Insgesamt konnte am Ende des Versuchszeitraums im Air Pot-U^®-System (Rinne) verglichen mit Air Pot^® 28 % und verglichen mit Bato 10 % mehr Ertrag erzielt werden – sowohl in der Anzahl an Einzelfrüchten als auch in der Frischmasse. Das Air Pot-U^®-System erwies sich zudem als ein robustes System mit gleichmäßigem Ertragsverlauf.

Der Gurkenbestand war während der Versuchsdauer gesund – weder Spinnmilben noch Echter Mehltau traten auf.

Das Fazit: Organische Substrate können mineralische ersetzen

Der Anbau von Fruchtgemüse wie z.B. Snackgurken in Gefäßen stellt sowohl für kleinere, regional und direkt vermarktende Gartenbaubetriebe als auch für spezialisierte Großproduzenten, die an einem flexibel nutzbaren, langlebigen Anbausystem zur Nutzung von regional produzierbaren Substratstoffen (anstatt Steinwolle etc.) interessiert sind, einen Weg dar, um qualitativ hochwertige Marktfrüchte zu erzeugen.

Die Versuche zum optimierten Einsatz des Air Pot-U^®-Systems im Gemüse- und Zierpflanzenbau werden bei der Fachinformation Gartenbau fortgeführt.