Grünland & Futterbau
Nachsaat: Grassamen jetzt mit der Gülle raus?
Ab dem 1. Feburar darf wieder Gülle auf Grünland ausgebracht werden. Das Verfahren, Grassamen in die Gülle einzumischen und so quasi die Nachsaat mit der Güllegabe in einem Arbeitsgang erledigen zu können, ist eine verlockende Idee. Insbesondere in den niederschlagsreichen Regionen Süddeutschlands wird es auch bereits seit Jahren praktiziert.
Wer Interesse an dem Verfahren hat, sollte folgende Hinweise beachten, damit die Nachsaat auch wirklich zum Erfolg wird:
Nicht zum ersten Schnitt
Die optimale Keimtemperatur für Grassamen liegt bei 15 Grad Bodentemperatur. In Mittelgebirgslagen werden diese erst im Laufe des Aprils erreicht. Wer schon im Februar, mit der ersten Gülle, Grassamen ausbringt, ist schlicht zu früh dran. Auch der früh ausgebrachte Samen keimt erst bei ausreichender Temperatur, Richtung April, wenn sich der erste Aufwuchs bereits voll in der Vegetation befindet.
Die Konkurrenz durch den Altbestand behindert dann meist die Jugendentwicklung der nachgesäten Gräser, sodass nach dem ersten Schnitt häufig recht schwach entwickelte Keimlinge zum Vorschein kommen, die schnell der ersten Frühjahrstrockenheit zum Opfer fallen. Spätfröste, die z.B. 2019 dafür sorgten, dass sich in Hessen der erste Schnitt um zwei Wochen nach hinten verschob, können die Entwicklung zusätzlich hemmen. Daher sollte das Verfahren frühestens nach dem ersten Schnitt angewendet werden.
Nicht in verfilzte Narben
Die Methode eignet sich nur für lückige, gut belüftete Grasnarben. Dort, wo die Lücken bereits mit gemeiner Rispe und anderer Begleitvegetation besiedelt sind, wird kein dt. Weidelgrassamen Platz finden. Hier ist daher zunächst die unerwünschte Vegetation zu entfernen, damit die so entstehenden Lücken mit hochwertigen Gräsern gefüllt werden können.
Eine Bekämpfung der gemeinen Rispe mittels Striegel erfolgt optimaler Weise zum trockensten Zeitpunkt im Jahr (Richtung August). Im Sommer wird aber meist keine Gülle gefahren. Zum einen sind hohe Ammoniakverluste zu befürchten und zum anderen stagniert der Aufwuchs häufig trockenheitsbedingt, sodass auch keine Düngebedarf abgeleitet werden kann. Auf Flächen, die stark von Gemeiner Rispe befallen sind, eignet sich das Verfahren daher nicht.
Nur wenn Regen gemeldet ist
…und dann auch wirklich kurz davor! Hier geht es darum, dass die Gülle keine feste Kruste um den Samen bilden kann, die zum Verlust der Keimfähigkeit führen könnte. Diese Kruste könnte, auch nach erfolgreicher Keimung, das empfindliche Pflanzengewebe nachträglich schädigen. Außerdem können die Samen an anderen Pflanzen festkleben, wenn die oben auf dem Pflanzenbestand aufliegende Gülle antrocknet. Niederschlagsmeldungen von 20 eher 30 mm sind daher abzuwarten.
In den beiden zurückliegenden trockenen Jahren 2018 und 2019 gab es kaum eine Gelegenheit, um mit dieser Methode eine Nachsaat erfolgreich zu etablieren. Immer fehlte es an ausreichendem Niederschlag.
Zusätzlich müssen alle Aspekte erfüllt sein, die eine erfolgreiche Nachsaat begünstigen:
Ausreichend Niederschlag im Nachauflauf, geeignete Sortenwahl (für Mittelgebirgslagen zählt das rote Etikett), einwandfreie Saatgutqualität, Aufwuchshöhe des Altbestandes max. 10 cm etc.
Sollten Sie dieses Verfahren in 2020 auch in Ihren Grünlandbeständen einsetzen wollen, empfehlen wird Nachsaatmengen von 5 – 10 kg/ha GV mit rotem Etikett.