Grünland & Futterbau
Biologische Bekämpfung des Maiszünslers per Drohne
Der Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) ist ein Maisschädling, der mittlerweile in ganz Deutschland vorkommt. Der wärmeliebende, zimtbraune Kleinschmetterling schlüpft aus alten Maisstoppeln, in denen er als Larve überwintert hat und fliegt dann in die neuen Maisbestände ein, um dort Eier abzulegen.
Die geschlüpften Larven schädigen die Maispflanzen im Sommer, indem sie sich in den Stängel oder auch in den Kolben bohren. Die Fraßschäden haben zur Folge, dass die Stängel teils abknicken und ein Pilzbefall (Fusarium sp.) erfolgen kann. Dies führt zu teils erheblichen Ertragsverlusten, kombiniert mit einer Anreicherung von Pilzgiften (Mykotoxine).
Dem Maiszünsler effektiv entgegenwirken
Durch präventive und auch direkte Maßnahmen kann das Maiszünslerauftreten im Folgejahr verringert werden.
Vorbeugend werden die Stoppeln nach der Ernte mit Hilfe eines Mulchers oder eines Bodenbearbeitungsgerätes wie der Messerwalze bis zur Kronenwurzel zerkleinert und aufgesplissen. Die Larven finden so keine Überwinterungsmöglichkeiten mehr und treten bereits im Folgejahr in geringerem Umfang auf. Da Maiszünsler ein gutes Flugvermögen aufweisen, hängt die Wirksamkeit der erläuterten Bekämpfungsstrategie vom Mitwirken möglichst vieler Maisanbauer in der Region ab.
Die direkte Bekämpfung mit Insektiziden konnte sich in Hessen nicht etablieren. Aussichtsreicher ist die biologische Bekämpfung mit parasitisch lebenden Trichogramma-Schlupfwespen: Die nur wenige Millimeter großen Schlupfwespen parasitieren die Eigelege der Maiszünsler und es schlüpfen Larven der Schlupfwespe statt des Maiszünslers.
Die Nützlinge können auf Kärtchen oder Pappanhänger händisch in die Bestände eingebracht werden – was sehr zeitaufwendig ist. Seit 2015 kommen Multikopter, spezialisierte Agrardrohnen, zum Einsatz.
Drohneneinsatz muss gut koordiniert werden
Für die Ausbringung der Nützlinge sind eine gute Koordination und eine enge Absprache aller Beteiligten erforderlich. So ist es für den Bekämpfungserfolg entscheidend, wann die Schlupfwespeneier ausgebracht werden. Hier unterstützen die Pflanzenbau-Beratungskräfte des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) die landwirtschaftlichen Betriebe. Gemeinsam mit dem Pflanzenschutzdienst Hessen (PSD) überwachen sie das Auftreten des Schaderregers (Falterflug), damit der optimale Ausbringungs- sowie Bestellzeitpunkt der Schlupfwespen ermittelt werden kann. Die Beratungskräfte vermitteln Kontakt zu Trichogramma-Züchtern und zu den Maschinenringen, die in weiten Teilen Hessens für die Ausbringung per Drohne zuständig sind. Vor einem ersten Einsatz beraten LLH und PSD meist direkt auf den Betrieben gemeinsam.
Eine Trichogramma-Anwendung erzielt Wirkungsgrade von meist 50 bis 70 %. Um das Schädlingsvorkommen nachhaltig zu reduzieren, sollte der Nützlingseinsatz mit mechanischen Methoden wie zum Beispiel tiefes Häckseln oder Mulchen kombiniert werden.
In Hessen wurden 2023 etwa 1500 ha Mais mit Trichogramma behandelt, davon 1200 ha mit Drohnen und 300 ha per Hand. Damit sich die Ausbringung per Drohne weiter etabliert, sind mehr Dienstleister und eine höhere Nachfrage aus der Praxis notwendig.
Die Ausbringung per Drohne vereint die Vorzüge der biologischen Schädlingsbekämpfung mit denen der Digitalisierung und stellt für die Betriebe eine enorme Zeitersparnis sowie im Vergleich zu mechanischen Varianten eine Kostenersparnis dar.
Über Möglichkeiten der Drohnennutzung informieren
Landwirte und Landwirtinnen werden vom LLH beispielsweise in Arbeitskreisen, der „AG Digitalisierung“ oder während der Fachschulausbildung über die Möglichkeiten des Drohneneinsatzes informiert. In den verpflichtenden Lehrgängen und Fortbildungen zur Sachkundigkeit im Pflanzenschutz erreicht das Thema zudem einen breiten Adressatenkreis. Vor allem Feldtage sind gut geeignet, den Drohneneinsatz und dessen Vorzüge direkt vor Ort zu demonstrieren. Im Mai 2023 organisierte der LLH den Feldtag „Digitalisierung Pflanzenproduktion“, zu dem knapp 70 Interessierte kamen.
Drohnen kommen nicht nur bei der Maiszünslerbekämpfung zum Einsatz, sondern beispielsweise auch bei der Wildtierrettung oder bei der Aussaat von Zwischenfrüchten. In Videos und Berichten informiert der LLH über die Möglichkeiten.