Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Landessortenversuche

Ergebnisse der LSV Winterroggen 2023/24 & Empfehlungen

Vor allem bei Wasserknappheit kann Roggen seine Vorteile ausspielen. Doch an Wasser mangelte es in der Anbausaison 2023/24 nicht. Vielmehr sorgten bereits die Aussaatbedingungen für erste Probleme in den Roggenbeständen.

Hoher Krankheitsdruck und erhöhte Anforderungen an die Standfestigkeit mussten von den aktuellen Roggensorten bewältigt werden. Wie sich die Jahresbedingungen auf die Leistungen der Sorten in Hessen ausgewirkt haben, zeigen die Ergebnisse der hessischen Landessortenversuche 2024.

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Nach den von Trockenheit geprägten Jahren ist der Roggenanbau in Hessen wieder angestiegen, auch wenn dieser nur knapp 5 % der hessischen Getreideanbaufläche ausmacht. Die Hauptanbaugebiete für Roggen liegen in Hessen vor allem im nördlichen Teil des Landes. Gerade auf Grenzstandorten kann Roggen seine Stärken ausspielen und mit Triticale und Weizen konkurrieren. Dennoch bleiben je nach Preisentwicklung andere Marktfrüchte im Vorteil. Die aktuelle Preisspanne zwischen Brotroggen und A-Weizen beträgt rund 55 € je Tonne (LLH Marktinfo KW 34). Gleichzeitig wirken sich die pflanzenbaulichen Eigenschaften positiv auf die Fruchtfolge aus. Die höheren Strohmengen und die geringen Ansprüche an die Bestandesführung machen Winterrogen aber auch für viehhaltende Betriebe interessant. Aus ertraglicher Sicht sind die aktuellen Sorten durchaus in der Lage, sehr hohe Leistungen in den entsprechenden Regionen auf einem mit Weizen vergleichbaren Ertragsniveau zu erzielen. Die durchschnittlichen Praxiserträge lagen 2023 bei 57,9 dt/ha und damit über dem bundesweiten Durchschnitt. In den LSV können jährlich Erträge von über 90 dt/ha erzielt werden. Dies ist zum einen versuchstechnisch bedingt (gleiche Bedingungen für alle Sorten, keine Randeffekte etc.), zum anderen macht die Standortwahl einen wesentlichen Unterschied. Während Roggen in der Praxis häufig auf Grenzstandorten zu finden ist, stehen in den LSV Winterroggen und Winterweizen häufig nebeneinander auf einer Fläche. Dies zeigt aber auch, dass das heutige Sortenportfolio grundsätzlich in der Lage ist, sehr hohe Leistungen zu ermöglichen.

Acht Sorten an drei Standorten in Hessen 2024 geprüft

Um die Hauptanbaugebiete in Hessen zu repräsentieren, werden die LSV Winterroggen in Korbach, Bad Hersfeld und Marburg durchgeführt. Derzeit befinden sich acht Sorten in der Prüfung, von denen drei als Neuzulassungen (KWS Emphor, KWS Baridor und SU Erling) erstmals in der Prüfung sind. Bei den geprüften Sorten handelt es sich ausschließlich um Hybridsaatgut. Zur Reduzierung des Mutterkornbefalls wird SU Karlsson mit einer Beimischung einer Populationssorte in den Verkehr gebracht, um eine bessere Befruchtung zu gewährleisten. Alle Sorten werden mit jeweils zwei Intensitätsstufen geprüft: reduziert ohne Fungizideinsatz und 50% Wachstumsregler, optimiert mit standortangepasster Pflanzenschutzbehandlung. Ziel ist es, in der reduzierten Variante die Krankheitsanfälligkeit und – für Roggen besonders wichtig – eine entsprechende genetisch verankerte Standfestigkeit zu überprüfen. Um dies zu erfassen, werden die Sorten nach den Richtlinien des Bundessortenamtes in definierten BBCH-Stadien neutral und unabhängig auf Blatt- und Ährenkrankheiten, aber auch auf das Wuchsverhalten bonitiert. Unter standortangepasstem Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz sollen die Sorten ihr volles Leistungspotenzial erhalten. Abschließend werden die Erträge erfasst und die Qualitätsparameter (Rohprotein, Tausendkorngewicht und Fallzahl) durch den Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) bestimmt.

Nasse Jahre sind keine Roggenjahre: nur zwei von drei Versuchen in 2024 wertbar

Nahaufnahme einer Roggenähre mit Mutterkorn, im Hintergrund ist ein Roggenfeld zu sehen, der Himmel ist bewölkt.
Mutterkornbefall bei Roggen war diesjährig vielerorts zu finden
Roggenkörner in einer Schale, dazwischen vereinzelt Mutterkörner, oben steckt das Probenetikett.
Probe des LSV Winterroggen 2024 in Korbach

Obwohl Roggen eine sehr genügsame Kultur ist, stellt er gewisse Ansprüche an das Saatbett. Roggen benötigt ein gut abgesetztes und rückverfestigtes Saatbett. Bei feuchten und schweren Böden kann es zu Problemen kommen. Und genau diese Umstände führten dazu, dass der Versuch in Bad Hersfeld bereits im Herbst wegen ungenügenden Feldaufgangs abgebrochen werden musste. In Marburg und Korbach konnten die Bestände am 10.10.2023 erfolgreich etabliert werden. Allerdings wiesen auch diese Parzellen an beiden Standorten nach dem Winter deutlich bonitierbare Mängel auf. Die deutlichsten Mängel traten bei KWS Tutor und KWS Emphor auf. Wie auch in anderen Getreidekulturen war der Krankheitsdruck aufgrund der nasskalten Witterung hoch. Rhynchosporium trat deutlich bonitierbar auf. KWS Baridor zeigte hier die geringste Anfälligkeit. Auch Braunrost war an beiden Standorten in ähnlichem Umfang deutlich bonitierbar. Gerade die anfälligen Sorten (KWS Tutor, KWS Serafino) zeigten den stärksten Befall, während die als weniger anfällig beschriebenen Sorten (KWS Baridor) den geringsten Befall aufwiesen. Besonders auffällig war der erhöhte Mutterkornbefall in diesem Jahr. Gerade anfällige Sorten können hier einen erhöhten Befall aufweisen, was später bei der Verarbeitung gerade im Hinblick auf die abgesenkten Grenzwerte zu Problemen führen kann (siehe Infobox). Lager war auch bei optimierter Pflanzenschutzintensität bei allen Sorten vor der Ernte zu beobachten. Dabei konnte die Pflanzenlänge nicht direkt mit einer erhöhten Lageranfälligkeit in Verbindung gebracht werden. Der standortangepasste Wachstumsreglereinsatz führte jedoch in Korbach zu Pflanzenlängenunterschieden von bis zu 15 cm, in Marburg waren die Unterschiede geringer. Insgesamt variierten die Pflanzenlängen zwischen 138 cm und 152 cm.In Marburg konnten die Parzellen schließlich am 01.08. und in Korbach am 13.08.2024 geerntet werden. Bei der Auswertung stellte sich für den Versuch in Korbach leider heraus, dass aufgrund der erheblichen Mängel in den Parzellen der Versuch aus statistischen Gründen verworfen werden musste. Auch in Marburg gab es bei der Auswertung erhebliche Schwankungen, die sich aber noch soweit im Rahmen hielten, als das eine zuverlässige Sortenbeurteilung möglich war. Somit verbleibt in 2024 nur das Ergebnis des Standortes Marburg.

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