Landessortenversuche
Ergebnisse der LSV Winterweizen 2023/24 & Empfehlungen
Nachdem der Weizen besonders zur Ernte 2023 mit kräftigen Niederschlägen zu kämpfen hatte, war das gesamte Anbaujahr 2023/2024 von nass-feuchten Bedingungen geprägt. Dies führte zu einem hohen Krankheitsdruck, teilweise verzögerter Bestandesentwicklung sowie schlussendlich zu enttäuschenden Ernte- und Qualitätsergebnissen. Wie unterschiedlich die aktuellen Sorten in Hessen reagierten, zeigen die Ergebnisse der hessischen Landessortenversuche Winterweizen 2024.
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LSV Winterweizen 2024 - Gesamtbericht 12.09.2024 LSV Winterweizen - Tabellen 03.09.2024 LSV Winterweizen, frühe Sorten - Tabellen 12.09.2024 LSV Winterweizen - Orientierungssortiment OS - Tabellen 12.09.2024 LSV Winterweizen, Stoppelweizen - vorläufig 19.08.2024
Winterweizen ist und bleibt bundesweit, als auch in Hessen die bedeutendste Feldfrucht. Nichtsdestotrotz ist der Anbauumfang rückläufig. Laut dem Hessischen Statistischen Landesamt (HSL) liegt die geschätzte Anbaufläche für 2024 bei 131 503 ha. Dies sind nur 91,7 % der Vorjahresfläche und im Vergleich zum fünfjährigen Durchschnitt nur noch 89,7% der Durchschnittsfläche der Jahre 2018-2023. Auf Platz zwei der Hauptanbaukulturen in Hessen folgt die Wintergerste mit 65 200 ha – also knapp halb so viel im Vergleich zu Weizen. Zählt man die Roggen- (13 900 ha) und Triticaleanbaufläche (19 200 ha) zur Gerstenfläche dazu, erreichen die drei Winterungskulturen nicht dieselbige Anbaufläche wie der Winterweizen. Die vorläufigen hessenweiten Ertragsergebnisse für den Winterweizen liegen laut HSL im Durchschnitt bei 69,6 dt/ha und damit deutlich geringer im Vergleich zu den die Vorjahreswerte (2023: 7,07 dt/ha, Durchschnitt 2018-2023: 73,5dt/ha). Hierdurch konnte in 2024 nur 85% der Erntemenge zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre eingefahren werden.
Anhaltende Nässe und kühle Witterung führten zur Enttäuschung der Ernteergebnisse
Während zu Beginn des Herbstes 2023 noch geeignete Aussaatbedingungen herrschten, wurde die Witterung im Laufe der Zeit immer schwieriger. Anhaltende Regenfälle führten zu schlechten Aussaatbedingungen mit zunehmender Staunässe bis hin zur Verschlämmung. Dies kann sicherlich auch ein Grund für den Rückgang des Anbauumfangs sein, da einige Betriebe auf Sommerungen umgestellt haben. Herbizidschäden waren nicht selten. Die LSV konnten dagegen alle vom 10.10. bis 18.10. gesät werden. Die übermäßige Wasserverfügbarkeit setzte sich im Vegetationsverlauf insbesondere auf den besseren Böden fort. Insgesamt wirkte sich dies negativ auf den Feldaufgang, die weitere Frühjahrsentwicklung der Pflanzen und das Wurzelwachstum aus. Nachdem die Pflanzen im Frühjahr aufgrund der warmen Temperaturen zunächst zügig in die Entwicklung gestartet waren, traten im April durch kühlere Phasen Wachstumsverzögerungen auf, die in Kombination mit einer Pflanzenschutzmaßnahme zum falschen Zeitpunkt in einigen Weizenbeständen zu Ausfällen führten. Die anhaltend feuchte Witterung führte zudem zu einem insgesamt sehr hohen Krankheitsdruck. Septoria konnte früh gefunden werden, im späteren Vegetationsverlauf traten Gelbrost und vor allem Braunrost massiv auf – mit deutlich erkennbaren Sortenunterschieden! Da die Witterung nicht immer eine Fungizidbehandlung zuließ, konnte auch der Fungizidtermin nicht immer hundertprozentig eingehalten werden. Dies führte bei braunrostanfälligen Sorten zu erheblichen Ertragseinbußen. Um den Einfluss der Wachstumsregler- und Fungizidmaßnahme zu quantifizieren, wird jede Sorte im LSV mit zwei Pflanzenschutzintensitäten (reduziert ohne Fungizid + 50% Wachstumsregler, optimiert mit Wachstumsregler + Fungizid) angebaut. Selten war der Ertragsunterschied zwischen den beiden Intensitätsstufen so ausgeprägt wie im Jahr 2024 (Tab. 1). Die wechselfeuchten Bedingungen während der Weizenblüte ließen zudem einen erhöhten Befall mit Ährenfusarium vermuten. Im Hinblick auf die aktuell herabgesetzten Grenzwerte für den Mykotoxingehalt (max. 1000 µg/kg Deoxynivalenol (DON)) kann dies bei der Vermarktung bedenklich sein. Auffällig war das Auftreten eines Mischkomplexes von Schwärzepilzen an den Ähren. Die sehr hohen Temperaturen vor der Ernte ließen die Bestände schließlich teilweise deutlich schneller abreifen als erwartet, so dass die Ernte der LSV in Südhessen am 17.07. begann und am letzten Standort am 09.08.24 abgeschlossen war.