Obstbau
Äpfel – Birnen 10 : 1
„Geschenk der Götter“ – so betitelte Homer einst die Birne im antiken Griechenland und macht uns deutlich, wie lange schon die Birne aufgrund ihrer vorzüglichen geschmacklichen Eigenschaften kultiviert wird.
Man schätzt, dass in der Antike und Römerzeit bereits 50 Sorten bekannt gewesen sind. Doch erst mit der Expansion der Römer wurde die Birne auch in andere Länder Europas, vornehmlich in einige Regionen Frankreichs aufgrund seines für die Birne besseren Klimas, verbracht. Dort wurde sie zunächst kleinstflächig vor allem von Landadeligen, Gelehrten und Klöstern angebaut. Vor allem in Frankreich machte die Züchtung weitere Fortschritte, sodass weitere hunderte Sorten entstanden – die französischen Sortennamen zeugen davon.
Die Herbst- und Winterzeit die beste Zeit, um genüsslich in eine Birne zu beißen. Es gibt unzählige Birnensorten; sie unterscheiden sich in Geschmack, Form, Farbe und der Festigkeit des Fruchtfleisches. Dabei braucht man keine Reue bei dieser „Süßigkeit“ zu zeigen, da die wertvollen sekundären Pflanzenstoffe (Ballaststoffe, Mineralstoffe und Vitamine) sich positiv auf das Wohlbefinden und Gesundheit auswirken.
Dennoch kommt in Deutschland die Birne nur selten auf den Tisch. Während wir durchschnittlich 25 kg Äpfel pro Kopf und Jahr vertilgen, bringt es die Birne auf gerade mal 2 bis 3 kg.
Vergleichen wir mal Äpfel mit Birnen, auch wenn man es – der Redewendung nach – eigentlich nicht tun sollte (1) … (Bitte für Großansicht auf die Graphik klicken!)
Warum werden weniger Birnen als Äpfel gegessen?
Wir haben Eberhard Walther, Obstbauexperte im LLH, gefragt:
„Eine belegbare Ursache gibt es nicht. Birnen haben höhere Anbauansprüche als Äpfel, vermutlich ein Grund. Sie lieben wärmere Standorte mit genügend Sonnenscheinstunden, um ihre sortentypischen Geschmackseigenschaften voll entfalten zu können. Erwerbsmäßig werden sie daher vorrangig in milden Lagen angebaut. Im Südwesten Deutschlands vorrangig entlang des Mittelrheins und am Bodensee; im Norden im Alten Land.
In Hausgärten werden gern Birnenspaliere an Hauswänden errichtet, da derart geschützte Standorte und die Wärmeabstrahlung der Hauswände die Fruchtreife begünstigen können.
Es gibt unzählige Birnensorten, die den Genuss frischer saftiger Birnen von Sommer bis in das nächste Frühjahr hinein ermöglichen könnten, dennoch werden in Deutschland nur ca. 25 Sorten (u.a. Alexander Lucas, Conference, Abate Fetel, Williams Christ, Clapps Liebling) erwerbsmäßig angebaut; die Supermarktregale dominieren noch weniger Sorten.
Im Vergleich zum Apfel besticht die Birne geschmacklich durch weniger Säure, was sie bekömmlicher macht, sich leider aber auch auf die Haltbarkeit im Lager negativ auswirkt – letzteres ist vermutlich ein weiterer Grund, dass weniger Birnen auf den Tisch kommen.
Bei der Lagerung im Keller sollte darauf geachtet werden, dass Birnen nicht neben Äpfeln lagern, da Äpfel im Reifeprozess Ethylen abgeben, welches den Reifeprozess der Birnenfrüchte beschleunigen kann.
Letztlich liegt es an den Konsumenten und Konsumentinnen, die besonderen Geschmackseigenschaften von Birnen zu schätzen und den Verzehr von Birnen zu steigern.“
Tipp: Genussreife Birnen entfalten ihr volles Aroma nach ein paar Tagen Lagerung bei Raumtemperatur. Danach werden sie schnell weich und matschig – also lieber weniger und dafür häufiger kaufen.
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(1) Quellen, alle aufgerufen am 22.11.2021
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/01/PD21_N004_412.html
https://deutsches-obst-und-gemuese.de/birne/
https://www.bmel-statistik.de/fileadmin/daten/GBT-0070011-0000.pdf
https://www.plantura.garden/sortenvielfalt/apfelsorten-die-50-besten-beliebtesten-sorten-uebersicht
https://www.umwelt-im-unterricht.de/hintergrund/die-sortenvielfalt-bei-aepfeln/
https://www.deutschlandfunk.de/frisch-vom-markt-112.html
https://www.zipmec.com/de/birne-geschichte-produktion-handel.html