Ökologischer Pflanzenbau
Ergebnisse der LSV Öko-Sojabohnen 2019
Erfreuliche Erträge bei Öko-Sojabohnen
Auch 2019 führte das Versuchsteam um Dr. Franz Schulz wieder einen Landessortenversuch Sojabohnen auf dem Gladbacherhof, Öko-Versuchsbetrieb der Justus-Liebig-Universität, durch. Dr. Thorsten Haase vom Beratungsteamteam Ökologischer Landbau des LLH berichtet von den Ergebnissen.
Die Anbaufläche von Sojabohnen stieg in Deutschland in den vergangenen Jahren stetig auf rund 30.000 ha (2019) an und auch in Hessen nimmt der Anbauumfang – ausgehend von einem sehr geringen Niveau – kontinuierlich zu und lag 2019 bei über 900 ha. Die in Hessen vorherrschenden Klimabedingungen erlauben einen Anbau mit sicherer Abreife eigentlich nur bei Verwendung sogenannter 000-Sorten.
Die Eignung eines Standortes für den Anbau von Sojabohnen wird in fünf Klassen differenziert, von „ungeeignet“ bis „sehr gut geeignet“ und leitet sich aus der Wärmesumme, Globalstrahlung, Niederschlagssumme und Bodenwertzahl des jeweiligen Standortes ab (siehe http://geoportal.julius-kuehn.de/ ). Auf dieser Webseite kann man herausfinden, inwieweit der eigene Standort für den Anbau von Sojabohnen in Frage kommt.
Die Nachfrage nach heimischen Öko-Sojabohnen, sei es zur Nutzung als Futtermittel oder als Speisesoja steigt stetig an. Außerdem kann diese Kultur, gerade im Bereich der Humanernährung, in Kombination mit dem nötigen Anbauwissen sehr wirtschaftlich sein. Nicht zuletzt erleichtern auch die Fortschritte in der Züchtung, die steigende Anzahl an Aufbereitungsanlagen sowie die Erkenntnisse des Sojaförderrings ( https://www.sojafoerderring.de/) den Einstieg in den Anbau.
Bei der Sortenwahl sollten eine schnelle Jugendentwicklung, hohe Kältetoleranz, gesicherte Abreife und Ertragsstabilität noch vor der Höhe des Kornertrages im Vordergrund stehen. Das Saatgut sollte nicht zu knapp kalkuliert und Pflanzenverluste durch mechanische Pflegemaßnahmen berücksichtigt werden. Ein Aufschlag von 10% kann empfohlen werden. Die optimale Saatstärke für sehr frühe (000) Sorten liegt bei 65 bis 70 keimfähigen Körnern/m2. Durch die Verzweigungsleistung von späteren 00-Sorten kann deren Aussaatmenge auch unter Ökobedingungen auf 55 bis 60 keimfähige Körner/m2 reduziert werden.
Im einzigen hessischen Landessortenversuch unter Ökobedingungen wurden auf dem Gladbacherhof im Jahr 2019 dreizehn Sorten der Reifegruppe 000 („sehr frühreif“) geprüft. Gesät wurden am 25.04.2019 siebzig keimfähige Körner/m², der Feldaufgang des Sortimentes fand zwischen dem 12. und dem 14. Mai statt. Die Ernte fand am 20.09.2019 statt.
2019 fanden viele neuere Sorten Eingang in das Prüfsortiment, so dass dreijährige Daten (2017-2019) nur für die beiden Verrechnungssorten Merlin und Amarok vorliegen. Bei der Vorstellung der Sorten wird zur Einschätzung des Ertragspotenzials daher auch das dreijährige Mittel von 2015 -2017 (fünf Sorten) bzw. 2016-2018 (vier Sorten) berücksichtigt.
Das fünfjährige Mittel (2015-2019) der beiden Verrechnungssorten lag bei 34,2 dt/ha. wobei die Sorte Amarok (107 %) der Sorte Merlin (93 %) deutlich überlegen war und das sehr trockene Jahr 2018 den Ertragsdurchschnitt deutlich gesenkt hat. 2019 erfreute durch einen Ertragsdurchschnitt der beiden Sorten von rund 41 dt/ha.
Auffällig ist bei den dreijährig geprüften Sorten die teilweise extreme Schwankung der Relativerträge in einzelnen Jahren um ihren Mittlerwert. Die starke Wechselwirkung der Sorte mit dem Anbaujahr macht es zu einer anspruchsvollen Aufgabe, das Ertragspotenzial der Sorten richtig einzuschätzen. Beschrieben werden im vorliegenden Artikel nur die Sorten, für die bereits mindestens dreijährige Ergebnisse vorliegen.
Mehrjährig geprüfte Sorten
Merlin ist immer nach wie vor eine Sorte, die sich aufgrund ihrer Kältetoleranz und schnellen Jugendentwicklung (schnellerer Reihenschluss) besonders für einen Erstanbau von Sojabohnen beziehungsweise für Anbauversuche in Grenzlagen anbietet. Sie erreicht eine mittlere Wuchshöhe und besticht außerdem durch eine zeitige, sichere sowie gleichmäßige Abreife.
Amarok erzielte in den letzten fünf Prüfjahren im Mittel deutlich höhere Erträge als der Klassiker Merling. Positiv an dieser Sorte fällt die Frohwüchsigkeit in der Jugendentwicklung auf. Die Abreife ist nicht ganz so früh wie bei der Sorte Merlin. Sie kann für den Anbau definitiv empfohlen werden
Die Sorte Obelix von 2015 bis 2017 im Öko-LSV geprüft, erreichte überdurchschnittliche Erträge, wenn auch nicht ganz so hoch wie (im selben Zeitraum) Amarok. Sie zeichnet sich insbesondere durch ihre vergleichsweise hohe Tausendkornmasse aus. Für den Öko-Landbau ist sie besonders auf Grund ihrer raschen Jugendentwicklung und der breiten Blattform, welche die Unkrautunterdrückung fördert, interessant. Was das Abreifeverhalten betrifft, ist sie ähnlich wie Merlin einzuordnen und kann auch deswegen für weniger günstige Standorte eine interessante Sorte sein.
Amandine: Durch ihren hohen Rohproteingehalt bei mittlerem Ertragsniveau ist sie die klassische 000-Sorte für Betriebe, die das Produktionsziel Speisesoja verfolgen. Ihre Jugendentwicklung und Unkrautunterdrückung ist, wobei die Standfestigkeit eher schlecht ist. Im Segment der 000-Sorten ist sie bezüglich der Abreife im mittleren Bereich anzusiedeln.
Abelina zeichnet sich durch ähnliche Sorteneigenschaften wie Merlin aus, ist jedoch vom Ertragsniveau besser und daher eventuell eine Alternative. Durch ihren längeren Wuchs kann sie auf feuchteren Standorten auch zu Lager neigen. Sie gilt als tolerant gegenüber Sclerotinia.
Die folgenden drei Sorten wurden ebenfalls dreijährig, jedoch im Zeitraum 2016-18 geprüft.
Herta PZO: Die Sorte fällt bei mittlerem Ertragspotential vor allem durch ihren stabil hohen Rohproteingehalt auf, weshalb sie auch für den Bereich der Speisesojaerzeugung interessant sein sollte. Bei einem langen Wuchs hat sie eine mittlere Jugendentwicklung. Sie gehört zu den späteren 000-Sorten.
Regina erreicht durchschnittliche. Bei guter Standfestigkeit können die Jugendentwicklung, die Wuchshöhe sowie die Unkrautunterdrückung als mittel beschrieben werden. In der Reifegruppe der sehr frühen Sorten weist sie eher eine mittlere bis späte Abreife auf.
Amadea: Bei leicht unterdurchschnittlichem Rohproteingehalt bringt Amadea hohe Kornerträge. Sie weist eine lange Wuchshöhe sowie eine mittlere Jungendentwicklung auf. Innerhalb ihrer Reifegruppe gehört Amadea eher zu den späten Sorten.
2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | Mittel 2015-19 | |
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Mittel VRS (dt/ha) | 38,4 | 39,7 | 35,3 | 26,4 | 40,9 | 34,2 |
Merlin (VRS) | 89 | 99 | 83 | 99 | 96 | 93 |
Amarok (VRS) | 111 | 101 | 117 | 101 | 104 | 107 |
Coraline | 123 | 107 | ||||
ES Comandor | 108 | 110 | ||||
GL Melanie | 108 | 106 | ||||
Taifun 8 | 97 | 98 | ||||
Tofina | 88 | 102 | ||||
Viola | 124 | 104 | ||||
Arcadia | 110 | |||||
Aurelia | 108 | |||||
ES Favor | 111 | |||||
Marquise | 109 | |||||
RGT Sphinxa | 120 | |||||
Obelix | 103 | 97 | 122 | |||
Amandine | 98 | 98 | 108 | |||
Abelina | 95 | 102 | 106 | 91 | ||
Herta PZO | 90 | 82 | 114 | |||
Regina | 90 | 102 | 105 | |||
Amadea | 94 | 102 | 132 |
Informationen zur Verfügbarkeit von zertifiziertem Öko-Saatgut der beschriebenen Sorten sind auf www.organicxseeds.de zu finden.