Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ökologischer Pflanzenbau

Ergebnisse der LSV Öko-Wintertriticale 2021 & Empfehlungen

Öko-Wintertriticale konnte auch in diesem Jahr überzeugen

Auch in ökologisch wirtschaftenden Betrieben hat Triticale seinen festen Platz gefunden. Triticale wird als Futtergetreide angebaut und ist in der Fütterung vielseitig einsetzbar. Besonders geschätzt wird die Kreuzung aus Roggen und Weizen in der Milchvieh- und Schweinefütterung, aber auch in der Geflügelhaltung kann Triticale in begrenzten Mengen verwertet werden. Inzwischen sind aber auch Sorten auf dem Markt die eine Backeignung aufweisen und in Mischung mit Weizen verbacken werden können. Welche Triricalesorten besonders unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus geeignet sind, erfahren Sie hier.

Bei Triticale ist die geringe Krankheitsanfälligkeit des Roggens mit dem hohen Ertragsvermögen des Weizens kombiniert worden. Dabei ist Triticale aber nicht nur die Kultur für die knapperen Standorte, sondern auch auf ertragsstarken Böden kann Triticale unter Ökobedingungen durchaus mit den ertragsstärksten Futterweizensorten mithalten. Ein weiterer Vorteil von Triticale gegenüber Weizen ist die in der Regel deutlich größere Pflanzenlänge sowie die schnellere Jugendentwicklung mit guter Bodenbedeckung. Dies lässt eine bessere Unkrautunterdrückung als bei vielen Weizensorten erwarten.

In Hessen werden Triticalesorten auf zwei Standorten geprüft. In Alsfeld-Liederbach rotiert der Sortenversuch auf den Betriebsflächen des seit 1989 biologisch-dynamisch bewirtschafteten Betriebs Kasper und stehen stets im ersten Jahr nach zweijährigem Feldfutterbau. Aufgrund der integrierten Viehhaltung (0,4 GV/ha) ist auf den Versuchsflächen die Grundnährstoffversorgung mit Phosphor, Kalium und Magnesium auf den meisten Schlägen im optimalen Bereich (Versorgungsstufe C).

Seit 2018 wird der Landessortenversuch Öko-Wintertriticale auch am Standort Frankenhausen (Landkreis Kassel) durchgeführt. Auch hier steht der Versuch in der Regel nach zweijährigem Futterbau, welcher z.B. in Form von Klee-Luzerne-Grasgemenge oder auch reiner Luzerne, durchgeführt wird.

Triticale zeigt sich robust gegenüber Witterungseinflüssen

Schaut man sich die Erträge der Sorten an, die in den Jahren 2019 bis 2021 durchgehend angebaut wurden (Bezugsbasis BB), fällt das unter Ökobedingungen sehr hohe Ertragsniveau am Standort Frankenhausen auf. Dort haben die vier BB-Sorten in den doch sehr unterschiedlichen drei Anbaujahren Erträge um die 80 dt/ha erzielt. Am Standort Alsfeld-Liederbach waren die Ertragsschwankungen dagegen deutlich größer.

Trisem konnte die guten Erträge aus dem Vorjahr bestätigen

In 2019 wurde mit fast 81 dt/ha der BB-Sorten ein ähnlich hohes Ertragsniveau erreicht wie in FH, dagegen hatte sich der Ertrag im darauffolgendem Jahr fast halbiert und im aktuellen Anbaujahr wurde ein Ertrag von rund 60 dt/ha erreicht. Für die Praxis sind besonders Sorten interessant, die unter unterschiedlichen Bedingungen sicherere Erträge erzielen. Unter den mindestens dreijährig geprüften Sorten fällt besonders Trisem durch konstant gute Erträge auf. Einzig in Alsfeld wurde 2020 mit rel. 96 bei dieser Sorte ein knapp unterdurchschnittliches Ergebnis erzielt. In der Darstellung der Tabelle 1 beziehen sich die Relativwerte auf den Mittelwert der Sorten der Bezugsbasis. Die langjährig geprüfte Sorte Tulus erreichte am Standort Alsfeld stets mittlere Erträge, während auf dem ertragsstärkerem Standort FH die Erträge etwas geringer ausgefallen sind. Bei den zweijährig geprüften Sorten zeigte Belcanto auf beiden Standorten ein überdurchschnittliches Ertragsniveau, aber auch Ramdam konnte besonders in 2020 auf beiden Standorten überzeugen.

Lange Pflanzen und hohe Erträge bergen die Gefahr von Lagergetreide. Die vergangenen Jahre waren dabei allerdings nicht geeignet um Aussagen über die Lageranfälligkeit zu tätigen. In diesem Jahr sah das allerdings ganz anders aus. Am Standort FH waren einige Dinkel- und Weizensorten massiv ins Lager gegangen. Anders die geprüften Triticalesorten. Hier waren erfreulicherweise alle Sorten stehen geblieben. Leichte Schwächen in der Standfestigkeit zeigten die Sorten Kitesurf, Porto und Trisem.

Im Rohproteingehalt unterschieden sich die Sorten nur sehr geringfügig. Je Standort und Jahr lag zwischen dem höchsten und dem geringsten Rohproteingehalt der Sorten meist weniger als 1 Prozent. Auch hatte ein hoher Ertrag nicht zwangsläufig geringere Eiweißgehalte zur Folge zu haben. Diese negative Korrelation zwischen Ertrag und Eiweißgehalt findet man z.B. sehr ausgeprägt bei den Weizensorten.

Gelbrostanfälligkeit ist ein wichtiges Kriterium für die Sortenwahl

Diagramm 1

Neben Ertragsstabilität ist bei der Sortenwahl besonderes Augenmerk auf die Gelbrostanfälligkeit zu legen. Die Sortenversuche haben in der Vergangenheit gezeigt, dass anfällige Sorten mit bis zu 50 % Ertragseinbußen auf Gelbrostbefall reagieren können. Interessant ist dabei auch, dass anfällige Sorten am Standort in Frankenhausen stets stärker im Ertrag eingebrochen sind als in Alsfeld. In FH konnte in 2020 bei mehreren Sorten sogar ein starker Ährenbefall durch Gelbrost beobachtet werden (siehe Diagramm 1). Die verschiedenen Gelbrostrassen sind sehr anpassungsfähig und können sich in kurzer Zeit über weite Distanzen verbreiten. Dabei besteht auch immer die Gefahr, dass Resistenzen bei den Sorten gebrochen werden können. Die Sortenanfälligkeit ist also immer im Auge zu behalten. Mehltaubefall wurde in 2021 besonders bei Jokari beobachtet. In den Vorjahren konnte dagegen kein nennenswerter Mehltaubefall festgestellt werden.

Die geprüften Sorten im Überblick

Tulus wurde bereits mehrjährig geprüft und hatte in den vergangenen Jahren meist Erträge um das Versuchsmittel erreicht. Mit Ausnahme von 2020 zeigte sich Tulus sehr Blattgesund. Tulus zählt zu den längeren Sorten mit gute Wintehärte und Standfestigkeit.

Trisem zählte zu den ertragsstärksten Sorten im Sortiment. Die langstrohige Sorte hatte eine durchschnittliche Standfestigkeit. Jugendentwicklung und Bodenbedeckung waren sehr gut, ebenso wie die Blattgesundheit. Die Sorte kann daher bei der Sortenwahl in die engere Wahl genommen werden.

Jokari war etwas kürzer im Wuchs als z.B. Tulus oder Trisem aber mit guter Standfestigkeit. und guter Blattgesundheit. Die Frohwüchsigkeit während der Jugendentwicklung war allerdings nur durchschnittlich. Nicht nur in Hessen zeigte sich Jokari sehr resistent gegen Gelbrost Allerdings konnte in diesem Jahr ein stärkerer Mehltaubefall bonitiert werden. In 2019 und 2021 rangierte Jokari im Ertrag leicht unter dem Versuchsmittel, in 2020 leicht über dem Mittel.

RGT Belamac war mittellang im Wuchs, standfest und blattgesund. In Alsfeld mit Erträgen um das Versuchsmittel, in Frankenhausen mit stark schwankenden Erträgen. Deutliche Schwächen zeigte Belemac in der Frohwüchsigkeit. Die Blattgesundheit lag im mittleren Bereich.

Belcanto ist eine Neuzulassung aus dem Jahr 2019. In Hessen konnte sie in beiden Versuchsjahren mit überdurchschnittlichen Erträgen überzeugen. Belcanto zählte neben Porto und RGT Belemac zu den kürzeren Sorten im Prüfsortiment. Die Standfestigkeit war sehr gut. Ähnlich wie RGT Belemac zeigte Belcanto schwächen in der Frohwüchsigkeit. Hervorzuheben war die geringe Anfälligkeit gegen Blattkrankheiten.

Ramdam konnte in Frankenhausen die sehr hohen Erträge aus dem Vorjahr in diesem Jahr wiederholen. In Alsfeld fiel er dagegen im Ertrag deutlich gegenüber dem Vorjahr ab. Ramdam ist langstrohig mit mittlerer Standfestigkeit. Sehr erfreulich war die breit gefächerte Resistenz gegen Blattkrankheiten. Auch in Sachen Frohwüchsigkeit und Unkrautunterdrückung konnte Ramdam voll überzeugen. Für einen Probeanbau kann die Sorte empfohlen werden.

Porto wurde am Standort Alsfeld bereits im dritten Jahr mit schwankenden Erträgen geprüft. In Frankenhausen stand Porto in 2021 im ersten Prüfjahr und konnte einen mittleren Ertrag erzielen. Obwohl Porto die kürzeste Sorte im Sortiment war, zeigte sie leichte Schwächen in der Standfestigkeit. Auch in der Anfälligkeit gegen Gelbrost und Mehltau offenbarte Porto einige Schwächen. Die Frohwüchsigkeit lag im mittleren Bereich.

Neue Sorten

Kitesurf zählte im ersten Versuchsjahr in Hessen, und auch in anderen Bundesländern, zu den ertragsstärksten Sorten. Die sehr langstrohige Sorte zeigte dabei leichte Schwächen in der Standfestigkeit. Überzeugen konnte die Sorte in der sehr guten Blattgesundheit und besonders auch in der Frohwüchsigkeit. Kitesurf zeigte Bestnoten sowohl in der Bodenbedeckung wie auch in der Massebildung. In Verbindung mit der Pflanzenlänge lässt dies eine sehr gute Unkrautunterdrückung erwarten. Die Sorte macht neugierig auf weitere Versuchsjahre.

Bilboquet konnte dagegen im ersten Versuchsjahr im Ertrag nicht überzeugen. Obwohl keine gravierenden Mängel in der Blattgesundheit bonitiert wurden, konnten auf beiden Standorten nur Erträge unter dem Versuchsmittel erzielt werden. Dies deckt sich mit Ergebnissen von vergleichbaren Standorten in Niedersachsen (Anbaugebiet 3 lehmige Standorte). In der Frohwüchsigkeit blieb die langstrohige Sorte hinter den Erwartungen zurück.

Wer Bedarf an Öko-Saatgut hat, kann sich im Internet auf der Seite www.organicxseeds.com über verfügbare Sorten und deren Anbieter informieren.


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