Ökologischer Pflanzenbau
Ergebnisse der LSV Öko-Winterweizen 2022 & Empfehlungen
Öko-Weizen: Spitzenerträge trotz Hitze und Trockenheit auf den hessischen Versuchsstandorten
Die Meldungen über den „Rekordsommer“ 2022 überschlagen sich im Moment: zu heiß, zu trocken und ein Sonnenrekord. Der Sommer 2022 zählt nach vorläufigen Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes zu den vier wärmsten und trockensten seit Beginn der Aufzeichnungen. Laut den Angaben liegt der Temperaturdurchschnitt in diesem Sommer bei 19,2 Grad und damit 2,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Trotzdem erzielen die Weizensorten auf den drei hessischen Versuchsstandorten rekordverdächtige Erträge. Wie passt das zusammen?
In Hessen werden Weizensorten unter ökologischen Bedingungen auf drei Standorten geprüft. Neben Alsfeld-Liederbach (ALS; Vogelsbergkreis) und der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen (FH, Landkreis Kassel) steht seit 2013 mit dem Gladbacherhof (GAH, Limburg-Weilburg) ein dritter Standort für den Landessortenversuch (LSV) Öko-Winterweizen zur Verfügung. Alle drei Versuchsstandorte zählen zu den Lössstandorten, allerdings mit unterschiedlicher Bodengüte. Die Bodenpunktzahl reicht von ca. 50 Bodenpunkten am Standort Alsfeld, über ca. 75 Bodenpunkten auf dem Gladbacher Hof bis zu 80 Bodenpunkten in Frankenhausen. Die Erfahrung zeigt, dass auf guten Lössstandorten die Erträge bei Wintergetreide in trockenen Jahren häufig besser sind als in feuchten Jahren. Eine besonders positive Eigenschaft von Löss liegt darin, dass er sehr viel Wasser für die Pflanzen nutzbar speichern kann. Löss kann bis 1 m Bodentiefe 350 bis 380 Liter Wasser speichern, davon sind 150 bis 260 Liter von Pflanzen nutzbar. Diese nutzbare Wasserspeicherkapazität sichert für die Pflanzen auch in Trockenzeiten einen ausreichenden Wasservorrat. Allerdings können die Kulturen von diesem Wasservorrat nur profitieren, wenn diese durch ausreichend Niederschläge im Winter und Frühjahr entsprechend aufgefüllt wurden.
Alsfeld | Frankenhausen | Gladbacherhof | |
Vorfrucht | Kleegrasgemenge | Kleegrasgemenge | Kartoffel |
Aussaatdatum | 44480 | 44487 | 44486 |
Saatstärke (Kö/m²) | 400 | 350 | 350 |
Teilstücksgröße bei Ernte (m²) | 15 | 12 | 12 |
Erntedatum | 44765 | 44777 | 44764 |
Bodenklimaraum 1) | 132 | 133 | 134 |
Anbaugebiet 2) | 3 | 3 | 3 |
Höhe über NN (m) | 305 | 190 | 185 |
Ø Jahrestemperatur (°C) | 8,6 | 8,5 | 9,4 |
Σ Niederschlag (mm) | 718 | 650 | 654 |
Bodentyp | Parabraunerde | Braunerde | Braunerde |
Geologische Herkunft | Löss | Löss | Löss |
Bodenart der Krume | Sandiger Lehm | Schluffiger Lehm | lehmiger Schluff |
Humusgehalt | humos | humos | humos |
Ackerzahl | 48 | 80 | 74 |
Stärke Krume (cm) | 30 | 30 | 30 |
Kulturzustand Boden | gut – mittel | gut | gut – mittel |
pH-Wert | 6,3 | 7 | 6,3 |
P2O5 (mg/100 g) | 15 | 16 | 8 |
K2O (mg/100 g) | 13 | 10 | 12 |
Mg (mg/100 g) | 9 | 8 | 14 |
1) = Bodenklimaräume 132 = Osthessische Mittelgebirgslagen 133 = Zentralhessische Ackerbaugebiete / Warburger Börde 134 = Lehmböden / Sauerland / Briloner Höhen / Höhenlagen 2) = Anbaugebiete Winterweizen ökologisch 3 = Lehmige Standorte West |
Die Weizenversuche wurden zwischen dem 11. Oktober und dem 18. Oktober unter guten Bedingungen gesät. Als Vorfrucht stand in ALS und FH ein Feinleguminosengemenge, auf dem GAH standen Kartoffeln. Die Vorwinterentwicklung war zügig. Auch die Frühjahrsentwicklung verlief auf den Standorten vergleichsweise zügig. Anfang März hatten die Sorten am Standort FH bereits zwei bis drei starke Nebentriebe entwickelt. Durch die trockene Witterung war der Krankheitsdruck insgesamt gering. Am Standort ALS haben allerdings einige Sorten einen stärkeren Befall mit Blattflecken gezeigt, was sich wahrscheinlich auch auf den Ertrag negativ ausgewirkt hat. Gelbrost zählt im ökologischen Weizenanbau zu den wichtigsten Krankheiten. Hohe Temperaturen, trockenes und sonniges Wetter sind für den Gelbrost aber nicht förderlich, es werden keine Uredosporen mehr gebildet und der Rostpilz kann sogar absterben. So war ein Gelbrostbefall in dieser Vegetationsperiode bei anfälligen Sorten zwar zu beobachten, eine massive Ausbreitung, wie z.T. in den Vorjahren, ist allerdings unterblieben.
Sorten mit mittlerer bis erhöhter Gelbrostanfälligkeit
Sorten mit abgeschlossener LSV-Prüfung, von denen aktuell ökologisch vermehrtes Saatgut zur Verfügung steht:
- Elixer, KWS Livius, KWS Talent, Tobias, Argument
Sorten die aktuell in der LSV-Prüfung stehen:
- Asory, Campesino, Blickfang, Thomaro, Illusion
Allerdings gilt zu beachten, dass sich die Gelbrostanfälligkeit bei den Sorten auch verändern kann. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass Sorten, die sich bisher als wenig Gelbrostanfällig gezeigt haben, im nachfolgenen Jahr Befall bekommen können.
Sehr hohe Erträge in den Öko-LSV
Im Mittel der drei Versuchsstandorte erreichen die Weizensorten der Bezugsbasis BB (Sorten, die auf allen Standorten 3 Jahre geprüft wurden) in diesem Jahr einen Durchschnittsertrag von 66,9 dt/ha, das sind 16 dt/ha mehr als im Vorjahr und immerhin noch 8 dt/ha mehr als in 2020. Aber auch zwischen den Standorten sind die Ertragsunterschiede in diesem Jahr erheblich. In Frankenhausen erreichen die BB-Sorten einen mittleren Ertrag von 72,6 dt/ha, in Alsfeld 66,5 dt/ha und auf dem Gladbacher Hof 61,4 dt/ha. Von den mindestens dreijährig geprüften Sorten liegen die Sorten Informer, Campesino und Asory im dreijährigem Mittel an der Spitze ganz eng zusammen. Von den zweijährig geprüften Sorten können besonders KWS Keitum und Chevignon im Ertrag überzeugen.
Von den mehrjährig geprüften Qualitätsweizensorten (E-Sorten) steht Moschus im dreijährigem Mittel der drei Standorte (rel. 104) ganz oben. Wendelin und Curier erreichen Erträge, die im Mittel nur knapp darunter liegen. Danach folgen Sorten wie Trebelir, Thomaro, Effendi, Adamus, Aristaro (alles E-Sorten) sowie die A-Sorten Roderik und Srastro, die sich im Ertrag nur wenig unterscheiden.
Qualität | Bezugbasis | Grannen | Ertrag (relativ zur Bezugsbasis) | |||||||
2022 | 2020 | 2021 | 2022 | Mittel | ||||||
Orte | ALS | FH | GAH | 3 | 3 | 3 | ||||
BB (dt/ha) | 66,5 | 72,6 | 61,4 | 61,2 | 50,4 | 66,9 | 59,5 | |||
GD 5 % (relativ) | 12,3 | 5,8 | 9,4 | |||||||
Aristaro | E | BB | x | 101 | 87 | 95 | 94 | 84 | 94 | 91 |
Moschus | E | BB | 100 | 103 | 108 | 102 | 108 | 104 | 104 | |
Wendelin | E | BB | 93 | 98 | 107 | 96 | 106 | 99 | 100 | |
Trebelir | E | BB | 90 | 92 | 100 | 96 | 94 | 94 | 95 | |
Thomaro | E | BB | 98 | 94 | 85 | 97 | 93 | 93 | 95 | |
Curier | E | BB | 100 | 102 | 102 | 97 | 97 | 101 | 99 | |
Effendi | E | BB | 92 | 91 | 86 | 100 | 96 | 90 | 95 | |
Adamus | E | BB | x | 97 | 90 | 88 | 96 | 87 | 92 | 92 |
SY Koniko | E | 109 | 103 | 103 | 109 | 105 | ||||
Grannosos | E | x | 88 | 89 | 93 | 100 | 90 | |||
Castado | E | 99 | 92 | 91 | 94 | |||||
Roderik | A | BB | x | 99 | 94 | 102 | 99 | 94 | 98 | 97 |
Asory | A | BB | 107 | 109 | 115 | 116 | 113 | 110 | 113 | |
Illusion | A | 110 | 98 | 99 | 103 | |||||
Sarastro | A | BB | 92 | 90 | 99 | 88 | 90 | 93 | 91 | |
Blickfang | A | 108 | 95 | 86 | 97 | |||||
Informer | B | BB | 116 | 124 | 117 | 112 | 115 | 119 | 115 | |
Campesino | B | BB | 116 | 126 | 96 | 107 | 124 | 114 | 114 | |
Chevignon | B | 133 | 122 | 123 | 120 | 126 | ||||
Tilsano | B | x | 101 | 105 | 101 | 102 | ||||
KWS Keitum | C | 126 | 129 | 133 | 128 | 129 | ||||
Fritop | C | x | 107 | 106 | 100 | 92 | 105 | |||
Wital | E | 97 | 100 | 81 | 94 | 93 | ||||
BB = Bezugsbasis (3-jährig geprüfte Sorten über alle Standorte) Die Mittelwerte sind adjustiert. ALS = Alsfeld-Liederbach (Vogelsberg) FH = Frankenhausen (Grebenstein) GAH = Gladbacherhof (Villmar) |
Hohe Erträge, geringe Inhaltsstoffe?
Hohe Erträge und gute Backeigenschaften schließen sich im Ökolandbau häufig aus. Man sieht dies sehr deutlich an den Klebergehalten von Aufmisch- und Backweizensorten (A- und B-Qualität). Diese erreichen in der Regel unter ökologischen Anbaubedingungen keine vom Markt geforderten Feuchtkleberwerte. Ausnahmen sind Sorten, die eine Einstufung als A- oder B-Sorte, nicht wegen des genetisch veranlagten geringeren FK-Gehaltes bekommen haben, sondern z.B. wegen einer zu geringen Fallzahl oder auch einer zu geringen Volumenausbeute (Roderik, Sarastro). Wer im Ökolandbau Backweizenqualitäten erreichen will, sollte in jedem Fall auf Sorten aus dem E-Segment zurückgreifen. Die diesjährigen Ergebnisse zeigen aber sehr deutlich, dass diese Sorten, je nach Witterungsverlauf, nicht immer hohe FK-Gehalte garantieren. Am Standort Alsfeld erreichen zumindest Sarastro und Trebelir die häufig vom Markt geforderten 25 % FK. Die Sorten mit den höchsten RP-Gehalten erreichen in Alsfeld Werte von 11,5% RP. Von den in FH geprüften Sorten erreichen nur Grannosos, Thomaro und Castado FK-Gehalte um 20%. Die höchsten Rohproteingehalte liegen hier um 10,0%. Auf dem GH erreichen vier Sorten FK-Gehalte von 24 %, Sarastro und Castado knacken sogar die 25%. Die höchsten RP-Werte erreichen hier Adamus (12,6%), Grannosos (12,4%) und Wendelin (12,0%). Sehr gute Bodenvoraussetzungen sind also keine Gewähr dafür, dass automatisch hohe RP- und FK- Gehalte im Weizenanbau erreicht werden. Andererseits gilt aber auch: Auch auf Standorten mit geringerer bis mittlerer Bodengüte können bei der richtigen Sortenwahl gute Backqualitäten erzielt werden.
2022 | 2020 | 2021 | 2022 | Mittel | |||
Sorte | ALS | FH | GAH | 3 Orte | 3 Orte | 3 Orte | 3 Orte, 3 Jahre |
Aristaro | 23,9 | 18,6 | 24,5 | 21,7 | 24,1 | 22,3 | 22,7 |
Moschus | 21,8 | 17,2 | 21,8 | 20,7 | 23,0 | 20,3 | 21,3 |
Wendelin | 22,3 | 18,2 | 23,8 | 23,1 | 25,9 | 21,4 | 23,5 |
Trebelir | 25,2 | 17,2 | 21,6 | 21,4 | 24,0 | 21,3 | 22,2 |
Thomaro | 21,1 | 19,8 | 21,2 | 21,7 | 22,5 | 20,7 | 21,6 |
Curier | 21,1 | 14,9 | 20,4 | 20,0 | 22,5 | 18,8 | 20,4 |
Effendi | 22,2 | 17,8 | 24,8 | 20,6 | 23,8 | 21,6 | 22,0 |
Adamus | 23,5 | 18,6 | 24,5 | 23,3 | 25,1 | 22,2 | 23,5 |
SY Koniko | 16,3 | 12,6 | 18,1 | 21,3 | 15,7 | 18,5 | |
Grannosos | 23,9 | 20,0 | 24,7 | 21,3 | 22,9 | 22,1 | |
Castado | 24,4 | 19,7 | 25,0 | 23,0 | |||
Roderik | 23,8 | 17,6 | 23,5 | 21,7 | 23,7 | 21,6 | 22,3 |
Asory | 16,8 | 12,1 | 16,9 | 15,2 | 16,7 | 15,3 | 15,7 |
Illusion | 22,9 | 16,7 | 21,6 | 20,4 | |||
Sarastro | 26,1 | 18,1 | 25,0 | 23,0 | 23,4 | 23,1 | 23,2 |
Blickfang | 19,4 | 15,0 | 19,7 | 18,0 | |||
Wital | 21,9 | 19,0 | 24,4 | 23,2 | 21,8 | 22,5 | |
Mittel | 22,2 | 17,2 | 22,4 | 21,1 | 22,9 | 20,6 | 21,5 |
2022 | 2020 | 2021 | 2022 | Mittel | |||||
Sorten | Züchter / Vertrieb | Qualität | ALS | FH | GAH | 3 Orte | 3 Orte | 3 Orte | 3 Orte, 3 Jahre |
Aristaro | Dottenfelder Bio-Saat | E | 11,1 | 9,4 | 11,7 | 10,6 | 10,8 | 10,7 | 10,7 |
Moschus | IG Pflanzenzucht | E | 10,0 | 9,1 | 10,8 | 9,9 | 10,0 | 10,0 | 10,0 |
Wendelin | Natur-Saaten | E | 10,8 | 9,6 | 12,0 | 10,6 | 10,9 | 10,8 | 10,8 |
Trebelir | Cultivari GFZ Darzau | E | 11,4 | 9,5 | 11,3 | 10,2 | 10,6 | 10,7 | 10,5 |
Thomaro | Dottenfelder Bio-Saat | E | 10,9 | 9,6 | 11,0 | 10,2 | 10,5 | 10,5 | 10,4 |
Curier | Dottenfelder Bio-Saat | E | 10,6 | 9,5 | 11,0 | 9,9 | 10,3 | 10,4 | 10,2 |
Effendi | LG Seeds | E | 11,4 | 9,8 | 11,8 | 10,1 | 10,6 | 11,0 | 10,6 |
Adamus | KWS Lochow | E | 11,3 | 10,4 | 12,6 | 11,1 | 11,3 | 11,4 | 11,3 |
SY Koniko | Syngenta | E | 9,3 | 8,6 | 10,3 | 10,0 | 9,4 | 9,7 | |
Grannosos | Dottenfelder Bio-Saat | E | 11,3 | 9,9 | 12,4 | 10,1 | 11,2 | 10,7 | |
Castado | Dottenfelder Bio-Saat | E | 11,5 | 9,7 | 11,7 | 11,0 | |||
Roderik | Cultivari GFZ Darzau | A | 10,4 | 9,7 | 11,4 | 10,2 | 10,9 | 10,5 | 10,5 |
Asory | Secobra SZ | A | 9,5 | 8,3 | 9,8 | 8,8 | 9,3 | 9,2 | 9,1 |
Illusion | Natur-Saaten | A | 10,3 | 8,8 | 10,8 | 10,0 | |||
Sarastro | Cultivari GFZ Darzau | A | 11,1 | 9,7 | 11,7 | 10,6 | 10,9 | 10,8 | 10,8 |
Blickfang | Secobra SZ | A | 11,0 | 9,3 | 11,1 | 10,5 | |||
Informer | LG Seeds | B | 9,2 | 8,2 | 9,6 | 8,4 | 9,0 | 9,0 | 8,8 |
Campesino | Secobra SZ | B | 8,2 | 7,8 | 9,6 | 8,2 | 8,6 | 8,5 | 8,4 |
Chevignon | Hauptsaaten | B | 9,3 | 7,8 | 9,1 | 9,3 | 8,7 | 9,0 | |
Tilsano | KWS Lochow | B | 10,5 | 9,0 | 10,8 | 10,1 | |||
KWS Keitum | KWS Lochow | C | 8,5 | 7,5 | 9,3 | 8,2 | 8,4 | 8,3 | |
Fritop | Cultivari GFZ Darzau | C | 8,7 | 8,3 | 10,4 | 10,2 | 9,1 | 9,7 | |
Wital | Sativa Rheinau | E | 11,1 | 10,5 | 12,7 | 11,1 | 11,4 | 11,3 | |
Mittel | 10,3 | 9,1 | 11,0 | 9,9 | 10,1 | 10,1 | 10,0 |
Auch Bodenbedeckung und (Blatt)-Massebildung sind im Ökolandbau von Bedeutung
Neben den reinen Ertrags- und Qualitätsparametern spielen auch agronomische Faktoren wie Bodenbedeckung, Massebildung, Blattstellung und Pflanzenlänge eine Rolle bei der Beurteilung einer Sorte. Je weniger Licht in der frühen Jugendentwicklung auf den Boden trifft, desto geringer wird die Gefahr von keimenden Unkraut sein, d.h. eine Sorte mit hoher Bodenbedeckung und gute Massebildung wird weniger Unkrautdruck bekommen wie eine Sorte die sich im Frühjahr nur langsam entwickelt (siehe Bilder). Je mehr diese Merkmale in Richtung Unkrautunterdrückung gehen, desto positiver ist so eine Sorte für den Ökolandbau einzustufen.Die geprüften Sorten im Kurzportrait
Mehrjährig geprüfte Backweizensorten
Trebelir wird bereits mehrjährig geprüft und überzeugt mit einer guten Bodenbedeckung in der Jugendentwicklung. Die Sorte ist langstrohig, mit einer mittleren Standfestigkeit, blattgesund und besitzt zudem eine Resistenz gegen Steinbrand. Die Erträge liegen auf lehmigen Standorten knapp unter dem Standardmittel. Auf leichteren Standorten schneidet Trebelir im Ertrag etwas schlechter ab. Die Feuchtkleberwerte sind überdurchschnittlich hoch. Trebelir kommt besonders für den Backweizenanbau für mittlere und lehmige Böden in Frage.
Aristaro liegt im Ertrag noch knapp unter Trebelir. Die Sorte ist begrannt, langstrohig, blattgesund und frohwüchsig. Laut Züchter verfügt die Sorte über eine Steinbrand- und Zwergsteinbrandresistenz. Aristaro hat eine mittlere bis hohe Lageranfälligkeit. Die Feuchtkleberwerte sind ebenfalls überdurchschnittlich hoch. Für den Qualitätsweizenanbau kommt Aristaro weiterhin in Frage, allerdings wegen der Schwächen in der Standfestigkeit nicht auf den ertragsstärksten Böden.
Wendelin zählt zu den wenigen Sorten, die gute FK-Gehalte bei guten Erträgen erreicht. Die Sorte ist ebenfalls langstrohig aber sehr standfest und blattgesund. In der Jugendentwicklung ist Wendelin etwas verhalten Wendelin passt auf die besseren lehmigen Standorte und kann auch gut mit Gülle oder Substrat gedüngt werden.
Thomaro ist mittellang, mit guter Bodenbedeckung, standfest und weitestgehend blattgesund. Nach Angaben des Züchters besteht eine Resistenz gegen Stein- und Flugbrand. Ertraglich ist Thomaro in etwa vergleichbar mit Trebelir. Die Feuchtkleberwerte sind ebenfalls überdurchschnittlich hoch.
Roderik ist ein braunspelziger Grannenweizen mit Steinbrand- und Flugbrandresistenz. Die Jugendentwicklung und die Bodenbedeckung in der Anfangsentwicklung sind etwas verhalten. Im weiteren Vegetationsverlauf macht die Sorte aber aufgrund ihrer hohen Pflanzenlänge den Bestand gut zu. Roderik hat eine mittlere Lageranfälligkeit. Die Erträge liegen nur knapp unter dem Versuchsmittel. Die Rohprotein- und Feuchtklebergehalte sind überdurchschnittlich hoch. Vom Bundessortenamt wurde Roderik als A-Weizen eingestuft, da beim Merkmal Volumenausbeute die Anforderungen für einen E-Weizen nicht erfüllt wurden.
Moschus zählt zu den ertragsstärksten Sorten im E-Segment. Bei kurzer bis mittlerer Wuchslänge ist die Standfestigkeit sehr gut. Moschus verfügt über eine gute Resistenzausstattung bei Gelbrost, Mehltau und Ährenfusarium. Mit Braunrost muss in mittlerem Umfang gerechnet werden. Die Feuchtkleber- und Rohproteingehalte fallen geringer aus als bei Vergleichssorten aus dem E-Segment. Je nach Jahr und Standort können die Anforderungen an die Backqualität mit Moschus nicht sicher erreicht werden.
Curier stammt wie Aristaro und Thomaro ebenfalls aus der Züchtung vom Dottenfelder Hof und verfügt ebenfalls über eine Steinbrand- und Flugbrandresistenz. Im Ertrag ist Curier etwas stärker, dafür im Rohprotein- und Feuchtklebergehalt etwas schwächer als Aristaro und Thomaro einzustufen. Curier ist lang im Wuchs und verfügt über eine mittlere Standfestigkeit.
Effendi zeigt im dreijährigen Vergleich größere Ertragsschwankungen, liegt im dreijährigem Mittel in etwa wie Trebelir und Thomaro. Die Rohprotein- und Feuchtkelbergehalte liegen im oberen Drittel, mit allerdings deutlichen Schwächen in der Fallzahl. Effendi zählt zu den längsten Sorten im Prüfsortiment und hat Schwächen in der Standfestigkeit.
Adamus ist ein sehr frühreifer, mittel-langstrohiger Grannenweizen. Im Ertrag zählt Adamus zu den schwächeren Kandidaten. Die Backqualitäten sind aber überdurchschnittlich gut. Adamus zeigte sich in den Prüfjahren sehr blattgesund, aber mit Schwächen in der Standfestigkeit. Wenn Frühreife und Grannen für die Sortenwahl wichtig sind, könnte ein Probeanbau besonders auf den schwächeren bis mittleren Böden überlegenswert sein.
Sarastro kommt wie Roderik vom Züchter Cultivari. Die Erträge liegen auf den lehmigen Standorten im unteren Drittel. Wie Roderik ist auch Sarastro in der Qualität nur mit A eingestuft, was ebenfalls in der etwas schwächeren Volumenausbeute begründet sein dürfte. Rohprotein- und Feuchtklebergehalte sind dagegen sehr gut. Hervorzuheben ist die gute Bodenbedeckung und Massebildung in der Jugendentwicklung, was eine gute Unkrautunterdrückung erwarten lässt. Sarastro hat Schwächen in der Standfestigkeit.
Backweizen-Sorten aus zweijähriger Prüfung
Grannosos und Wital stammen beide aus der biologisch dynamischen Getreidezüchtung, Grannosos vom Dottenfelder Hof und Wital von Cultivari. Beides sind langstrohige Sorten mit Schwächen in der Standfestigkeit. Beide Sorten zeigten sich in den zwei Prüfjahren ausgesprochen blattgesund. Grannosos schwankt über die beiden Versuchsjahre etwas stärker im Ertrag. Die Rohprotein- und Feuchtklebergehalte waren überdurchschnittlich hoch.
SY Koniko erreichte in beiden Prüfjahren überdurchschnittliche Erträge. Die langstrohige Sorte verfügt über eine mittlere Standfestigkeit. Die bisher erzielten Rohprotein- und Feuchtklebergehalte lassen allerdings im ökologischen Landbau keine ausreichende Backeignung erkennen.
Mehrjährig geprüfte Futtersorten
Neben den klassischen C-Futterweizensorten werden hier auch Sorten aus dem A- und B-Qualitätsbereich beschrieben, die wegen ihrer geringeren Rohprotein- und Feuchtklebergehalte keine ausreichenden Backeigenschaften unter Ökobedingungen erreichen.
Informer erreicht über alle Standorte und Jahre sehr gute Erträge. Neben der Ertragsstabilität kann Informer auch durch eine gute Bodenbedeckung sowie Blattgesundheit, insbesondere bei Gelbrost, überzeugen. Die mittellange Sorte verfügt außerdem über eine gute Standfestigkeit und erreicht ein sehr hohes TKG. Damit kann Informer für den Anbau im Öklandbau sehr empfohlen werden.
Campesino erreicht im dreijährigen Mittel in etwa Erträge wie Informer. Auch in agronomischen Parametern wie Pflanzenlänge, Bodenbedeckung, Standfestigkeit und Massebildung sind sich die beiden Sorten sehr ähnlich. Die Gelbrostanfälligkeit ist aber höher als bei Informer, daher kann diese Sorte für den Ökolandbau nur eingeschränkt empfohlen werden.
Futterweizensorten aus zweijähriger Prüfung
Chevignon erzielt in den beiden Prüfjahren deutlich überdurchschnittliche Erträge, die noch etwas über dem Niveau von Informer oder Campesino liegen. Chevignon ist ebenfalls sehr standfest, ist aber auch etwas kürzer als diese beiden Sorten. Auch die Bodenbedeckung fällt deutlich geringer aus. Es bleibt ein drittes Prüfjahr abzuwarten, ob die Sorte das sehr hohe Ertragspotential bestätigen kann.
KWS Keitum wiederholt die sehr guten Erträge aus dem Vorjahr. Auch auf anderen Prüfstandorten Bundesweit hat KWS Keitum das sehr hohe Ertragspotential bestätigt. Die mittellange Sorte zeichnet sich durch eine ausgewogene Blattgesundheit und guter Standfestigkeit aus. KWS Keitum erzielt wie Informer ein sehr hohes TKG. Für einen Probeanbau kann KWS Keitum empfohlen werden.
Fritop ist eine begrannte, langstrohige Sorte und erreicht durch die planophile Blattstellung eine gute Bodenbedeckung in der Jugendentwicklung. Im Ertrag konnte Fritop in beiden Prüfjahren auf den hessischen Standorten nicht überzeugen. Fritop hat deutliche Schwächen in der Standfestigkeit und passt daher nicht auf mittlere bis gute Standorte, sondern eher auf schwächere Standorte.