Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Pflanzenschutz

Scheinsaat – ein ackerbauliches Werkzeug, um Gräserbesätze zu reduzieren

In diesem Frühjahr konnte man wieder viele Flächen beobachten, auf denen keine zufriedenstellende Wirkung bei den Gräserherbiziden eingetreten war. Das hat zur Folge, dass der Samenvorrat im Boden weiter angewachsen ist.
Ziel ist es nun, mit der Bodenbearbeitung möglichst viele von diesen Samen zum Auflaufen zu bringen und gleichzeitig zu beseitigen.
Neben der klassischen Stoppelbearbeitung erfährt die Scheinsaat in den letzten Jahren eine Renaissance. Wer dieses praktische Werkzeug nutzen möchte, sollte sich rechtzeitig mit dem Verfahren auseinandersetzen und die Bearbeitungsschritte planen.

Was bedeutet Scheinsaat?

Bei der Scheinsaat legt man ca. 14 Tage vor dem eigentlichen Saattermin ein falsches Saatbett an. Der Acker sollte sich so präsentieren, als ob man tatsächlich eine Aussaat durchführen wollte.
In Trockenperioden ist auf eine gute Rückverdichtung des Saatbeetes achten, um die Bodenfeuchtigkeit besser ausnutzen zu können (z.B. Walzen).
Es ergeben sich dann beste Auflaufbedingungen für die im Boden vorhanden Ackerfuchsschwanz-, Windhalm- und Trespensamen. Ziel ist es, möglichst viele Ungrassamen zum Auflauf zu bringen. Je mehr, umso besser.

Mit der Beseitigung des Aufwuchses sollte man grundsätzlich warten, bis sich möglichst viele Unkrautsamen im Keimblattstadium befinden. In diesem Stadium sind sie nämlich am empfindlichsten.

Beseitigung des Aufwuchses

Mechanische Beseitigung: Befindet sich der Unkrautsamen im Keimblattstadium, genügt zur Beseitigung meist schon eine leichte Störung, z.B. mit einem Striegel, bei sonnigem, trockenem Wetter. Unter feuchten Bedingungen besteht das Risiko, dass Pflanzen wieder anwachsen können. Es sollte nur sehr flach arbeitet werden, um nicht wieder neue Samen aus tieferen Schichten nach oben in den Saathorizont zu holen und zur Keimung anzuregen.

Chemische Beseitigung: Deutlich effektiver ist es, wenn man 2 bis 3 Tage vor der Getreideaussaat die Ungräser mit 1000 g/ha Glyphosat-Wirkstoff (entspricht 3 L/ha eines Produktes mit 360 g/L Wirkstoff) bekämpft. Positiv wirkt sich die Zugabe von 2,5 kg/ha SSA je 100 L Wasser aus. Das verbessert die Wirkung.

Aussaat und Sortenwahl

Die Aussaat sollte mit möglichst wenig Bodenbewegung erfolgen, um nicht erneut die Keimung von Ungräsern zu fördern. Bei der Aussaat sollte man möglichst späten Aussaatterminen wählen. Das reduziert die Auflaufraten der Ungräser.

Ein weiteres Werkzeug, um die Gräserbesätze in der Fläche zu reduzieren, ist die Sortenwahl. Hier kann man Sorten wählen, die in ihrer Entwicklung eine möglichst große Bodenbedeckung erzielen. Winterweizensorten, die einen hohen Bedeckungsgrad erzielen, sind z.B. Absolut, Akzent, Argument, Chevignon, Elixer, KWS Talent, KWS Donovan, KWS Emerick, SU Fiete u.a.

Weitere Aspekte zur Scheinsaat

Ein weiterer Vorteil der Scheinsaat sind die verbesserten Wirkungsbedingungen der Bodenherbizide, da sie dann auf ein abgesetztes Saatbett appliziert werden.
Ein Nachteil von Scheinsaatbetten ist, dass die Flächen nach ergiebigen Niederschlägen nicht mehr ausreichend abtrocknen können.


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