Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Rinder

Mit fünf Mutterkühen in den Vollerwerb

Mutterkuhhalter des Main-Kinzig-Kreises e.V. besichtigt Familienbetrieb Klüh

Die Mutterkuhhalter des Main-Kinzig-Kreises e.V. tagten im Rahmen ihres alljährlichen Grillfestes auf dem Betrieb der Familie Klüh in Schlüchtern Vollmerz. Der Betrieb Klüh blickt auf eine beachtliche Entwicklung zurück: Erst vor zwölf Jahren übernahm Markus Klüh seinen damaligen Nachbarbetrieb in einer Größenordnung von sieben Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche mit fünf Mutterkühen der Rasse Limousin und Fleckvieh.

Personengruppe steht vor einem großen Stallgebäude; im Vordergrund rechts ein Strohballen
Teilnehmende Mitglieder des Mutterkuhvereins vor dem 2022 neu errichteten Stall der Familie Klüh

Heute besitzt der Biobetrieb einen neuen Stall, in dem über die Wintermonate rund 85 Tiere gehalten werden können. Die dafür nötige Futtergrundlage wächst auf 75 Hektar, davon 55 Hektar Grünland und 20 Hektar Ackerland, auf denen Kleegras, Mais und diverse Druschfrüchte angebaut werden.

Mutterkuhhaltung an Gunststandort

Bei dem Besuch wurden zwei von drei Herden besichtigt, die am Ortsrand auf großen Weiden mit direkter Wasserversorgung grasten. Die Mutterkuhherde besteht aus rund 28 Limousin- und Kreuzungskühen plus Kälbern sowie einem Limousindeckbullen. Dieser wird alle drei Jahre ausgetauscht. Ausgewählt werde ein Deckbulle aufgrund des Charakters und Körperbaus, der Bemuskelung und seines Kopfes, welcher laut Klüh nicht zu groß sein sollte, um spätere Schwergeburten zu vermeiden.

Die Kalbungen erfolgen im Frühjahr noch im Stall, erst danach geht es für Kühe und Kälber auf die Weide. Um die Geburtsüberwachung auch nachts zu erleichtern, hat der Betrieb Kameras in den Stallbereichen montiert. Dies ermöglicht dem jungen Betriebsleiterehepaar eine 24-stündige Herdenkontrolle.

Mit Blick auf die besichtigten Weideflächen und die bergige Landschaft rund um den Ort, wurde schnell klar, dass sich Mutterkuh- und Weidehaltung in dieser Region besonders empfehlen. Einige Hangflächen seien nur mit Beweidung offen zu halten, so der Betriebsleiter.

Familienbetrieb im Vollerwerb mit eigener Metzgerei

Mutterkuhherde auf einer Weide
Herdenbesichtigung: Mutterkühe mit dem aktuellen Kälberjahrgang auf der Weide

Dass Markus Klüh ausgebildeter Metzger ist, begünstigte die Entscheidung, den „Hobbybetrieb“, wie er ihn rückblickend nennt, stetig weiterzuentwickeln und heute im Vollerwerb zu führen. Die gesamte Vermarktung findet über eine eigene Metzgertheke im Ort statt. Die Metzgerei von Markus Klüh hat jeden Freitag und Samstag geöffnet. Neben dem eigenen Rindfleisch wird Schweinefleisch in Form von Schweinehälften zugekauft und über die Ladentheke vermarktet. Auch seine Ehefrau Ramona, gelernte Schreinerin, arbeitet vollzeit im Betrieb mit. Sie übernimmt, neben der Organisation des Familienalltages mit drei Kindern, die Aufgaben rund ums Herdenmanagement und den Verkauf in der Metzgerei.

Als im Jahr 2022 der Pachtvertrag des Betriebes in Ortslage auslief, entschied sich Familie Klüh für den Bau eines neuen Mutterkuhstalles und eines Wohnhauses im Außenbereich. In einer unsicheren Zeit, geprägt von Corona und Ukrainekrieg, keine leichte Entscheidung. Für die Hilfe in dieser ereignisreichen Zeit bedankte sich Klüh beim zuständigen Amt für den ländlichen Raum und den Beratungskräften des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH), die stets fundiertes Wissen und fachliche Unterstützung geboten haben.

Rückblickend war es für die Familie die richtige Entscheidung, die Betriebserweiterung im Außenbereich vorzunehmen – daran zweifelte vor Ort keiner der rund 60 Teilnehmenden der Veranstaltung. Jedem wurde klar, dass die junge Gastgeberfamilie mit vollstem Engagement und Hingabe Mutterkuhhaltung betreibt und über ihre Metzgerei einen sicheren Absatzweg für ihre Produkte gefunden hat, wenn auch die Zeit mit drei Kindern, Metzgerei und 85 Tieren immer etwas knapp sei.

Der Vorstand des Mutterkuhvereins bedankte sich herzlich bei dem Betriebsleiterehepaar für eine gelungene Grillfeier mit Betriebsbesichtigung.


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