Schafe & Ziegen
„It´s all about sustainability“- Alles dreht sich um Nachhaltigkeit
So lautet das Motto der Daylesford Organic Farm in den Cotswold Hills. Dort nahmen die Teilnehmenden des Projektes „Tierwohl-Kompetenzzentrum Schaf“ an einer Farmtour teil.
Die Daylesford Organic Farm wird seit rund 35 Jahren ökologisch bewirtschaftet. „It´s all about sustainability“, um es mit den einleitenden Worten des landwirtschaftlichen Direktors Richard Smith zu sagen. Denn im Vordergrund steht das Thema Nachhaltigkeit. Der Betrieb setzt auf ein ganzheitliches System mit Tierhaltung, Obst- und Gartenbau, Regenaufbereitung und Solarenergie. Ein wichtiger Baustein ist die Verarbeitung und Vermarktung der eigenen Produkte. Die Direktvermarktung startete vor acht Jahren mit einem Lieferdienst. Mittlerweile gibt es neben dem Farmshop in Daylesford vier weitere Läden in und um die Metropole London. Die Vermarktung orientiert sich dabei – mit Erfolg – an aktuellen Verbrauchertrends der nahegelegenen Großstadt. Die Produkte werden in der eigenen Schlachterei und Bäckerei, sowie Molkerei und Käserei hergestellt. Die Produktverpackungen bestehen aus nachhaltigen und recycelbaren Materialien.
Insgesamt hält der Betrieb über 6.000 Schafe auf über 800 ha an Standorten in Daylesford und Staffordshire. Die tragenden Mutterschafe werden Ende Dezember eingestallt und anschließend geschoren. Die Lammzeit beginnt im April und nach circa fünf Monaten werden die Lämmer abgesetzt. Die Fütterung basiert ausschließlich auf Gras. Einige Flächen werden deshalb mit speziellen Grasmischungen eingesät, welche neben Rot- und Weißklee auch Weidelgräser und Esparsette enthalten. Letztere dient der Minimierung des Parasitendrucks auf den Weideflächen. Insgesamt wird auf der Farm ein selektives Parasitenmanagement angewandt. Zur Überprüfung des Gesundheitsstatus werden alle drei Wochen Kotproben untersucht, um bei einem positiven Befund gezielt behandeln zu können. Dabei bekommt nicht die gesamte Herde ein Entwurmungsmittel verabreicht, sondern nur die Tiere, die phänotypisch auffällig sind. Interessant war überdies die Multispezies-Beweidung mit Rindern und Schafen auf vielen Weiden, was ebenfalls zu einer verminderten Wurmbelastung führt. Diese vermeintlich simplen Methoden führen zu einer auffälligen Reduzierung des Parasitendrucks und damit zu verminderten Einsatz von Entwurmungmitteln.
Neben Lleyn Schafen werden auch lokale und ursprüngliche Rassen wie Kerry Hill, Ryeland und Cotswold Schafe gezüchtet. Außerdem werden sogenannte Sachsen-Merinos gehalten, deren Wolle über eine eigene Bekleidungslinie vermarktet wird. Zur Lammfleischproduktion werden verschiedene Rassen, wie Texel, eingekreuzt. Ziel ist es, gleichmäßige Schlachtkörper über einen langen Zeitraum hinweg zu erzeugen, sodass das ganze Jahr Lammfleisch vermarktet werden kann. Jede Woche werden 150 – 200 Lämmer in der hauseigenen Schlachterei verarbeitet.
Auch bei den Rindern setzt die Farm auf traditionelle Rassen. Die Herde der Bio-Fleischrinder umfasst South Devon-, Old Gloucester- und Aberdeen Angus-Tiere. Auch hier beruht die Fütterung auf Gras. Zur Milchgewinnung werden 120 Milchkühe der ursprünglichen Rasse British Friesian gehalten.
Die Vielfältigkeit der Landwirtschaft, deren Dimensionen für hiesige Betriebe fast undenkbar ist, die Fülle der hergestellten Produkte und die exquisite Vermarktung beeindruckten die Exkursionsteilnehmerinnen und Exkursionsteilnehmer. Der Blick über den Tellerrand hinaus lohnte sich!
Projektpartner sind der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), die Justus-Liebig-Universität Gießen und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Deutschland e.V.) als Teil des Bundesprogramms Nutztierhaltung (BUNTH) wird das Projekt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).