Schafe & Ziegen-Haltung
EID-Technik in der Schaf- und Ziegenhaltung
Neue Förderprogramme legen die Anschaffung eines Ohrmarkenlesegerätes nahe
Elektronische Ohrmarken sind seit 2010 für Schaf- und Ziegenhaltungen verpflichtend in der EU eingeführt – die Anwendung der RFID-Technik für das Herdenmanagement nimmt Fahrt auf.
Förderprogramme
Im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik ist seit 2023 eine Förderung von Mutterschafen und -ziegen möglich. Pro Mutterschaf oder -ziege liegt die Förderhöhe derzeit bei circa 35 Euro. Die Antragsstellung für Betriebe mit Sitz in Hessen ist nur über das Agrarportal-Hessen möglich.
Bei der Kontrolle der neuen und lange erwarteten EU-Tierprämie für Schafe und Ziegen, setzen die Behörden voll auf die EID-Technik (Elektronische Identifikation). Antragstellende für die Tierprämie müssen für alle beantragten Tiere die komplette 14-stellige Ohrmarkennummer nach VVVO (Viehverkehrsverordnung) digital an das Agrarportal-Hessen übermitteln.
Beantragung der Tierprämie: Ablauf in Stichpunkten
- Erfassung der Ohrmarken mit Lesegerät
- Liste des Lesegerätes auf PC / Tablet / Smartphone kopieren
- Liste in Excel / OpenOffice / etc. nach Vorgaben des Agrarportals umwandeln
- Liste auf das Agrarportal hochladen und kontrollieren
Außerdem interessant für Viehhaltende ist die ÖKO-Regel 4: „Extensivierung des gesamten Dauergrünlands vom Betrieb“, für die ebenfalls ein entsprechender Viehbestand nachgewiesen werden muss. Für die Öko-Regel 4 ist ein aktuelles Bestandregister notwendig.
Neue Herausforderungen für die Bestandsdokumentation
Die digitale Übermittlung aller Ohrmarkennummern zur Antragsabgabe über das Agrarportal ist für die Antragsteller eine große Hürde, da die Daten im richtigen Format zu übermitteln sind.
Die Erfassung der amtlichen Tiernummern über die Transponderohrmarken geht bei Betrieben ab ca. 30 Muttertieren am besten unter Nutzung eines elektronischen Lesegerätes. Ansonsten sind Schreib- und Übertragungsfehler der 14-stelligen Nummern vorprogrammiert.
Lesegeräte für jeden Einsatzzweck
Im Folgenden sollen die wichtigsten technischen Eigenschaften der Ohrmarkenlesegeräte für Schnellentschlossene dargestellt werden.
Die Profigeräte ab circa 800 Euro bis weit über 1500 Euro haben einen eingebauten Computer, kommunizieren schnurlos mit verschiedenen Geräten wie Smartphone, elektronischer Waage oder Sortiereinrichtungen, verfügen über bearbeitbare Listen aus einer Managementsoftware und können für den Datensatz der erfassten Ohrmarken eine Vielzahl an zusätzlichen Informationen erfassen und verarbeiten.
Ab etwa 100 Euro bis 500 Euro bekommt man einfache Geräte, die eine gewisse Anzahl an gelesenen Nummern intern speichern. Die Daten können bei Bedarf via USB-Kabel, kabellos per Bluetooth-Technik und/oder WiFi an einen Computer übermittelt werden. Die Daten liegen entweder als CSV- oder XLSX-Datei vor und können mit Standard-Software bearbeitet werden.
Teurere Geräte unterscheiden sich in Schutzklasse, Akkulaufzeit, Speicherkapazität und Lesereichweite. Mit diesen Geräten ist ein sicheres Erfassen des Tierbestandes für Förderprogramme einfach, weil alle Tierdaten schnell, exakt und zeitnah erfasst und übermittelt werden. Da diese kleinen Handgeräte leicht zu reinigen sind und sie nur wenige Tage im Jahr gebraucht werden, ist auch eine überbetriebliche Nutzung denkbar.
Wer problemlos Schaf- und Ziegentransponder in der EU auslesen will, sollte bei den Lesegeräten auf die ISO-Standards 11784 und 11785 achten. Sie sind dann sowohl für das FDX- als auch das HDX-Übertragungsverfahren geeignet. Alle offiziellen RFID-Tierohrmarken, Boli und Fesselbänder in der EU können nach diesen Standards ausgelesen werden.
Das Ohrmarkenlesegerät als Einstieg in die elektronische Bestandsführung
Wer die Anschaffung eines Ohrmarkenlesegerätes mit dem Einstieg in die elektronische Bestandsverwaltung kombinieren will, braucht den Ohrmarkenleser zukünftig häufiger und sollte deshalb auf robuste, langlebige Technik setzen, die selten unter 500 Euro zu erwerben ist. Technikversierte können es aber auch günstiger schaffen, wenn einfache Leser mit kostenlosen Herdenmanagementprogrammen kombiniert eingesetzt werden.
Für kommerzielle Herdenmanagement-Software sind jährliche Kosten für Support und Weiterentwicklung einzuplanen. Dafür gibt es das „Rundum-Sorglos-Paket“ mit Schulungen, Empfehlungen zur Hardwareauswahl und Fernsupport via Internet. Für Profis werden Systemlösungen angeboten. Hier können Lesegeräte, elektronische Waagen, Medikamentendosierer und automatische Sortieranlagen miteinander vernetzt werden.
Oft haben die leistungsfähigeren Lesegeräte so viele Funktionen, sodass Einsteigerinnen und Einsteiger bezüglich der Technik zunächst Probleme haben können, unter den vielen Menü-Punkten die gewünschten zu finden. Eine mehr oder weniger lange Einarbeitungszeit muss eingeplant werden.