Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Schafe & Ziegen

Ziegenzucht im Wandel

Weltweit werden rund 765 Mio. Ziegen gehalten. In den Tropen und Subtropen, wo sie wesentlich zur Nahrungssicherung beitragen, gibt es circa 351 Mio. Nur 5 % der weltweit gehaltenen Ziegen leben in Industrieländern; in Europa sind es beispielsweise 18,4 Mio. Tiere.

Abb. 1: Ziegen eignen sich hervorragend für die Landschaftspflege

Die Ziege war in Notzeiten eine zuverlässige Nahrungsquelle für den Menschen, da sie anspruchsloser als eine Kuh ist. Daher kommt auch die Redewendung „Die Ziege ist die Kuh des kleinen Mannes“. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich der Bestand in Deutschland stark reduziert. Im Jahr 1980 wurde mit 37.000 Tieren der niedrigste Stand gezählt. Seitdem erfährt die Ziege wieder mehr Zuspruch. Heute werden hierzulande rund 240.000 von ihnen gehalten; größtenteils als Hobby in kleinen Herden.

Die beobachtete Zunahme ist einerseits auf die seit den 80er-Jahren beginnende „grüne Welle“ zurückzuführen und anderseits auf das große Interesse der Ziegenhaltenden an den Burenziegen, eine Fleischziege aus Südafrika. Diese Rasse wird nicht gemolken und legt gut Gewicht zu. Steigende Zahlen gehen aber auch auf das Bedürfnis vieler Menschen, sich mit eigenen und ökologisch produzierten Nahrungsmitteln zu versorgen, zurück. Zudem werden die kleinen Wiederkäuer gern in der Landschaftspflege eingesetzt.

Nachbarländer machen es vor

Im Gegensatz zu den Nachbarländern Frankreich und den Niederlanden wird einer gezielten Ziegenzucht (mit Eintragung in ein Zucht- bzw. Herdbuch) in Deutschland nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dies liegt an der geringen wirtschaftlichen Bedeutung der Ziegenzucht. Die Rassenvielfalt nimmt ab. Diese Entwicklung ist auch in Hessen zu beobachten: Zwar steigt die Anzahl der Ziegen in Hessen stetig an (von 22.000 in 2017 auf knapp 24.000 in 2022), gleichzeitig reduziert sich die Anzahl der im Herdbuch gehaltenen Ziegen kontinuierlich. So wurden zum Beispiel in 2018 noch 350 Milchziegen (Weiße- und Bunte Deutsche Edelziege) im hessischen Herdbuch geführt, im Jahr 2022 waren es nur noch knapp 200.

Dagegen ist zu beobachten, dass die Herdbuchzucht von Fleischziegenrassen, wie der Burenziege, und die Herdbuchzucht von Extensivrassen, wie zum Beispiel Pfauenziegen, beständig zunimmt. Folglich sind sie auch die meist vertretenden Ziegenrassen auf Tierschauen.

Damit sich die Bestände der Herdbuchmilchziegen wieder vergrößern, fördert das Land Hessen die Zucht entsprechender Rassen. Seit Oktober 2023 werden demnach Züchtungen der Weißen- sowie Bunten Deutschen Edelziege und der Thüringer Waldziege finanziell unterstützt. Ziel ist es, die Gebrauchsmilchziegenhalter in Hessen in die Hessische Herdbuchzucht zu überführen.

Der Wissensdurst steigt enorm

Abb. 2: Landesziegenschau in Gießen: Engagierte Züchterinnen und Züchter

Erfreulicherweise ist das Interesse an Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) stark gestiegen. Der jährlich im Februar stattfindende Hessische Ziegentag, der vom LLH-Fachgebiet „Beratungsteam Tierzucht“ ausgetragen wird, hat sich als eine der erfolgreichsten Informationsveranstaltungen für Interessierte der Ziegenzucht und -haltung etabliert – sogar über die hessischen Grenzen hinaus. Dort werden aktuelle Themen zur Gesundheit, Haltung und Zucht der Tiere vorgestellt. Des Weiteren werden die Lehrgänge des LLH zur Schaf- und Ziegenhaltung sehr gut von Ziegenhaltenden angenommen.

Es besteht daher die Hoffnung, dass auch wieder mehr Personen in die aktive Herdbuchzucht von Ziegen einsteigen. Unterstützung bieten die Beratungsangebote des LLH sowie Förderungsmöglichkeiten für Milchziegenrassen des Landes Hessen.


Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresbericht 2023. Den gesamten Bericht finden Sie hier.

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