Tierwohl
„Netzwerk Fokus Tierwohl“ blickt auf dreieinhalb ereignisreiche Jahre zurück
Im Mai 2020 startete das Projekt Netzwerk Fokus Tierwohl. Wie hat sich das Projekt entwickelt? Welche Erfolge konnte es bereits verbuchen?
Ziel des vom BMEL geförderten Projektes ist es, bewährtes Wissen sowie neueste Erkenntnisse rund um das Tierwohl, die Tiergesundheit und die Nachhaltigkeit in der Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung zusammenzutragen, aufzubereiten und in die Praxis zu tragen. Das Netzwerk und die länderübergreifende Zusammenarbeit sind wertvolle Bestandteile des Gesamtkonzepts, das bisher als einzigartig in Deutschland gilt.
In den gut drei Jahren Arbeit ist der bundesweite Wissenstransfer in die Praxis geglückt. Das Netzwerk Fokus Tierwohl organisierte rund 1.300 Veranstaltungen und hat dabei gut 71.500 Teilnehmende mit dem Ziel erreicht, mehr Tierwohl in die Praxis zu bringen und praxisnahe Tipps für die Umsetzung zu vermitteln. Dafür führen die deutschlandweit agierenden Tierwohl-Multiplikatoren kostenfreie Online- sowie Präsenzveranstaltungen für unterschiedlichste Zielgruppen durch. Hauptzielgruppe ist und bleibt aber die landwirtschaftliche Praxis.
Das bunte Veranstaltungsangebot wird gut nachgefragt
Tierartübergreifend stoßen beispielsweise Veranstaltungen wie „Stromausfall im Nutztierstall – Notfallplan, Folgen und Vorbeugung“ oder „Großtierrettung – wie im Brandfall reagieren?“ auf großes Interesse. Neben Tierhaltenden sind auch andere Interessentengruppen in den Seminaren vertreten, wie bspw. (Berufs-) Feuerwehren.
Tierartenspezifische Veranstaltungen beleuchten unter anderem die Haltung, bestimmte Krankheiten und den Umgang mit diesen oder informieren zu allgemeinen und speziellen Arten der Fütterung wie z. B. „Geflügelfütterung bei Hitzestress“.
Ein regelmäßig ausgebuchter Workshop ist „Geburtshilfe beim Rind – nur so gelingt`s“. An den im Projekt angeschafften lebensechten Geburtshilfesimulatoren können Landwirtinnen und Landwirte auch schwierige Geburtssituationen unter Anleitung der Veterinärmedizin praktisch üben.
Auch Hobbytierhaltende und deren Tiere können vom Angebot des Netzwerk Fokus Tierwohl profitieren, wie z. B. im Online-Seminar „Kleinsthaltung von Haus- und Minischweinen – Worauf müssen Privathaltende besonders achten?“
Webauftritt rundet Informationsangebot ab
Zweites Standbein für den Wissenstransfer in die Praxis ist die projekteigene Website. Hier können sich Interessierte über die anstehenden Veranstaltungen sowie über Fachthemen rund um die Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung informieren. Die Fachinformationen werden durch themenspezifische Arbeitsgruppen zusammengestellt, die vorhandenes Fachwissen sowie Erkenntnisse aus Projekten und Forschung bewerten, zusammentragen und in verschiedenen Formaten aufarbeiten.
Es sind zahlreiche Fachartikel entstanden, die sich mit den unterschiedlichsten Themen beschäftigen.
Leitfäden wie SchweineWohl im Fokus: Umgang mit kranken und verletzten Tieren sind zudem in verschiedenen Sprachen erhältlich, damit auch die nicht-deutschsprachigen Mitarbeitenden auf den Betrieben geschult werden können. Mit SchweineWohl im Fokus – Unterrichtsmaterialien zum Thema Kupierverzicht können Fachlehrkräfte wichtige Informationen gut vorbereitet an ihre Schülerinnen und Schülern weitergeben.
Neben den für eine Vielzahl von Betrieben relevanten Themen werden aber auch spezielle Themen aufbereitet. Die Geschäftsstelle Geflügel veröffentlicht neben Broschüren wie GeflügelWohl im Fokus – So bleibt der Darm bei Masthühnern gesund und stabil oder dem Stallposter GeflügelWohl im Fokus – Notfallmaßnahmen beim Auftreten von Federpicken und Kannibalismus bei Junghennen unter anderem ein Video zur Elterntierhaltung von Gänsen.
Aus der Praxis-Umfrage „Praktikererfahrungen mit automatischen Geburtsüberwachungssystemen“ entsteht der informative Übersichtsartikel Bei Alarm Geburt – Erfahrungen aus der Praxis mit technischen Systemen zur Geburtsüberwachung bei Rindern. Im Video Kälber kuhgebunden aufziehen – muttergebundene Aufzucht stellt eine engagierte Landwirtin ihren Betrieb vor und gibt Tricks und Kniffe preis, wie diese besondere Haltungsform in der Milchwirtschaft für sie erfolgreich funktioniert. Im Fachartikel Gummierte Spaltenböden zum Einsatz in der Rindermast werden die Vor- und Nachteile der bislang in Niedersachsen sowie Bayern geforderten „weich elastischen Liegeflächen“ für Mastrinder ausführlich dargestellt und Tipps bezüglich der Kaufentscheidung gegeben. Verlängerte Zwischenkalbezeit – Eine Alternative für meinen Betrieb? erläutert auf der Projektwebsite oder als Podcast historische, ökonomische und betriebsindividuelle Aspekte und vernetzt den Leser mit dem noch laufenden Forschungsprojekt „Verlak“ aus Mecklenburg-Vorpommern.
Viele weitere Themen rund ums Schwein, Geflügel und Rind sind in Fachartikeln, Fachvideos, Projektvorstellungen und Podcasts aufgegriffen und auf der Projektwebsite fokus-tierwohl.de zu finden.
Auch hier zeigen die Zahlen der letzten drei Jahre, dass der Wissenstransfer in die Praxis funktioniert und auf großes Interesse stößt. So kann die Website über 400.000 Besuche verzeichnen; Podcasts und Videos werden mehr als 31.000 bzw. fast 36.000 Mal abgerufen.
Praxis als Multiplikator wichtig
Eine weitere wichtige Säule des Projektes sind die Landwirtinnen und Landwirte selbst. Die „Impulsbetriebe“ heben sich durch die Planung oder Umsetzung einer tierwohlgerechteren Haltung ihrer Tiere, auch im Hinblick auf nachhaltige und umweltschonende Wirtschaftsweise, hervor. Sie teilen dieses Wissen im Netzwerk sowie in der Öffentlichkeit und fungieren damit als wichtige Multiplikatoren aus der Praxis für die Praxis.
Projekt wird weitere 3 Jahre gefördert
Aufgrund des großartigen Erfolges wird das Netzwerk Fokus Tierwohl für eine weitere dreijährige Phase vom BMEL gefördert und kann seine Arbeit fortsetzen und vertiefend ausbauen. Mit dem großen Erfahrungsschatz und den bislang geknüpften Verbindungen startet das Projekt im Januar 2024 in die nächste Förderperiode. Erweitert wird das Portfolio des Projektes um die Themen Emissionsminderung und den Klimaschutz sowie der Energieeffizienz, Möglichkeiten der Ressourcenschonung und der Biodiversität. Zudem werden zukünftig Veranstaltungen zu kleinen Wiederkäuern, Pferden und Neuweltkameliden im Rahmen des Wissenstransfers angeboten.
Informieren Sie sich über das breite Angebot unter: www.fokus-tierwohl.de und abonnieren Sie den Veranstaltungskalender für Ihre kostenfreie Fortbildung.