Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Presse

Einzelne Weizensorten bieten besondere Chancen für den Feldhamsterschutz

Späte Ernte mit höherem Risiko für Landwirte möglich

Der Feldhamster ist vom Aussterben bedroht. Von ursprünglich 59 hessischen Feldhamsterpopulationen um die Jahrtausendwende sind aktuell nur noch 10 übrig. Dort, wo Hamster nachgewiesen sind, können Landwirte beispielsweise Hamsterstreifen oder Hamstermutterzellen anlegen. Diese erst im Oktober geernteten Feldbereiche bieten Schutz und Nahrung zugleich, was dem Populationsrückgang erfolgreich entgegenwirkt. Eine zusätzliche, räumlich flankierende Maßnahme könnte ein um wenige Wochen verzögerter Drusch der Weizenflächen sein, die an Hamsterstreifen und Hamstermutterzellen angrenzen.

In einem Projekt untersuchten der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) und die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), welche Weizensorten sich für eine spätere Ernte besonders eignen, welche Ertrags- und Qualitätseinbußen damit verbunden sind und wie sich ein späterer Drusch auf die Feldhamsterpopulationen auswirkt.

„In 2023 war das Erntegut vom sehr späten Druschtermin Anfang Oktober – bis zu diesem Zeitpunkt bleiben die Hamsterstreifen und Hamstermutterzellen stehen – nicht mehr für die menschliche und tierische Ernährung nutzbar. Hier blieb nur eine Entsorgung“, erläutert Rainer Cloos vom LLH, der die Versuche betreut hat.

Anders sah es bei dem Druschtermin Ende August aus, der zwei bis drei Wochen nach dem ortsüblichen Erntetermin lag. Hier zeigten sich sortenabhängige Unterschiede: Einige Weizensorten lieferten noch verwertbares Futtergetreide, während andere stark von Pilzen befallen oder umgeknickt waren und / oder die Körner bereits am Halm keimten.

Das Projekt startete in 2020 mit einem flächigen Sortenvergleich in Großparzellen von ca. 300 m², der in den Folgejahren wiederholt wurde. In den Erntejahren 2023 und 2024 wurden in wissenschaftlichen Exaktversuchen in Kleinparzellen die Ernte- und Qualitätsdaten von 8 vielversprechenden Weizensorten zu 3 unterschiedlichen Druschterminen genauer analysiert.

Dr. Tobias Erik Reiners, Vorsitzender der HGON und Feldhamsterexperte: „Den ansässigen Feldhamstern hat das Projekt gefallen. Unsere Erhebungen zeigen, dass bereits eine um drei Wochen verzögerte Ernte länger zusätzliche Deckung bietet, das Nahrungsangebot sichert und den Feldhamsterweibchen ermöglicht, den so wichtigen zweiten, populationserhaltenden Wurf noch durchzubringen. 26 Feldhamsterbaue konnten wir in 2023 in den Projektflächen nachweisen. Das zeigt, wie attraktiv die Sorten und längere Standzeiten für den Feldhamster sind.“

„Landwirtschaft dient primär der Nahrungsmittelproduktion, und unsere Betriebe müssen wirtschaftlich arbeiten. Naturschutz funktioniert nur, wenn Maßnahmen großflächig, mit geringem Aufwand und ohne wirtschaftlichen Verlust umgesetzt werden können. Die Erkenntnisse aus dem Projekt können dabei helfen, den Feldhamsterschutz weiterzuentwickeln, um die Ziele von Landwirtschaft sowie des Umwelt- und Naturschutzes besser zu vereinen“, betont LLH Pressesprecher Karl-Josef Walmanns.

Mit der Auswertung der Versuche, die Ende August und Anfang Oktober 2024 gedroschen werden, wird das Projekt in diesem Herbst abgeschlossen. Die Erkenntnisse fließen in die pflanzenbauliche Beratung sowie in die Biodiversitätsberatung des LLH ein.

Weitere Informationen finden Sie in den Pressemitteilungen der Vorjahre:

https://llh.hessen.de/ueber-uns/presse/spaetreife-weizensorten-als-ein-puzzleteil-des-feldhamsterschutzes/
https://llh.hessen.de/ueber-uns/presse/feldhamster-alle-in-deckung-aber-wo/


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