Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

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Höringhausen: Landwirtschaft und NABU gemeinsam für die Rebhühner

Rund um Höringhausen gibt es sie noch, die Feldvögel, die einst so häufig vorkamen, dass sie den benachbarten Korbachern sogar ihren Spitznamen einbrachten: Rebhühner.

Seit der Zeit der „Korbacher Feldhühnerchen“ hat sich unsere Landschaft sehr stark verändert. Flurbereinigungen haben viele kleine Ackerflächen zu effektiven, großen Schlägen zusammengelegt und viele unnütz erscheinende Strukturen wie Hecken, Gräben und Raine wurden beseitigt. Aber auch unsere heutige Freizeitnutzung der Landschaft hat sich sehr verändert. Hinzu kommt, dass es viele Beutegreifer wie Fuchs und Waschbär gibt. All diese Veränderungen haben dazu geführt, dass die damals so häufigen Feldhühner heute selten geworden und mancherorts sogar ausgestorben sind.

Rebhühner lieben es abwechslungsreich

10 Rebhühner in Kettenformation auf einem Stoppelfeld
Rebhühner-Kette – so sind sie jetzt mit etwas Glück zu beobachten, Foto: Christian Gelpke
Rebhühner stammen ursprünglich aus Steppen- und Heidelandschaften. Sie sind erst mit der Einführung der Dreifelder-Wirtschaft als Kulturfolger in unserer Ackerlandschaft heimisch geworden und lieben abwechslungsreichen Bewuchs mit vielen Übergangsbereichen zwischen unterschiedlichen Feldfrüchten und extensiven artenreichen Wiesen und Weiden. Hier finden sie ausreichend Insekten, Kräutersamen und Nahrungspflanzen. Zum Brüten werden ausschließlich überjährige Krautstrukturen gewählt, in denen sie in einer flachen Bodenmulde ihr Nest anlegen. Wald und größere Gehölze meiden sie.

Frühe Balz, späte Brut

Rebhühner balzen schon im März, jedoch beginnen sie erst im Mai mit der Eiablage. Gebrütet wird erst im Juni. Nach dieser langen Abfolge können meist ab Ende Juni die Familienverbände der Feldhühner beobachtet werden, bekannt als „Kette“. Die Jungvögel werden von den Elterntieren geführt und zur Nahrungssuche angeleitet, aber nicht aktiv gefüttert. Es ist besonders entscheidend, dass zur Zeit des Kükenschlupfes genügend Insekten verfügbar sind, denn die Küken ernähren sich in den ersten Wochen ausschließlich von tierischer Nahrung. Erst nach und nach wird der pflanzliche Anteil in ihrem Speiseplan größer.

Landwirtinnen und Landwirte schaffen Ersatzlebensräume

Nach allen Veränderungen in Landschaft, Landwirtschaft sowie Freizeit- und Konsumverhalten ist die Uhr nicht einfach zurückdrehbar. So ist es aber heute dennoch möglich, das Überleben der Feldvögel zu unterstützen und ihr Aussterben zu verhindern, indem passende Ersatzlebensräume angelegt werden, die den Ansprüchen der jeweiligen Arten gerecht werden.

Werden beispielsweise besondere Blühflächen angelegt, kann den Feldhühnern die verlorene, blütenreiche Struktur in der Feldflur zurückgegeben werden. Die Blühflächen für Rebhühner bleiben mehrere Jahre auf der gleichen Fläche stehen, sind lückig und mit blütenreichen Mischungen angesät und werden in jedem Jahr nur halbseitig bearbeitet mit neuer Einsaat.

Damit eine Blühfläche für Feldvögel attraktiv ist, muss sie weit weg von Bäumen oder Wald liegen. Da Rebhühner gerne Überblick über die sie umgebende Landschaft haben, werden leichte Kuppenlagen besonders bevorzugt. So finden die Vögel dort sowohl Nahrung als auch Schutz und Brutraum auf der Blühfläche.

In Höringhausen haben in diesem Frühjahr die beiden jungen Landwirte Heinfried Emmeluth und Sebastian Wendorff die ersten dieser Rebhuhn-Blühflächen angelegt. Um vor Ort über das Projekt zum Schutz der Feldvögel zu informieren, haben die beiden Landwirte Infotafeln an ihren Blühflächen aufgestellt.

Vorbild aus dem Nachbar-Landkreis

Personengruppe vor Blühfläche
Vor der angelegten Blühfläche für Rebhühner: (v.l.n.r.) Nicole Lamm, Almut Rohde, Heinfried Emmeluth, Sebastian Wendorff und Jörg Fingerhut
Im benachbarten Schwalm-Eder-Kreis wird zwischen Borken und Gilserberg seit mehreren Jahren ein größeres Projekt zum Rebhuhnschutz betrieben. Die NABU-Gruppe aus Höringhausen hatte schon vor längerer Zeit Kontakt zur dortigen Projektkoordination aufgenommen und mit ihr gemeinsam überlegt, wie man ein ähnliches Schutzprojekt auch in der Gemarkung von Höringhausen umsetzen könnte. Nach vielen Gesprächen hatten sich die beiden Landwirte Heinfried Emmeluth und Sebastian Wendorff gefunden. Gemeinsam mit dem Fachdienst Landwirtschaft des Kreises Waldeck-Frankenberg in Korbach und dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) engagieren sie sich nun für die heimischen Rebhühner.

Es muss natürlich nicht allein bei diesen beiden Landwirten bleiben – weitere interessierte Landbewirtschaftende können sich gerne bei Andrea Imhäuser melden (siehe Kontakt).


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