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Mit kreativen Rasenfrisuren zuhause die Biodiversität fördern – Gewinnergärten prämiert
Um ein Bewusstsein für den Artenschwund zu schaffen und die Biodiversität in den Hausgärten zu fördern, hatte die Hessische Gartenakademie (HGA), die beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) angesiedelt ist, Gartenbesitzerinnen und -besitzer im Mai und Juni zu einem teilweisen Mähverzicht aufgerufen und einen Wettbewerb gestartet: Gesucht wurde die schönste Rasenfrisur, die gleichzeitig ein reiches Blühangebot hervorbringt.
Die öffentliche Würdigung der Gewinner erfolgte am 20. Juli im passende Ambiente auf der Landesgartenschau in Fulda.
Video: Prämierung der besten Rasenfrisuren auf der LGS in Fulda
Mehr Biodiversität, weniger Monotonie
Besonders kreativ und blütenreich war aus Sicht der Jury das Friedenszeichen, dass Peter Kiesau aus Frankfurt mit seinem Mähverzicht an die Insekten in seinem Garten aussendete – Platz 1. Den zweiten Platz erreichte Rudi Mitschke aus Niestetal, dessen Garten zahlreiche Blühinseln schmücken.
Der Gewinner erhält einen Gutschein für die Teilnahme an einem Tagesseminar der HGA, der zweite Preis ist ein Ticket für den Besuch der Landesgartenschau in Fulda.
„Die Idee zum kreativen Frisieren ist an die Initiative ‚no mow may‘ angelehnt. Da jedoch ein umfänglicher Verzichtsaufruf oftmals auf Ablehnung stößt, oder eine zu große Umstellung bedeuten würde, erschien uns die künstlerische Variante erfolgsversprechender – wie die 23 Einsendungen auch beweisen“, zeigt sich Ideengeber Dr. Thorsten Kranz, Leiter der LLH-Pflanzenbauberatung, zufrieden.
Der originell anmutende Wettbewerb hat einen ernsten Hintergrund. „Die Gärten in Deutschland werden zunehmend monotoner; immer mehr Flächen werden versiegelt und auch ein gestriegelter ‚englischer‘ Rasen bietet Insekten und Kleintieren kaum Lebensraum oder Nahrung“, erklärt Tanja Matschinsky von der HGA. Angesichts der zahlreichen Gärten in Deutschland – laut NABU machen diese schätzungsweise eine Fläche von 6.800 km2 aus – liegt großes Potential zur Förderung der Artenvielfalt in den Händen der Bevölkerung.
Nachahmen willkommen
Wer künftig Blütenreichtum in seinem Rasen erblicken möchte, sollte laut Matschinsky zunächst den Rasen nicht düngen, sodass Lücken entstehen, in denen Blühpflanzen, wie Gänseblümchen, Weißklee, Kleine Braunelle, Gamander-Ehrenpreis, Kriechender Günsel, Spitzwegerich, Gewöhnliche Schafgarbe oder Kleines Habichtskraut, ihren Raum finden können. Gleichzeitig sollte die Schnittpraxis angepasst werden. „Rasenflächen werden zu oft und insbesondere zu tief geschnitten, da kommt keine Pflanze zur Blüte“, gibt Matschinsky zu bedenken. Ein „bunter“ Rasen sei zudem besser gewappnet gegen Trockenheit.
Für den LLH steht fest: Im nächsten Jahr wird es wieder einen Aufruf mit Gewinnspiel geben.
Hintergrund
Der Artenschwund ist eine der großen, gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, die es derzeit zu lösen gilt. In vielen Teilen Deutschlands werden Schottergärten bereits verboten, um dem Lebensraumverlust entgegenzuwirken. Die HGA leistet mit ihrer Bildungsarbeit einen Beitrag, wie sich nachhaltiges Gärtnern umsetzen lässt. (Seminarprogramm unter: https://llh.hessen.de/pflanze/freizeitgartenbau/seminare-und-fortbildungen-im-freizeitgartenbau/)
Mit dem Wettbewerb will der LLH Bewusstsein für den Artenschwund schaffen und die Biodiversität in den Hausgärten fördern. Mit seiner interdisziplinär agierenden Initiative „Arbeitsgemeinschaft Blühflächen“ hatte der LLH zuletzt die Anlage von rund 5370 ha Blühfläche auf hessischen Ackerflächen unterstützt.