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Obstbestände in Südhessen – Auswirkungen des Frostereignisses vom April jetzt deutlicher absehbar
Die Süßkirschenernte neigt sich in den frühen Regionen dem Ende zu, während in Südhessen bereits erste Zwetschgensorten geerntet werden. Wie haben sich die Obstbestände in Hessen zwei Monate nach den regional starken Frostereignissen mit bis zu minus sechs Grad entwickelt?
Jetzt, nach den Fruchtfallperioden im Obstbau, sind die Folgeschäden besser zu beurteilen. Die Gartenbauberatungskräfte Marina Henning und Marcel Trapp vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) geben Auskunft.
In den Süßkirschen sind die Frostschäden abhängig von der Region sehr unterschiedlich, generell jedoch geringer als anfangs erwartet. Die lange, kühle Blühperiode und häufigen Regenfälle im Mai mit über 100 mm Niederschlag führten zu Röteln, Fruchtfäulnis und Platzer. Hinzu kommt ein starker Vogelfraß. Bei den Frühsorten ist der Ausfall mit mehr als 50 % zu beziffern, bei späteren Sorten sortenabhängig mit ca. 30 – 40 %.
Wegen der vielen Qualitätsmängel haben die Betriebe einen hohen Sortieraufwand. Hinzu kommt das mehrmalige Durchpflücken, das durch die unterschiedliche Reifezeit der einzelnen Früchte innerhalb eines Baumes notwendig ist. Die Süßkirschenernte 2024 kann also als arbeits- und kostenintensiv bezeichnet werden.
Bei den Zwetschen ist ebenfalls kein einheitliches Bild zu zeichnen. Auch hier sind die Ausfälle teils hoch. Hinzu kommen Pilzerkrankungen, die dieses Jahr aufgrund der Witterung besonders häufig auftreten. Allgemein scheint die Situation aber besser zu sein als in den Süßkirschen. Eine Beurteilung ist erst nach Abschluss der Ernte möglich, die in den Frühsorten dieser Tage begonnen hat.
Im Kernobst sind an den Froststandorten in Mittel- und Südhessen teils Totalausfälle zu verzeichnen. Nur dort, wo eine Frostschutzberegnung durchgeführt wurde, kann auch geerntet werden. Auch wo die Fröste weniger stark ausfielen, gibt es sortenabhängig Ausfälle, aber viele Sorten haben den Frost gut vertragen.
Beim Kernobst zeigen sich ebenso die Folgen der langen, kalten Blütezeit: So ist der Fruchtfall zum Teil hoch und die Fruchtentwicklung innerhalb eines Baumes recht unterschiedlich. Die lange Blütezeit förderte den Feuerbrand, eine bakterielle Erkrankung. Durch den milden Februar waren die Obstkulturen sehr weit entwickelt und somit sehr sensibel, als die Frostphasen im April eintraten. Frostrisse, Frostzungen und Frostringe sind das Resultat. Zudem traten früh Schaderreger, insbesondere Pilzerkrankungen, auf. Die plötzliche Hitze und starke Sonneneinstrahlung in der vergangenen Woche führten zu Sonnenbrand an den Früchten. Die aktuell unbeständige, niederschlagsreiche Wetterperiode begünstigt wieder das Pilzwachstum.
Fazit: Insgesamt ist die Saison bisher sehr schwierig. Anteilig an der Gesamtobstanbaufläche ist Hessen einigermaßen glimpflich davongekommen. Die Betroffenheit in einzelnen Betrieben ist dennoch groß. Aktuell läuft die Direktvermarktung mit stabilen Preisen zufriedenstellend.