Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

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Pünktlich zur Kirschblüte: LLH begrüßt neuen Obstbauberater für Nordhessen

Aktuell erstrahlt die Region um Witzenhausen wieder ganz in Weiß. Die ersten Blüten einiger früher Süßkirschensorten hatten sich bereits Ende März gezeigt – und damit zwei Wochen früher als bislang durchschnittlich üblich.

Christian Wedemeier, neuer Obstbauberater des LLH für Nordhessen
„Ungefähr sechs bis acht Tage wird das Naturschauspiel noch anhalten“, weiß Christian Wedemeier, neuer Obstbauberater beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH). Zwar befinden sich die frühen Sorten bereits in der Abblüte, aber die Hauptblüte der späteren Sorten steht noch bevor und wird zum kommenden, warmen Wochenende ihren Höhepunkt erreichen.

„Die Blüte einer Kirschsorte erstreckt sich je nach Wetter über vier bis acht Tage – eine Strategie, um Verlusten durch widrige Witterungsbedingungen vorzubeugen und um eine Bestäubung durch Insekten sicherzustellen“, erläutert der Experte. Denn: die meisten Süßkirschensorten können sich nicht selbst befruchten. Ein ausreichender Insektenflug und verschiedene Bestäubersorten im Radius von 50 Metern sind daher entscheidend für einen erfolgreichen Fruchtansatz. „Bei Temperaturen unter 12 Grad, wie sie gestern in der Region der Fall waren, fliegen Honigbienen nicht. Hummeln und Mauerbienen ‚müssen‘ dann diesen Job übernehmen“, erklärt Wedemeier weiter.

Neben den für den Süßkirschenanbau besonders wichtigen Bestäuberinsekten werden nun auch die Schädlinge aktiv. Der Frostspanner und die Schwarze Kirschenblattlaus sind ab der Blüte die bedeutendsten Schädlinge. Die häufigen und starken Niederschläge der letzten Wochen begünstigen zudem die Entwicklung von Pilzkrankheiten (z.B. Blütenmonilia und Schrotschusskrankheit) sowie den Pseudomonas-Bakterien.

Zwar ist der Knospenbesatz in diesem Jahr hoch, doch Prognosen zur Ernte lassen sich noch nicht abgeben. Im Schnitt vergehen zwischen der Vollblüte und dem Erntebeginn 55 bis 70 Tage – zwei Monate, in denen noch viel passieren kann. Wedemeier verweist unter anderem auf die Spätfrostgefahr, die bis Mitte Mai noch besteht, und bereits im vergangenen Jahr zu Ertragseinbußen geführt hatte. Je nach Witterungsverlauf kann in diesem Jahr dann Anfang Juni mit den ersten süßen Früchten gerechnet werden.

Individuelle Beratung als Grundbaustein

Christian Wedemeier untersucht die Blätter auf Lochfraß durch den Frostspanner

Der Agraringenieur Christian Wedemeier folgt auf den langjährigen Obstbauberater Eberhard Walther, der 2023 in den Ruhestand gegangen war. Wedemeier kann sich auf sechs Jahre Praxiserfahrung im elterlichen Obst- und Gemüsebaubetrieb mit Direktvermarktung in Südniedersachsen stützen.
Ihm ist eine individuelle Beratung wichtig, um langfristige Herausforderungen im Süßkirschenanbau zu meistern. Diese sieht Wedemeier in erster Linie in steigenden Produktionskosten, gefolgt von strengeren Auflagen im Pflanzenschutz, zunehmenden Extremwetterereignissen sowie in neuen, invasiven Arten. Neben der Süßkirschenberatung in der Region liegen seine weiteren Aufgaben in der allgemeinen Beratung im Erwerbsobstbau in Nordhessen; zudem berät er hessenweit im Baumschulbereich.

Mit dem Ausscheiden von Eberhard Walther hat der LLH seine Versuchstätigkeit in der Süßkirschen-Versuchsanlage in Wendershausen beendet. Die Flächen, die sich im Eigentum des Landes Hessen befinden, und zur örtlichen Staatsdomäne gehören, werden seit diesem Jahr von der Gesellschaft für Nachhaltige Entwicklung bewirtschaftet.

Die Verantwortung für die Süßkirschen-Sortensammlung, die seit 2007 zur Deutschen Genbank Obst (DGO) gehört, liegt weiter beim LLH. Auf der gut ein Hektar großen Fläche werden circa 30, teils seltene und alte Süßkirschensorten erhalten. Damit trägt der LLH zur Sicherung der genetischen Vielfalt bei und leistet einen Beitrag zur Biodiversität.

Zahlen, Daten, Fakten rund um die roten Früchte

Süßkirschen werden in Deutschland auf einer Fläche von 5.700 ha erwerbsmäßig angebaut; in Hessen auf rund 238 ha. Die traditionell wichtigsten Anbauregionen in Hessen sind Witzenhausen, Ockstadt und Wiesbaden-Frauenstein.

Durchschnittlich können je nach Sorte, Standort, Jahr und Anbaubedingungen zwischen 4 und 14 Tonnen pro Hektar geerntet werden. In 2023 wurden insgesamt rund 32.400 Tonnen Süßkirschen in Deutschland geerntet. Damit fiel die Erntemenge knapp 16 % niedriger als 2022 und gegenüber dem zehnjährigen Durchschnitt knapp 2,8 % geringer aus.

Gründe dafür waren einerseits eine relativ frühe Blütezeit und regional auftretende Spätfröste im April sowie eine ungünstige Witterung während der Vollblüte.


Quelle: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/09/PD23_377_412.html (aufgerufen am 08.04.2024)

Weitere Informationen zur Sortenerhaltung: https://llh.hessen.de/pflanze/obstbau/sortenerhaltung-suesskirschen/

Weitere Informationen zur Kirschenregion Witzenhausen: https://llh.hessen.de/pflanze/obstbau/sortenerhaltung-suesskirschen/im-wandel-suesskirschenanbau-in-der-region-witzenhausen/


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