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Rebhuhn-Projekt in Lohne zeigt erste Erfolge
Spaziert oder radelt man im Fritzlarer Ortsteil Lohne durch die Feldflur, fallen die vielen Blühstreifen zwischen den üblichen Ackerkulturen auf. Auch die Wegränder sind auffallend anders: bunter und bisher noch kaum gemulcht oder gemäht. Was ist los in Lohne?
Inzwischen sechs landwirtschaftliche Betriebe beteiligen sich derzeit in Lohne aktiv am Schutz heimischer Rebhühner. Daher findet die Pflege der Wegränder erst dann statt, wenn auch die letzten Rebhuhn-Küken geschlüpft sind. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) steht den teilnehmenden Betrieben beratend zur Seite, um den Feldtieren optimale Lebensraumbedingungen zu gewähren.
Startschuss in Lohne fiel 2020
Vor etwa einem Jahr fand ein erstes Infotreffen in Lohne auf Initiative der Familie Brede vom Lohner Bredenhof statt. Dabei konnte LLH-Projektkoordinatorin Andrea Imhäuser die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte, Jagdpächter sowie die Lohner Ortsvorsteherin Margot Sauer von Maßnahmen rund um den Schutz von Rebhühner begeistern. Als Vorbild diente das seit vier Jahren bestehende Feldflurprojekt im nahen Bad Zwesten. Die hier gemachten Erfahrungen können gut auf die Lohner Feldflur übertragen werden. Bereits im vergangenen Herbst, nur wenige Monate nach dem ersten Treffen, wurden die ersten Blühflächen in Lohne ausgesät. Die Blühflächen sind in ihrer Zusammensetzung und in der folgenden Bearbeitung speziell auf die Bedürfnisse der Feldhühner abgestimmt. Auch viele weitere Feldvögel, Feldhasen, Insekten und Nützlinge werden durch sie gefördert. Im Frühjahr dieses Jahres folgten weitere Blühflächen. Zusätzliche kommen im Herbst hinzu.
Rebhuhn-Blühflächen sind anders
Im Unterschied zu den meisten bisher üblichen Blühflächen in der Landwirtschaft bleiben Rebhuhn-Blühflächen für die Dauer von fünf Jahren auf der gleichen Fläche bestehen. Die Zusammensetzung der Blühpflanzenarten ist so gewählt, dass sie einerseits direkt für Rebhühner als Nahrungspflanzen interessant, andererseits aber auch für Insekten attraktiv sind. Die Insekten wiederum dienen den Rebhuhn-Küken als Nahrungsquelle.
Neben der Langfristigkeit und der Zusammensetzung der Blühflächen ist die spezielle Bewirtschaftung entscheidend: Die Flächen werden ab dem zweiten Standjahr abwechselnd jeweils halbseitig bearbeitet. Wird folglich eine Hälfte im ersten Jahr bearbeitet, bleibt die andere in diesem Jahr unberührt. Im zweiten Jahr geschieht es umgekehrt. Dadurch finden die Tiere auf kleinem Raum sowohl ein gutes Nahrungsangebot als auch ruhige Brut- und Versteckmöglichkeiten.
Lohner Betriebe beteiligen sich
Inzwischen nehmen sechs landwirtschaftliche Betriebe in Lohne mit insgesamt fast acht Hektar rebhuhngerechten Blühflächen teil. Weitere Blühflächen sollen in diesem Herbst und im kommenden Frühjahr folgen. Zusätzlich ergänzen weitere sechs Hektar an sonstigen Blühflächen den Biotopverbund der etwa 850 Hektar großen Lohner Feldflur. Ein sogenannter Schwarzbrachestreifen sowie besondere Ackerbaumethoden wie die „weite Reihe“ (Erläuterung s. Infokasten) in einem Dinkelacker fördern zusätzlich die Biodiversität. Außerdem werden die Feld- und Wegränder später und seltener gemäht, um den Biotopverbund zusätzlich zu bereichern und den Tieren Rückzugsraum zu bieten.
Jeder kann (s)einen Beitrag leisten
Infoschilder vom Kreisjagdverein Fritzlar-Homberg informieren Spaziergänger und Radfahrer über die Besonderheiten der Blühflächen und das Rebhuhn-Schutzprojekt. Und die Rebhühner haben die Blühflächen freudig angenommen: Erste Familienverbände (Ketten) mit Küken wurden bereits gesichtet.Auch wenn die bunt blühenden Flächen zum Blumenpflücken einladen: Bitte betreten Sie die Blühflächen nicht und lassen Sie Ihren Hund an der Leine – so kann jeder einen Beitrag zum Schutz unserer Rebhühner leisten.
Weitere landwirtschaftliche Betriebe können sich mit Ackerflächen nahe Lohne beteiligen und sind im Projekt herzlich willkommen. Für das kommende Jahr ist eine Kreisgrenzen-übergreifende Zusammenarbeit zum Rebhuhnschutz mit dem Landkreis Kassel geplant. Dies wird unter anderem durch den Fachdienst Landwirtschaft unterstützt.
Weitere Infos zum Rebhuhnschutz, zur Teilnahme sowie Meldungen von Rebhuhn-Sichtungen bitte an
Während in einem herkömmlichen Getreidefeld der Abstand der Saatreihen heutzutage etwa 10-12,5 cm beträgt, kann er beim Anbausystem der „weiten Reihe“ bis zu 50 cm betragen. Meist wird der Saatreihenabstand durch Schließen jedes zweiten Saatschares an der Sämaschine einfach verdoppelt. Durch die größeren Reihenabstände entsteht einerseits ein besser durchlüftetes Kleinklima innerhalb des Getreidebestandes, andererseits ist der Getreidebestand so für Feldvögel und Feldhasen deutlich besser begehbar.