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Rebhuhn- und Insekten-Monitoring bestätigen hohe Wertigkeit von mehrjährigen Blühflächen
Bad Zwesten. Das 2018 ins Leben gerufene Feldflurprojekt im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis ist eines der ersten Schutzprojekte des Landes Hessen zur gezielten Förderung des Rebhuhns. Seit der Erstanlage von speziellen Rebhuhn-Blühflächen hat sich die Zahl der Rebhuhn-Brutpaare im Projektgebiet von 16 auf 77 erheblich erhöht, teilt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen im aktuellen Monitoring-Bericht für das Jahr 2021 mit. Aufgrund des erfolgreichen Verlaufes der vergangenen Jahre wurde das Projektgebiet vergangenen Herbst deutlich erweitert und ist nun nahezu doppelt so groß. Beteiligt sind mittlerweile 26 landwirtschaftliche Betriebe, die auf insgesamt 60 ha Fläche mehrjährige, strukturierte Blühflächen für die gefährdeten Feldvögel angelegt haben.
Inzwischen finden die Schutzbestrebungen in weiten Teilen des Bundeslandes Nachahmung in Form von kleineren Rebhuhn-Schutzprojekten. „Das Besondere am Projektgebiet im Schwalm-Eder-Kreis ist, dass wir jährlich mit gleicher Methode Monitorings durchführen. Dies erlaubt uns, belastbare Aussagen über die Zusammenhänge zwischen Maßnahmen, deren Umfängen, dem Witterungsverlauf und der Entwicklung der Rebhuhn-Besätze im Untersuchungsgebiet zu machen“, erklärt Rebhuhnexpertin Andrea Imhäuser vom LLH, die das Feldflurprojekt koordiniert. Da Insekten die alleinige Nahrung der Rebhuhn-Küken während ihrer ersten drei Lebenswochen darstellen, wurde im Jahr 2021 erstmalig untersucht, wie sich die Blühflächen auf Artenvielfalt und Individuenanzahl der Insekten auswirken.
Witterungsverlauf beeinflusste Insektenwelt
Für die Insekten war das vergangene Jahr durch das nasskalte Frühjahr und den niederschlagsreichen Sommer sehr ungünstig. „Tagfalter und Heuschrecken trafen wir nur in sehr geringen Arten- und Individuenzahlen an; häufiger erfassten wir Hautflügler, Schwebfliegen, Käfer, Spinnen und Wanzen. Bei allen angetroffenen Tiergruppen war die Individuenanzahl innerhalb der Blühflächen etwa neunmal so hoch wie in den benachbart gelegenen Kontrollflächen mit klassischen Ackerkulturen. Zudem konnte eine deutlich höhere Bindung an die vorjährigen, älteren Vegetationsstrukturen gegenüber den frisch eingesäten Hälften nachgewiesen werden, was die Bedeutung mehrjähriger Blühflächen unterstreicht“, so Imhäuser.
Mehrjährige Blühflächen in schwierigen Wetterlagen besonders wertvoll
Zwar startete die Brutsaison 2021 im Projektgebiet um Bad Zwesten mit 77 Rebhuhn-Paaren vielversprechend. Doch die Witterung führte dazu, dass nur wenige Rebhuhn-Paare erfolgreich brüten konnten. Bei diesen war allerdings der Bruterfolg mit durchschnittlich 9 flügge gewordenen Jungen pro Paar ähnlich hoch wie im Jahr 2020, und damit fast dreimal so hoch wie der Landesdurchschnitt. „Besonders auffallend war, dass sich die erfolgreich brütenden Paare stets in unmittelbarer Nähe zu Maßnahmenflächen des Projektes aufhielten, wo auch das Nahrungsangebot für die Jungvögel höher war“, erläutert Imhäuser und hebt abermals den hohen Wert mehrjähriger, strukturierter Blühflächen insbesondere in Jahren mit ungünstiger Witterung hervor.
Auch in diesem Jahr ist die Fortführung des Rebhuhn- und Insektenmonitorings geplant.
Einen ausführlicheren Bericht sowie weitere Artikel rund um die Rebhuhn-Schutzbestrebungen können Sie hier lesen.
Hintergrund:
Zusammenarbeit Schlüssel zum Erfolg
Die beschriebene, erfolgreiche Entwicklung des Rebhuhn-Besatzes im Feldflurprojekt um die Kommunen Bad Zwesten, Borken, Neuental und Jesberg ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Interessensgruppen und Behörden.
Besonders durch das Engagement der Landwirte wird der Erfolg des Projektes getragen. Das Regierungspräsidium Kassel finanziert und begleitet die Monitorings und das Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung in Fritzlar übernimmt die Antragstellung und sorgt für finanziellen Ausgleich der Landwirte, die auf den Maßnahmenflächen auf die Ernte verzichten. Die Jägerschaft kümmert sich um die Bejagung von Beutegreifern und wertet weitere Biotope auf. Die beteiligten Kommunen reduzieren ihre Wege- und Flächenpflegeaktivitäten bzw. verlegen sie auf einen deutlich späteren Zeitpunkt. Die Beratung und Koordination aller Beteiligter übernimmt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen.
Rebhühner sind Bodenbrüter und halten sich standorttreu das ganze Jahr über bei uns in der Feldflur auf. Im Winter leben sie in größeren Familienverbänden (Ketten) zusammen. Im zeitigen Frühjahr lösen sich die Ketten auf, es kommt während der Balz im März/April zur Paarbildung und Besetzung eines Brutrevieres. Nach einer recht langen „Verlobungszeit“ beginnen die Hennen erst Anfang Mai mit der Eiablage. Rebhuhn-Gelege sind mit rund 20 Eiern vollständig, dann erst beginnt die Henne mit dem Ausbrüten. Ende Juni/ Anfang Juli schlüpfen die Küken, sie sind Nestflüchter und müssen sich von Anfang an selbst versorgen. In ihren ersten drei Lebenswochen ernähren sich Rebhuhn-Küken ausschließlich von Insekten, erst nach und nach bereichern immer mehr Pflanzenteile und Sämereien ihren Speiseplan. Beide Eltern führen und begleiten die Kükenschar, die nun bis über Winter als Kette zusammenbleibt.
Besonders durch ihren sehr späten Schlupf sind Rebhühner sehr stark durch ausgemäht werden gefährdet.