Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Biodiversität

Ein Jahr Beratungsteam Biodiversität

Durch die „Kooperationsvereinbarung Landwirtschaft und Naturschutz“ ins Leben gerufen, hat das neugegründete Fachgebiet „Landwirtschaftliche und gartenbauliche Biodiversitätsberatung“ des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) im Dezember 2022 seine Arbeit aufgenommen.

Seit der Gründung wurde das Beratungsteam in mehreren Schritten aufgebaut, sodass für landwirtschaftliche Betriebe in ganz Hessen nun spezialisierte Beratungskräfte verfügbar sind.

Biodiversitätsberatung beim LLH – Worum geht es?

Abb. 1: Beratungskräfte des neuen Fachgebietes Biodiversität tauschen sich mit der Fachinformation über praktikable und kostenbewusste Bewirtschaftungsmöglichkeiten extensiven Grünlands in der Rhön aus

Das kostenfreie Beratungsangebot des LLH rund um die Schnittstelle biologische Vielfalt und Landwirtschaft soll genauso vielseitig sein wie die hessische Kulturlandschaft. Egal ob Neben- oder Haupterwerb, biologisch oder konventionell und in welcher Kombination daraus – das neue Beratungsteam möchte gemeinsam mit allen interessierten Landwirtinnen und Landwirten zielgerichtet Ideen zur Sicherung der biologischen Vielfalt vor Ort entwickeln und bei der effektiven Umsetzung beratend zur Seite stehen. Besonders in Zeiten neuer Herausforderungen, wie zum Beispiel Veränderungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), heißt es, Maßnahmen zu planen und umzusetzen, die in den vorgegebenen Rahmen der Konditionalität, Öko-Regelungen und Agrarumweltprogramme passen. Mit etablierten Fachgebieten des LLH, beispielsweise der Pflanzenbau- und Ökonomieberatung sowie der Fachinformation eng zusammenzuarbeiten, ist für den Erfolg des neuen Beratungsangebots grundlegend.

Erste Schwerpunkte: Qualifikation, Vernetzung und Beratung

Damit das auf unterschiedliche Standorte verteilte Beratungsteam sich besser kennenlernen und zusammenwachsen konnte, standen die ersten Arbeitswochen ganz im Sinne des Teambuildings sowie des fachlichen und methodischen Austauschs. Es galt, angesichts vielseitiger Anforderungen das Detailwissen in den Bereichen Naturschutz, Landwirtschaftspraxis, Ökonomie, Förderrecht und Beratungsmethodik auszutauschen sowie an die aktuellen Entwicklungen anzupassen.

Mit diesem Fundament wurden im Anfangsjahr besonders jene Akteure kontaktiert, mit denen künftig eng zusammengearbeitet wird. Hierzu zählen das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) und die Ämter für Landwirtschaft und Naturschutz in den einzelnen Landkreisen. Landwirtschaftliche Institutionen (wie Kreisbauernverbände) und andere Akteure (wie Landschaftspflegeverbände) gelten ebenso als wichtige Kooperationspartner. Individuelle Vorstellungstermine, Präsentationen und Veranstaltungsbesuche führten zu einer guten Zusammenarbeit. Ziel eines jeden Treffens war herauszufinden, wie sich die Beratungskräfte des LLH künftig einbringen können, um ein erfolgreiches Netzwerk aus Akteuren zur optimalen Unterstützung von Biodiversitätsmaßnahmen in landwirtschaftlichen Betrieben zu schaffen.

Auch ohne intensive Bewerbung viele Anfragen

Neben der Vernetzungsarbeit fanden auch erste Betriebsberatungen statt. Diese umfassten Einzelfallberatungen zu speziellen Biodiversitätsmaßnahmen bis hin zu umfangreicheren, gesamtbetrieblichen Planungen. Es zeigte sich, dass das neue Beratungsangebot auch ohne intensive Bewerbung bereits gut wahr- und angenommen wird. Insbesondere hinsichtlich der neuen Öko-Regelungen bestand hoher Informationsbedarf. So führten eine gemeinsam mit dem HLNUG und der Universität Kassel verfasste Broschüre sowie ein Informationsvideo zum neuen Kennartenprogramm im Grünland zu einer hohen Nachfrage, die teilweise durch andere Fachgebiete des LLH beantwortet wurde. Hilfreich war hier auch der fachgebietsübergreifende Austausch in Form einer internen Fortbildung zu praktischen Fragen rund um die Bestimmung der Kennarten und Fördervoraussetzungen.

Mit den aktuellen Interessen und Fragen der landwirtschaftlichen Betriebe im Blick wurde eine detaillierte Beratungsinformation rund um die verpflichtende Stilllegung von 4 % der Ackerflächen ausgearbeitet und als Entscheidungshilfe veröffentlicht. Sie bezieht sowohl betriebliche als auch ökologische Faktoren ein und soll dazu beitragen, das große Naturschutzpotential der Flächenstilllegung bestmöglich zu nutzen.

Wie geht es weiter?

Um bestehende Kontakte zu intensivieren und noch mehr Betriebe darin zu unterstützen, die biologische Vielfalt auf ihren Flächen zu erkennen und zu sichern, wird die Biodiversitätsberatung künftig aktiver nach außen treten. Im Rahmen unterschiedlicher Veranstaltungen werden Landbewirtschaftende über das neue Beratungsangebot informiert. Mit der Entwicklung und Bereitstellung zusätzlicher Informationsmaterialien rund um das Thema Artenvielfalt in der Landwirtschaft wird weiter auf die Landwirtinnen und Landwirte Hessens zugegangen. Auch der interne Austausch wird kontinuierlich intensiviert, um Beratungskollegen in Biodiversitätsfragen zu unterstützen.

Ungewisse Zeiten, in denen teils Unmut in der Landwirtschaft existiert, sind auch für das Beratungsteam für Biodiversität herausfordernd. Dank einer nun breiten fachlichen Basis, dem Rückhalt im LLH und konstruktiven Kontakten im Akteursnetzwerk Hessens wurden in diesem Jahr gute Voraussetzungen dafür geschaffen, diesen neuen Aufgaben zuversichtlich zu begegnen. Eines ist dabei immer klar: Ohne Landwirtschaft kein Naturschutz.


Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresbericht 2023. Den gesamten Bericht finden Sie hier.

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