Rebhuhn
Landwirte erhalten Klimaschutzpreis
Seit 2018 wird jährlich der Klimaschutzpreis für Projekte von Schulen, Vereinen, Gewerbebetrieben und Bürgern im Schwalm-Eder-Kreis verliehen, um herausragende Leistungen zu würdigen und zu fördern.
Mit dem Klimaschutzpreis möchte der Schwalm-Eder-Kreis einen zusätzlichen Anreiz für Leistungen schaffen, die im besonderen Maße zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung im Kreisgebiet beitragen.
Am Montag den 01.02.2021 wurde im Kreistag über die diesjährigen Preisträger entschieden.
Für ihre Teilnahme am Rebhuhn-Schutzprojekt erhielten die beteiligten Landwirte den ersten Preis in der Kategorie „Gewerbetreibende“.
„Die Verleihung des Klimaschutzpreises stellt eine große Wertschätzung seitens des Schwalm-Eder-Kreises gegenüber den Aktivitäten von uns Landwirten im Bereich Natur- und Artenschutz dar“ freut sich Ortslandwirt Matthias Michel aus Bad Zwesten, welcher stellvertretend für alle teilnehmenden Landwirte die Bewerbung beim Landkreis eingereicht hatte.
Landwirte sorgen für mehr Strukturvielfalt
Rund um Bad Zwesten und den angrenzenden Gemarkungen leben heute noch etliche Familienverbände der einst häufigen Rebhühner – ein echter Naturschatz, den es zu hüten gilt. Hierfür wurde im Jahr 2018 durch die Hessische Biodiversitätsstrategie eigens ein Feldflurprojekt zu ihrem gezielten Schutz ins Leben gerufen.
Seit Beginn des Projektes konnten elf ortsansässige Landwirte gewonnen werden, welche auf ihren Ackerflächen mehrjährige Blühflächen für Rebhühner und weitere Feldvögel angelegt und durch diese Maßnahmen einen wertvollen Beitrag zum Biotop- und Artenschutz geleistet haben.
Ein wesentlicher Baustein der Projektaktivitäten ist die Anlage von mehrjährigen, strukturierten Blühflächen für Bodenbrüter auf landwirtschaftlichen Ackerflächen. Diese Blühflächen unterscheiden sich deutlich von den bisher üblichen, meist nur wenige Monate bestehenden Blühflächen in der Landwirtschaft.
Rebhuhn-Blühflächen entsprechen in ihrer Funktion blütenreichen Brachen, wie sie früher fester Bestandteil der landwirtschaftlichen Fruchtfolge waren.
Neue Form der Blühfläche etabliert sich hessenweit
Die Vorgaben und Auflagen im landwirtschaftlichen Förderrecht ließen es bisher nicht zu, mehrjährige, strukturierte und somit für Bodenbrüter optimierte Blühflächen anzulegen, ohne gegen landwirtschaftliches Fachrecht zu verstoßen und finanzielle Sanktionen zu riskieren. Durch die Projektkoordination des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) des Feldflurprojektes um Bad Zwesten konnte eine inzwischen hessenweit einsetzbare Lösung für interessierte Landwirte zum effektiven Feldvogelschutz entwickelt werden.
Heute blühen im Projektgebiet zwischen Jesberg, Bischhausen und Kerstenhausen auf rund dreißig Hektar Ackerland mehrjährige, strukturierte Blühflächen für Feldvögel, Feldhasen und Insekten.
Die positiven Effekte der neuen Blühbrachen konnten durch ein wiederholtes Vogel-Monitoring inzwischen eindrucksvoll bestätigt werden: Von den zu Projektbeginn nachgewiesenen nur noch acht Rebhuhn-Revieren ist der Besatz auf mittlerweile stolze fünfzig Rebhuhn-Reviere angewachsen. Rund vierzig weitere Vogelarten sowie der Feldhase profitieren direkt oder indirekt von den Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung.
Der Wunsch, nachhaltige und wirkungsvolle Lebensraumverbesserungen in der Agrarlandschaft zu erreichen war damals wie heute die Triebfeder aller Bemühungen um den Schutz der Rebhühner.
Unterstützung auch durch die Kommunen
Auch die im Projektgebiet liegenden Kommunen konnten dahingehend beraten werden, dass sie ihr Mäh- und Mulchverhalten entlang von Wegen, Säumen und sonstigen Gemeindeflächen deutlich reduziert, bzw. zeitlich nach hinten verschoben haben.
Durch dieses vorbildliche Verhalten können weitere Bruthabitate sowie Versteckmöglichkeiten für eine Vielzahl kleiner Lebewesen erhalten bleiben; dies ist besonders in der kritischen Zeit direkt nach der Ernte der landwirtschaftlichen Kulturen überlebenswichtig. Auf Streifen und Flächen, welche sogar über Winter ungemulcht stehen bleiben dürfen, können sich verschiedene Insekten entwickeln bzw. überwintern; diese Strukturen bieten besonders im Winter bei hoher Schneelage überlebenswichtige Rückzugsmöglichkeiten. Dies soll auch Vorbild für privates Handeln sein, wieder etwas mehr Wildnis und Unordnung zuzulassen und durch gezieltes Nichts- bzw. Wenigertun die biologische Vielfalt zu fördern.
Freiwilligkeit und Vernetzung als Erfolgsfaktoren
Alle Teilnehmer sind über die LLH-Projektkoordinatorin eng vernetzt mit dem Fachdienst Landwirtschaft, dem Regierungspräsidium Kassel, der unteren Naturschutzbehörde, den Kommunen sowie den örtlichen Jägern und der Bevölkerung.
Im Rebhuhn-Projekt werden somit amtliche und ehrenamtliche Maßnahmen und Aktivitäten effektiv miteinander kombiniert. Als besonders herausragend ist die freiwillige Teilnahme am Projekt und das Engagement der örtlichen Landwirte zu nennen, gerade sie haben ein großes Interesse an der Erhaltung der regionalen Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft. Ohne die engagierte Mitarbeit der örtlichen Landwirte wäre die Umsetzung eines solchen Artenschutz-Projektes nicht möglich.