Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Biodiversität

Tipps zum Anlegen von Blühflächen

Sie wollen noch dieses Jahr eine Blühfläche einrichten? Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür!

Ein- und mehrjährige Blühflächen und -streifen sind Ackerflächen, die mit artenreichen Mischungen von Blütenpflanzen eingesät werden. Sie dienen einer Vielzahl von Wildbienen, Hummeln, Schmetterlingen und weiteren Insekten. Aber auch Vögel und Säugetiere nutzen sie als wichtige Rückzugsräume und Nahrungsquelle – idealerweise auch im Winterhalbjahr.

Der Standort spielt eine große Rolle

Eine gestaffelte Aussaat bietet über einen längeren Zeitraum Nahrung für Insekten
Für eine erfolgreiche Anlage von Blühflächen ist die Auswahl eines geeigneten Standortes ausgesprochen wichtig. Besonders empfehlenswert ist die Anlage in der freien Feldflur und entlang bereits bestehender Strukturen wie Hecken, Gewässer oder Gräben; auch Wald und Baumreihen sind geeignet, solange sie nicht durch zu starke Beschattung die Entwicklung der Pflanzen verhindern.

Ungeeignet sind Standorte mit starker Bodenverdichtung, Staunässe oder starker Verunkrautung. Die Anlage von Blühflächen bietet sich gut an, um ungünstig geschnittene Flächen „zu begradigen“ oder ertragsschwache Stücke sinnvoll zu nutzen.

Ein- oder mehrjährig? – Anforderungen an das Saatgut

Steht fest, ob es eine einjährige oder eine mehrjährige Blühfläche werden soll, kann man sich Gedanken zur Saatgut-Mischung machen. Auch hierbei gilt es, eine Vielzahl von Punkten zu beachten. Im Handel sind einjährige und mehrjährige Mischungen erhältlich.

Aus ökologischer Sicht sind mehrjährige Blühmischungen deutlich wertvoller, denn sie bieten auch im Winter Überwinterungsplätze für Insekten sowie Nahrung und Deckung für Vögel und Wildtiere. Die enthaltenen heimischen Pflanzenarten sollten nach Möglichkeit aus regionaler Herkunft gewählt werden, um eine Florenverfälschung zu vermeiden.

Pflanzbauliche Anforderungen beachten

Um eine große Strukturvielfalt innerhalb der Blühfläche zu erhalten, sollten sich möglichst viele der eigesäten Wildkraut-Arten entwickeln. Insgesamt soll ein rascher und dauerhafter Bestandsschluss der Blühmischung erfolgen, damit die Verunkrautung möglichst gering bleibt.

Die gewählte Blühmischung muss natürlich auch den betrieblichen pflanzenbaulichen Anforderungen gerecht werden und möglichst wenige Probleme in der Folgenutzung bereiten (keine Kreuzblütler in Rapsfruchtfolgen, keine Malven oder Buchweizen in Rübenfruchtfolgen). Erfahrungsgemäß ist nach Umbruch einer Blühfläche nicht mit einer erhöhten Notwendigkeit des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln zu rechnen.

Das Saatbett will gut vorbereitet sein

Das Ansäen einer Blühmischung erfordert mindestens die gleiche Sorgfalt bei der Saatbettbereitung wie beispielsweise der Anbau von Getreide.

Etwa vier Wochen vor der Aussaat sollte eine tiefe Bodenbearbeitung erfolgen. Dies ermöglicht dem Boden, sich abzusetzen und hilft effektiv gegen Verunkrautung. Etwa ein bis zwei Tage vor der Aussaat sollte der Boden nochmals flach gelockert werden (z.B. mit Kreiselegge oder Federzinkengrubber). Dies wirkt weiter der Verunkrautung entgegen und ebnet das Saatbett.

Sandige und besonders trockene Böden sollten vor der Aussaat mit Hilfe einer Walze etwas verfestigt werden. Ein feinkrümeliges, gut abgesetztes Saatbett ist die beste Voraussetzung für eine gelungene Blühfläche.

Gestaffelte Aussaaten bieten kontinuierlich Nahrung

Üblicherweise werden Blühflächen im Frühjahr ausgesät; in Regionen mit häufiger Frühjahrstrockenheit ist jedoch für mehrjährige Blühmischungen auch eine Herbst-Ansaat gut geeignet. Als Faustregel für die Frühjahrs-Ansaat kann man sich merken, dass die Zeit des Mais-Drillens (bis etwa drei Wochen danach) besonders gut geeignet ist; also etwa Mitte April bis Mitte Juni. Es sollten möglichst keine Spätfröste mehr auftreten und einige Regentage nach der Aussaat fördern ein baldiges Auflaufen der Saat.

Möchte man ganz besonders effektive Insekten-Förderung betreiben, kann man die Aussaat gestaffelt mit zeitlichen Zwischenräumen durchführen – entsprechend zeitlich versetzt wird die Mischung später auch zur Blüte kommen und den Insekten über einen längeren Zeitraum lückenlos Nahrung bieten.

Nach einer Herbst-Ansaat mehrjähriger Blühmischungen in August bis spätestens Ende September sollten sich die Jungpflanzen vor dem Winter bereits so weit entwickelt haben, dass sie als Rosetten überwintern und im Folgejahr gut zur Blüte gelangen können. Lediglich für einige einjährige, frostempfindliche Arten könnte bei frühem Frost dieser Saatzeitpunkt problematisch sein.

Die Witterungsverhältnisse im Ansaatjahr haben ganz entscheidenden Einfluss auf Keimung und Entwicklung – und somit dem Gelingen – der Blühfläche.

Wie kommt das Saatgut auf die Fläche?

Das Saatgut kann auf verschiedenste Weise in den Boden gebracht werden: es kann auf kleinen Flächen mit der Hand gestreut werden; auch ein Schneckenkorn- oder Düngerstreuer kann zum Einsatz kommen. Größere Flächen werden mit Saatbett-Kombination (mit hochgestallten Säscharen) ausgesät.

Das Saatgut sollte in jedem Fall oberflächennah abgelegt und nur leicht eingearbeitet werden. Einjährige Mischungen sollten nur zwischen ein und zwei Zentimetern eingearbeitet werden. Wegen der großen Anzahl lichtkeimender Arten sollten mehrjährige Saatgutmischungen so oberflächennah wie möglich abgelegt werden. Um einen guten Bodenschluss zu gewährleisten, ist ein Anwalzen bei nicht zu feuchtem Boden empfehlenswert.

Bei der Saatstärke beachten Sie unbedingt die Empfehlungen der Hersteller. Je nach Zusammensetzung der Mischung kann die Saatstärke zwischen 10 und 20 kg je Hektar variieren. Besondere Mischungen z.B. für die Rebhuhnförderung kommen mit nur 3 bis 7 kg Saatgut je Hektar aus.

In Blühmischungen finden sich Samenkörner verschiedenster Form und Größe. Damit sich während der Fahrt zum und auf dem Acker das Saatgut nicht entmischt, ist das wiederholte Durchmischen des Saatgutes notwendig. Um möglichen Problemen der Sämaschine mit den extrem verschieden großen Samenkörnern und der geringen Saatgutmenge vorzubeugen, kann das Saatgut mit Schrot, Sand oder Sägemehl gestreckt werden. Dies gewährleistet eine gleichmäßigere Verteilung der verschieden großen Samenkörner und verhindert Verstopfungen und Verklumpungen in der Sämaschine.

Auch Blühflächen sollten gepflegt werden

Dem Blühflächengedanken liegt (bei mehrjährigen Blühflächen) eigentlich zugrunde, dass die Fläche mehrere Jahre „in Ruhe“ gelassen werden soll. Es empfiehlt sich aber unbedingt, die Vegetationsentwicklung im Auge zu behalten, um bei evtl. auftretendem, starken Unkrautaufkommen punktuell eingreifen zu können. Die Pflegearbeiten Mähen und Mulchen sollten nur durchgeführt werden, wenn sie wirklich unbedingt notwendig erscheinen, denn eine Mahd oder ein Mulchgang zerstören Nist- und Überwinterungsplätze. Einzeln auftretende Unkrautnester können evtl. von Hand ausgemäht werden. Pflanzenschutzmittel und Dünger dürfen auf Blühflächen nicht angewendet werden.

Insekten und Wildtiere stören sich nicht an einer Verunkrautung, freuen sich aber über zusätzlich bereitgestellte Strukturelemente!

Bei Pflegearbeiten müssen die jeweils gültigen Vorgaben eingehalten werden.

Pflegemaßnahmen auf HALM-Flächen sind unbedingt vorab mit der zuständigen Bewilligungsstelle zu klären. Die Genehmigung oder Auferlegung einer Pflegemaßnahme (z.B. bei einer ungünstigen Entwicklung der Blühfläche) erfolgt schriftlich. Kommt es zu einer unzureichenden Bestandsbildung, ist in der Regel eine Nachsaat erforderlich. Beim vermehrten Auftreten unerwünschter Arten kann ein Schröpfschnitt oder Abschlegeln (vom 15.7.-1.9.) gefordert werden. Bitte beachten: Landwirt/innen sind in der Nachweispflicht, wenn bei einer Vor-Ort-Kontrolle kein oder nur ein sehr lückiger Bestand vorgefunden wird. Daher sollte z.B. bei schweren Trockenschäden die Entwicklung (gerne auch per Foto) dokumentiert werden.


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