Biodiversität
Warum sollen Blühflächen bunt sein?
Der Verlust an Blütenpflanzen in der Offenlandschaft ist ein wichtiger Grund für den stetigen Rückgang von Insekten wie Wildbienen, Schmetterlingen und Schwebfliegen. Blühflächen sollen diesen Tieren wieder eine hohe Vielfalt an Nahrungsquellen bieten.
Die offensichtlichste Nahrungsquelle der Blütenbesucher ist Nektar für den eigenen Energiebedarf. Viele Arten benötigen zudem Pollen zur Reproduktion. Wildbienen, die Pollen für den Nachwuchs in ihre Nester eintragen, haben oft unterschiedliche Nektar- und Pollenpflanzen. Pflanzen werden aber nicht nur zur Nahrungsaufnahme genutzt: Blattschneiderbienen schneiden aus den Blättern bestimmter Pflanzenarten die Verkleidung ihrer Brutzellen. Andere Bienen verbauen Pflanzenhaare, Öle oder Blütenblätter – fehlen die jeweiligen Pflanzen, findet der Nestbau nicht statt. Einige Arten legen ihre Eier in hohle, abgestorbene Pflanzenstengel. Solche Strukturen bieten auch nach der Blühsaison wichtige Lebensräume zur Überwinterung von Insekten. Zur Erfüllung dieser vielfältigen Funktionen ist eine gewisse Vielfalt in den Blühflächen nötig, auch um ein stetes Blütenangebot zu gewährleisten. Wichtige Arten sind typische Pflanzen der Feldsäume und Wegränder wie z.B. Schafgarbe, Margerite, Kamille, Natternkopf und Flockenblume, deren Zusammenspiel mit ihren Blütenbesuchern sich über Jahrhunderte entwickelt hat. Auch ackerbaulich eher problematische Arten wie Buchweizen, Ringelblume, Malve, Kornblume, Klatschmohn* und Kratzdistel bieten einer Vielzahl an Insekten Nahrung. Letztendlich nutzen gerade im Offenland häufige Arten ebenso Kulturpflanzen des Ackerbaus wie z.B. Phacelia, Winterraps und Gelbsenf.
Was können Blühflächen nicht?
Die meisten Insektenarten „leben“ nicht auf einer Blühfläche. Vielmehr besteht der Lebensraum einer Art aus mehreren Teillebensräumen, zwischen denen ein Austausch möglich sein muss. Wildbienen weisen typische Teillebensräume auf: neben dem Nahrungshabitat benötigen sie Räume zum Nisten (z.B. im Boden vegetationsfreier und schütter bewachsener Stellen, in Käfergängen, in Pflanzenstängeln oder sogar in Schneckenhäusern) und zum Sammeln von Nistmaterial (z.B. Lehm, Harz oder bestimmtes Pflanzenmaterial). Viele der über 500 Wildbienenarten in Deutschland haben im Schnitt einen Flugradius um das Nest von nur 200 Metern, innerhalb dessen alle Teillebensräume erreichbar sein müssen. Fällt nur ein Teillebensraum aus, ist die Art lokal erloschen. Blühflächen sind somit eine ergänzende Maßnahme, die ohne die Verfügbarkeit gerade von Nisthabitaten nicht nachhaltig sein kann.