Biorohstoffnutzung
7. Witzenhäuser Hanftagung – Neue Aspekte des Anbaus und innovative Verwertungsmöglichkeiten
Am 03.09.2024 fand die 7. Witzenhäuser Hanftagung statt. In bewährter Form wurden in Vorträgen und praktischen Vorführungen neue Aspekte des Anbaus sowie innovative Verwertungsmöglichkeiten von Nutzhanf vorgestellt und diskutiert.
Die Fachtagung – mittlerweile ein etablierter Termin im Kalender der Branche – lockte erneut zahlreiche Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet nach Witzenhausen.
Nach der Eröffnung durch Abteilungsleiterin Anne Mawick folgte ein Grußwort des Witzenhäuser Bürgermeisters Lukas Sittel. Er lobte die Fachtagung als eine gute Möglichkeit, fachliche Inhalte praxisnah zu vermitteln und Anbauende und Verarbeitende miteinander zu vernetzen.
Sortenwahl und optimale Verwertung der Pflanze
Aktuell gebe es 107 Hanf-Sorten, von denen 19 in Deutschland angebaut werden, wie Frank Plinke von Hahn & Karl Saatenhandel GmbH erläuterte. Bei der Sortenwahl spiele die geplante Nutzungsrichtung die entscheidende Rolle. Um möglichst die gesamte Hanfpflanze zu verwerten, sei eine Koppelnutzung von Korn und Stroh, welches zu einem Drittel aus Fasern und zu zwei Drittel aus Schäben besteht, anzustreben. Alternativ können auch Sorten gewählt werden, die eine alleinige Faser- oder Kornnutzung vorsehen.
Positive Marktaussichten für Hanfsamen
Die Marktaussichten für Hanfsamen – ob nun geschält oder ungeschält – seien durchaus positiv, wie Uwe Bührer von der BaFa Hempfoods GmbH in seinem Vortrag vorstellte. Hanf finde immer häufiger auch als Lebensmittel Verwendung. Der größte Teil der Hanfsamen, die in Deutschland vertrieben werden, stamme von ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Die Herausforderung der anbauenden Betriebe und der verarbeitenden Industrie bestehe darin, für alle Nebenprodukte, die durch die Schälung von Hanfsamen entstehen (Öl, Protein, Tierfutter), einen Absatzmarkt zu finden.
Hanfstroh-Pellets: Effiziente Einstreu mit hoher Saugkraft
Die Hanfanbauer Werra-Meißner, ein Zusammenschluss aus neun landwirtschaftlichen Betrieben, sind 2017 unter Federführung von Uwe Roth in den Nutzhanfanbau eingestiegen. Man hatte sich bewusst dazu entschieden, den Hanfanbau gemeinsam zu beginnen, um eventuelle Risiken auf möglichst viele Betriebe zu verteilen. Derzeit besteht die Herausforderung darin, die aus Hanfstroh hergestellten Einstreu-Pellets besser zu vermarkten und deren Bekanntheit zu erhöhen.Diese weisen ein hohes Flüssigkeitsaufnahmevermögen auf und eignen sich daher sehr gut als Einstreumaterial, wie Freya Fehr und Margarete Schädel vom Kreisbauernverband Werra Meißner e.V. demonstrierten.
Fortschritte im Hanfanbau und in der Materialforschung
Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen führt Exaktversuche durch, um daraus Beratungsempfehlungen für den Hanfanbau abzuleiten. Dr. Michael Dickeduisberg vom Zentrum für Nachwachsende Rohstoffe erläuterte die Ergebnisse, die die optimale Aussaatstärke für Winterhanf sowie die Erträge von Korn und Stroh der Hanf-Ernte 2023 umfassten.
Mit der Herstellung von naturfaserverstärkten Kunststoffen aus Hanfstroh beschäftigt sich Dr. Matthias Kinne von der Hochschule Zittau / Görlitz. Dies sind Werkstoffe, die aus einer Kunststoffmatrix bestehen, die ihre Stabilität durch eingearbeitete Naturfasern erhalten. Dadurch sind die Produkte fest und zugleich leicht.
Hanf-Fasern: Hohe Erträge und CO2-Bindung
Die vielfältige Nutzung der Hanffaser spielt auch für Michael Bieder (Fibamax Ltd.) eine wichtige Rolle. Betrachte man die weltweite Naturfaserproduktion, so spiele der Nutzhanfanbau mit unter zwei Prozent nur eine untergeordnete Rolle. Doch der Hanfanbau hat viele Vorteile. So können bereits nach 150 Tagen Pflanzenwachstum Biomasseerträge von bis zu zwölf Tonnen Trockenmasse erreicht werden. Werden die Fasern als Dämmstoff genutzt, kann langfristig Kohlenstoff gebunden werden.
Demonstration: Hanf-Baustoffe in der Praxis
Nach den Fachvorträgen folgte eine Praxisdemonstration. Ria Elster von der Hanffaser Geiseltal eG und Malermeister Hauke Max Eder demonstrierten an einem Dachmodell, wie Stopfhanf von Hand lückenlos zwischen den Sparren eingebaut wird. Außenseitig kann noch die Montage einer Holzfaserdämmplatte oder einer Unterspannbahn erfolgen, ehe die Dacheindeckung mit Konterlattung erfolgt. Ebenfalls gezeigt wurde der Einbau einer Wanddämmung. Diese kann entweder erdfeucht oder halbtrocken eingebracht werden. Der Einbau in Innenräumen sollte aus Gründen des Arbeitsschutzes mit einer FFP-Maske erfolgen.
An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an alle Referierenden für die fachlichen Beiträge und den Teilnehmenden für die zahlreichen Diskussionsbeiträge und Wortmeldungen.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen zur 8. Witzenhäuser Hanftagung in 2025!