Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Boden & Gewässerschutz

Projekt: Wasserrückhalt im Boden durch regenerative Ackerbaumaßnahmen steigern?

Der Klimawandel stellt für die hessische Landwirtschaft eine ernstzunehmende Heraus­forderung dar, wie die letzten Jahre eindrücklich gezeigt haben. Steigende Temperaturen, häufigere und längere Trockenphasen im Frühjahr und Sommer, sowie vermehrte Starkregenereignisse bergen große Risiken für Ackerbau und Grünlandwirtschaft.

Die Retention (das Zurückhalten) von Niederschlägen in der Landschaft bietet das Potential, Klimawandelfolgen abzumildern und wird über den Integrierten Klimaschutzplan (IKSP) Hessen 2025 gefördert. Der Rückhalt von Wasser verbessert nicht nur die Wasserversorgung von Pflanzenbeständen und das Lokalklima, sondern reduziert auch die Gefahr von Bodenerosion und Stoffausträgen.

Seit April 2020 prüfen die Universitäten Kassel und Gießen und die Hochschule Geisenheim in einem Pilotprojekt regenerative Ackerbaumaßnahmen auf ihr Potential zur Steigerung des Wasserrückhaltes. Der Landes­betrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) beteiligt sich seit diesem Jahr. Das über vier Jahre laufende Pilotprojekt mit dem Titel „AKHWA“ (Anpassung an den Klimawandel in Hessen – Erhöhung der Wasserretention des Bodens durch regenerative Ackerbaustrategien) wird vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) gefördert.

Der regenerative Ackerbau verspricht durch gezielte Bewirtschaftungs- und Anbaumaßnahmen eine Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, und durch eine nahezu ständige Bodenbedeckung einen erhöhten Wasserrückhalt. Die Maßnahmen umfassen insbesondere:

  • Wiederherstellung der Nährstoffgleichgewichte, um aufbauende Bodenprozesse zu fördern
  • Einsatz von Untersaaten und Zwischenfrüchten zur Bodenbedeckung; Förderung des Bodenlebens durch flache Einarbeitung
  • Einsatz von Pflanzenfermenten zur Rottelenkung, Anwendung von Komposttee zur Förderung des Bodenlebens und Vitalisierung der Feldkulturen
  • Präzise Unterbodenlockerung mit anschließender Stabilisierung durch Wurzeln

Untersucht werden die Infiltrationsleistung und Wasserspeicher­fähigkeit, weitere chemische und physikalische Bodeneigenschaften, Ertragsleistung, Nährstoff­flüsse, Treibhausgas­emissionen, Kohlenstoff-Speicherung, das Mikroklima sowie Beikraut­druck und Lebensraumfunktion.

Auf­bauend auf bereits vorhandenen Langzeit­versuchen führt die Universität Kassel Exakt­versuche unter Bedingungen des ökolo­gischen Landbaus durch. Der LLH legt parallel im aktuellen Jahr einen Exaktversuch auf einer konventionell bewirtschafteten Fläche an, um gezielt die Effekte von Tiefenlockerung und des Einsatzes von Komposttee und Fermenten zu untersuchen. Ergänzt werden die Untersuchungen durch Praxisversuche, in welchen der Umstellungsprozess auf den regenerativen Ackerbau sowohl auf konventionellen als auch ökologisch wirtschaftenden Betrieben wissenschaftlich begleitet und ökonomisch analysiert wird.


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