Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Nachhaltige Bauernhöfe

Zusammen wirken – aber wie?

3. Netzwerktreffen im Projekt „100 nachhaltige Bauernhöfe“

Am 18.03.2024 fand das 3. Netzwerktreffen im Projekt „100 nachhaltige Bauernhöfe“ statt. Betriebe aus ganz Hessen kamen im Gießener Raum zum Kennenlernen und zum Austausch zusammen.

Bauernland KG: Einblicke in den regenerativen Ackerbau

Zwei Bodenproben im Vergleich
Das Netzwerktreffen 100nB

Beim morgendlichen Kaffee und Tee bot sich bei der Bauernland KG in Grünberg-Queckborn erste Gelegenheit zum Kennenlernen. Anschließend stellte Oliver Jung die Bauernland KG vor, einen Zusammenschluss aus elf Ackerbaubetrieben, dem er als Geschäftsführer vorsteht. Er gab Einblicke in den Bodenschutz und in die Komposttee-Herstellung. Die ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Mineralien, z.B. über den Komposttee, ist für den Stoffwechsel und die Widerstandsfähigkeit der Pflanze, sowie für ein diverses und aktives Bodenleben unerlässlich. Dies ermöglicht dem Betrieb fast vollständig auf chemische Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Anhand von zwei Bodenproben und ausgestellten Düngematerialen konnten sich die Teilnehmenden diese Prozesse vor Augen führen.

Sonnenhof Scheld: Milchvieh, Gemüse und mehr

Zu Besuch beim Sonnenhof Scheld

Nach dem spannenden und informativen Einblick in den regenerativen Pflanzenbau ging es weiter zum Sonnenhof Scheld in Großen-Buseck. Dort wurde die Gruppe mit köstlichen Probierstücken aus der Betriebskäserei empfangen. Die Hofnachfolgerinnen Elisa und Annemarie Scheld stellte den milchkuhhaltenden Betrieb vor. Die eigene, grasbasierte Fütterung ist dem Betrieb wichtig, weswegen in der Züchtung Bullen aus Neuseeland, Frankreich und anderen Regionen mit verstärkter Weidehaltung beim Milchvieh zum Einsatz kommen. In Kooperation mit einem benachbarten Ziegenbetrieb werden aus der Milch vielfältige Käseprodukte hergestellt und unter anderem über den regionalen LEH vermarktet. Ein weiterer Betriebszweig ist der Gemüseanbau im Mulchsystem. Hierbei werden Jungpflanzen direkt in eine dicke Mulchschicht gepflanzt, um Wasser im Boden zu halten, Beikraut zu regulieren, Bodenleben und Humusaufbau zu fördern und die Flächen vor Erosion zu schützen. Familie Scheld berichtete vom Erfolg dieser Anbautechnik und von den Herausforderungen in der regionalen Gemüsevermarktung. Neben vielfältigen Gemüsesorten werden auch Schnittblumen angebaut und Parzellen als Saisongärten vermietet.

Beim gemeinsamen Mittagessen im Anschluss an die Betriebsbesuche wurden erste Kooperationsideen der anwesenden Betriebe diskutiert.

100nB – wo steht das Projekt aktuell und wo geht es hin?

Brainstorming zu den Potentialen des Netzwerks

Am Nachmittag berichtete Projektkoordinatorin Kristin Mutschinski über aktuelle Entwicklungen im Projekt.

  • Momentan sind 103 Betriebe Teil des Netzwerks.
  • Thematisch wurde das Projekt im letzten Jahr um die Schwerpunkte Biodiversität und Pflanzenschutzmittelreduktion erweitert.
  • Erneut wurden mehrere Videoportraits über 100nB-Betriebe und kurze Fachvideos zu ihren Schwerpunktthemen
  • Gemeinsam mit teilnehmenden Betrieben haben die Beratungskräfte im Projekt Feldschilder zu unterschiedlichen Themen erstellt, die den Betrieben kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.
  • Im Veranstaltungsprogramm wurde 2023 das Format der 100nB-Tour eingeführt, bei der die Nachhaltigkeitsschwerpunkte von 100nB-Betrieben auf systemischer Ebenen in den Fokus gestellt werden.

Die 100nB-Tour, das Veranstaltungsprogramm und die diversen öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten werden auch 2024 gemeinsam mit den Betrieben fortgeführt.

Austausch und Kooperationen weiter stärken

Bei einem gemeinsamen Brainstorming zur Zukunft und Ausgestaltung des Netzwerks wurde deutlich, dass der Kontakt zwischen den Betrieben durch regelmäßigere, regionale Treffen und digitale Messenger gestärkt werden könnte. Außerdem betonten die Teilnehmenden das Potential des Netzwerks für Maschinen- und Vermarktungskooperationen und den Bedarf nach einer entsprechenden Kontaktvermittlung.

Um die gemeinsame Nutzung von Maschinen und Gerätschaften ging es auch in zwei der Austauschgruppen am Nachmittag. In der Gruppe mit Ralf Schaab vom Hof Erbenheim stand vor allem die logistische Umsetzung (Investition, Wartung, Terminabsprache etc.) einer geteilten Nutzung von diversen Maschinen (z.B. Kompostumsetzer, Keltereigeräte) im Fokus. In der Austauschgruppe zur mobilen Schlachtung konnte der Biohof Hornischer von Erfahrungen mit einem kürzlich angeschafften teilmobilen Schlachtanhänger berichten. In der Gruppe zur regenerativen Landwirtschaft betonte Oliver Jung die Betrachtung der regenerativen Bewirtschaftung als Gesamtsystem, in dem unterschiedliche Ansätze (ganzjährige Begrünung, schonende Bodenbearbeitung, Kompostteeanwendung etc.) zusammenwirken und wo ein fundiertes Hintergrundwissen des Landwirts oder der Landwirtin nötig ist. Die vierte Gruppe tauschte Erfahrungen darüber aus, wie Nachbarschaft und Kundschaft auf dem Betrieb eingebunden werden kann – vom Tomatenfest bis zur Social-Media-Kampagne.

Mit vielerlei Ideen und Vorfreude auf kommende gemeinsame Aktivitäten fand der Tag einen runden Abschluss.


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