Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Unternehmensführung

Hofübergabe: Landwirte machen sich immer früher Gedanken

LLH-Berater Stefan Weber im Interview mit der agarzeitung

agrarzeitung: Welche Herausforderungen gibt es bei der Hofnachfolge?

Stefan Weber: Die größte Herausforderung ist sicherlich die familiäre Abstimmung in Verbindung mit der Abfindung weichender Erben. Wenn neben dem Betrieb kein weiteres Vermögen vorhanden ist, muss der Hofnachfolger den Erben und, falls vorhanden, den Geschwistern eine entsprechende Abfindung zahlen. Ihre Höhe birgt das größte Streitpotential. Denn der Wert des zu übergebenden Vermögens wird von den Beteiligten durchaus unterschiedlich gesehen. Auch werden Vereinbarungen über Altenteilsleistungen zu treffen sein. Sie müssen einerseits so bemessen sein, dass sie der übergebenden Generation einen angemessenen Lebensunterhalt sichern, andererseits muss das Unternehmen in der Lage sein, die vereinbarten Leistungen auch zu erbringen. Dazu gehören unter anderem Baranteile, aber auch Wohnrechte und Sachleistungen.

Wie beeinflusst die Nachfolgeproblematik die Altersplanung von Landwirten?

Ohne Hofnachfolger wird es in vielen Fällen sicherlich schwierig, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Eine Verpachtung oder gar ein Verkauf stehen dann vermehrt im Raum. Auch die Übergabe an einen familienfremden Hofnachfolger ist möglich, um engagierten Junglandwirten den Einstieg in den eigenen Betrieb zu ermöglichen. Hier müssen sich die Richtigen finden, denn die Probleme sind mindestens die gleichen wie bei der Übergabe innerhalb der Familie. Auf Websites wie der „Hessischen Hofbörse“ des LLH können Gesuche und Angebote von Landwirten eingestellt werden.

Was passiert mit Betrieben, die keinen Nachfolger finden?

Im schlimmsten Fall werden die Vermögenswerte nach und nach verkauft. Es droht die Überschuldung und letztlich die Insolvenz und damit die Versteigerung. Das Wohnrecht könnte verloren gehen und der Landwirt würde wahrscheinlich zum Sozialfall. Hat der Betrieb eine Größe, die für einen Pächter die Grundlage für eine wirtschaftliche Bewirtschaftung darstellt, kann auch eine Verpachtung eine Option sein. Damit würden zumindest die Vermögenswerte erhalten bleiben. Natürlich ist auch ein Verkauf denkbar. Wird die Betriebsaufgabe erklärt, sind je nach Alter reduzierte Steuersätze möglich.

Wie viele Hofübernahmen gibt es im Vergleich zu früher?

Aufgrund der sinkenden Anzahl der Betriebe, geht auch die Zahl der Hofübergaben zurück. Was wir aber feststellen ist, dass sich die Landwirte immer früher über eine Hofübergabe Gedanken machen. Das liegt sicher auch daran, dass die Betriebsleiter versuchen, auch schon die jüngere Generation frühzeitig in die Zukunftsentscheidungen des Betriebes mit einzubinden.

Wie können Landwirte Verpachtung für die Altersvorsorge nutzen?

In der Regel ist, zumindest hier in Hessen, der Anteil an Eigentum in den Betrieben vergleichsweise gering, sodass der Einkommensbeitrag bei einer Verpachtung nicht so besonders groß ausfällt. Hinzu kommt, dass bei einer Verpachtung auch Pflichten beim Verpächter liegen. Zum Beispiel Kosten für Gebäude die über die reinen Erhaltungskosten hinaus gehen. Dies kann einen Altenteiler schon mal schnell finanziell überfordern. Eigentum verpflichtet.

 


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