Gemüsebau & Kräuter
Tuta absoluta, die Tomatenminiermotte, eine Bedrohung für den Anbau unter Glas
1917 erstmalig in Peru registriert und seit 2006 in Europa (Spanien) zu finden, breitet sich die Tomatenminiermotte, Tuta absoluta, kontinuierlich in Europa aus.
Seit 2008 ist sie u.a. in England, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien und Deutschland zu finden und verursacht, vor allem in den südlichen Ländern, erhebliche Schäden an Tomaten.Bei dem Schädling handelt es sich um einen Kleinschmetterling (Motte) von 7 bis 10 mm Größe. Das adulte Tier erscheint grau-silber mit dunklen Einlagerungen auf den gefranzten Flügeln.
Im Süden Europas werden, Berichten zu Folge, im Jahr mehr als 10 Generationen ausgebildet. Dort kommt es zu erheblichen Ernteverlusten, sowohl im geschützten Anbau, als auch im Freiland. Das Tier stellt in dieser Region eine ernsthafte Bedrohung des Tomatenanbaus dar.
Auch in Deutschland ist mittlerweile eine Etablierung des Schädlings in verschiedenen Anbauregionen fest zu stellen. Hier bilden sich drei Generationen des Tieres voll aus. In Abbildung 2 ist zu erkennen, wie sehr der Entwicklungs-zyklus der Tomatenminiermotte von der mittleren Temperatur abhängig ist. 2017 kam es erstmalig im Raum Wiesbaden zu erheblichen Ernteverlusten.
Die massive Entwicklung des Schädlings ermöglichte es der Beratung, durch umfangreiche Boniturarbeiten, wichtige Daten über den Entwicklungsverlauf des Tieres in der Region zu erheben. Mittels Pheromonfallen wurde das Auftreten der Falter kontrolliert, wobei gleichzeitig verschiedene Fallen-systeme miteinander verglichen wurden. Die in Abb. 3 dargestellten Ergebnisse bestätigen die Annahme, dass sich in unserer Region 3 bis 4 Generationen entwickeln können.
Beim Vergleich der Fallen erwies sich die Massenfalle, Tutasan (Abb. 4), als effektivstes System. Mit dieser Falle ist es möglich größere Faltermengen zu fangen und damit die Population des Schädlings deutlich zu reduzieren. Allgemein wird die Aufstellung von 5 bis 8 Fallen je 1000 m² empfohlen. In kleineren Einheiten sollte 1 Falle/Ar nicht unterschritten werden. Aufwendig ist die Pflege der Fallen. Bei hoher Sonneneinstrahlung muss mehrmals wöchentlich Wasser, mit einigen Tropfen Spülmittel versetzt, nachgefüllt werden.
Untersuchungen zeigen, dass im Schnitt ca. 150 Eier/Weibchen abgelegt werden. Bei Temperaturen über 25 °C kann nach max. 6 Tagen mit dem Schlupf der Raupen gerechnet werden. Diese fressen sich innerhalb einer Stunde in das Tomatenblatt ein und minieren das Blatt (Abb. 5).
Hierdurch wird eine erhebliche Reduzierung der Assimilationsfläche mit entsprechenden Folgen für die Entwicklung und damit Ertragsfähigkeit des Bestandes verursacht. Bei starkem Befallsdruck ist auch Fraßtätigkeit an den Früchten zu beobachten. So geschädigt, ist eine Vermarktung nicht mehr möglich. Die Verpuppung des Tieres erfolgt außerhalb der Minen am Blatt, der Konstruktion oder im Boden.
Für eine erfolgreiche Bekämpfung des Schädlings kommt der Einhaltung von Hygienemaßnahmen eine besondere Bedeutung zu. Befallene Bestände sollten nach Möglichkeit nicht kompostiert, sondern nach der Rodung sofort entsorgt werden. Wird kompostiert, muss der Kompost mit einer dicht schließenden Folie abgedeckt werden. Auf keinen Fall dürfen befallene Pflanzen und Pflanzenteile offen auf dem Gelände gelagert werden.
Wie die Untersuchungen der Beratungsstelle Wiesbaden zeigen, entwickeln sich im Boden der betroffenen Kulturflächen die nach der Rodung dort vorhandenen Puppen und ermöglichen damit dem Tier eine Weiterentwicklung. Weiterhin zeigen die Ergebnisse, dass auch das Durchfrieren der Flächen nur begrenzt zur Minderung der Population beiträgt. Selbst nach stärkeren Frostereignissen konnten in den Fangkäfigen (Abb. 6) noch entwicklungsfähige Puppen registriert werden. Deshalb ist auch im Folgejahr die Kontrolle und das Abfangen der Miniermotte mit Massenfallen in den vorjährigen Kulturräumen wichtig. Es kann davon ausgegangen werden, dass durch Dämpfen oder Abflammen der belasteten Flächen die Entwicklung der Puppen unterbunden werden kann. Untersuchungen liegen hierzu noch nicht vor.
Die Bekämpfung des Schädlings gestaltet sich je nach Befallsstärke recht schwierig. Insbesondere in biologisch wirtschaftenden Betrieben sind die Möglichkeiten begrenzt. Ein wesentlicher Baustein in allen Produktionssystemen ist der Einsatz des Nützlings Macrolophus pygmaeus. Zur direkten Bekämpfung des Schädlings stehen Pflanzenschutzmittel (Tab. 1) zur Verfügung. Entscheidend für den Erfolg der Maßnahmen ist die termingenaue Anwendung in Verbindung mit der Erfolgskontrolle.
Mittel | Wirkstoff | Aufwand/ha | Bemerkung |
Dipel ES | Bacillus thuringiensis | 300 ml | Wirkung beim „Einfressen“ |
XenTari | Bacillus thuringiensis | 600 – 900 g | Wirkung beim „Einfressen“ Nur im oberen Drittel der Pflanze |
NeemAzal-T/S | Azadirachtin | 2 – 3 l | Translaminar / Effektiv bei L1 u. L2 |
SpinTor | Spinosad | 300 – 600 ml | Bioland: Ausnahmegenehmigung erforderlich |
CORAGEN | Chlorantraniliprole | 125 ml | § 22/2; nicht Bio |
Tab. 1: Pflanzenschutzmittel zum Einsatz gegen Tomatenminiermotte
Die Verbreitung der Tomatenminiermotte und damit der Erstbefall im Betrieb erfolgt vermutlich überwiegend durch den Zukauf von Früchten und Jungpflanzen aus dem Süden Europas. Diesbezügliche Kontrollen der gelieferten Waren bestätigen diese Annahme. Deshalb gilt für alle Produzenten, zugekaufte Früchte nicht in der Nähe von Produktionseinheiten zu lagern sowie diese und zugekaufte Jungpflanzen streng zu kontrollieren. Hierzu eignen sich Deltafallen mit Pheromonen (Abb. 7). Grundsätzlich sollte jeder Tomatenproduzent eine Bestandsüberwachung mit Pheromonfallen durchführen. Hierzu genügt 1 Fallen auf 1000 m². Der Bezug der Fallen ist bei allen Nützlingsanbietern möglich.
Wer einen Befallsverdacht hat, sollte sich zur Erstabklärung unbedingt sofort mit der Pflanzenschutzberatung der Beratungsstelle in Wiesbaden in Verbindung setzen. Darüber hinaus finden Sie in allen Gartenbauteams kompetente Ansprechpartner für Fragen zur Tomatenminiermotte.