Marktfruchtbau
Ernte und Lagerung von Sojabohnen
Während das Hauptaugenmerk vieler Betriebe in den vergangenen Wochen auf der Ernte, Stoppelbearbeitung sowie der Raps- und Zwischenfruchtaussaat lag, steht die Ernte von Sojabohnen noch bevor. Die Sojabohnenbestände haben sich bei einer erfolgreichen Aussaat und Unkrautregulierung in diesem Jahr sehr gut entwickelt: Konnte die Aussaat zu Beginn einer Schönwetterperiode bei entsprechenden Bodentemperaturen >10 °C erfolgen, liefen die Bestände zügig auf. Bei entsprechender Witterung schlossen sich die Bestände rasch und beschatteten die Bodenoberfläche, so dass nach erfolgreicher Erstbekämpfung keine weiteren Unkräuter keimen konnten. Die Gefahr der Wassererosion bei ergiebigen, teils heftigen Niederschlägen wurde bei lückenlosen Beständen durch die Pflanzen und deren intensive Durchwurzelung des Bodens minimiert.
Ein anderes Bild zeigt sich in Beständen, bei denen der Aussaatzeitpunkt aufgrund zu nasser Witterungs- und Bodenverhältnisse nicht richtig gewählt werden konnte oder die anschließende Unkrautregulierung nicht ausreichend wirksam war. Denn auch die Unkräuter und -gräser profitierten von der stetigen Wasserversorgung.
Eine weitere Herausforderung war in einigen Regionen die Vergrämung von Fraßfeinden wie Nilgänsen oder Tauben nach der Aussaat, die es auf die oberirdischen Keimblätter der Sojabohnen abgesehen haben. Wuchsen die Pflanzen den Tieren nicht schnell genug aus dem Schnabel bzw. war die Vergrämung der Tiere in dieser kritischen Phase nicht erfolgreich, mussten teils hohe Pflanzenverluste verzeichnet und erneut gesät werden. In manchen Fällen wurde auf eine zweite Aussaat aufgrund des zu späten Aussaattermins verzichtet. Geringe Pflanzenverluste bis max. 40 Pflanzen/m² können Sojabohnen durch ihr Verzweigungsvermögen meist noch gut kompensiert und Lücken schließen, so dass auch diese Bestände sich gut entwickelt haben. Im Anschluss ist ab der Blüte eine gute Wasserversorgung entscheidend für die Ertragsbildung. Ein Faktor, der in diesem Jahr gegeben war und so auf eine erfolgreiche Ernte hoffen lässt, wenn die Bestände rechtzeitig Abreifen und die Boden- und Witterungsverhältnisse zur Ernte passen.
Druschzeitpunkt
Soja wird seit einigen Jahren vermehrt auch auf hessischen Ackerflächen angebaut. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass durch stetige Züchtungsarbeit neue, an die hiesigen Standorte angepasste Sorten zur Verfügung stehen. Nach wie vor ist der Reifezeitpunkt entscheidend für den Erfolg des Sojaanbaus in Hessen. Die Ernte erfolgt je nach Standort, Witterung und Sorte, meist im September. Als Vorbote des Herbstes lassen die Sojapflanzen zur Abreife ihre Blätter fallen; ein erstes Indiz, dass der Bestand bald druschreif ist. Die Blätter bedecken den Boden, vereinzelt können aber auch noch Pflanzen mit grünen Blättern gesichtet werden. Es empfiehlt sich, die Abreife der Bestände regelmäßig zu kontrollieren, denn auch Bestände mit teilweise noch grünen Blättern können erntereif sein. Wird mit der Ernte zu lange gewartet, ist mit Qualitätseinbußen z.B. durch erhöhten Pilzdruck, aber auch Massenverluste durch Hülsenplatzen, zu rechnen. Zur Bestimmung der Reifebonitur bei Sojabohnen hat der Deutsche Sojaförderring e.V. ein Merkblatt und ein Video erstellt. In Abhängigkeit der Sorte und Klassifizierung in Reifegruppen, werden die Sorten zu unterschiedlichen Zeitpunkten reif. Die in Hessen angebauten Reifegruppen (000= sehr früh, 00= früh), unterscheiden sich in ihrer Abreife ca. 8 Tagen voneinander. Eine Grundeinordnung ist zwar möglich, jedoch ist das Reifeverhalten innerhalb und zwischen den einzelnen Reifegruppen sehr heterogen. Daher benotet das Bundessortenamt zusätzlich die Reife und die Ertragseigenschaften (Korn-, Protein-, Öl-Ertrag) der Sorten von 1 – 9 siehe Erläuterung.
Note 1 = niedrige Ausprägung des Merkmals (gering, kurz, früh), Note 5 = wird bei durch-schnittlicher Einstufung vergeben, Note 9 = starke Ausprägung des Merkmals (hoch, lang, spät)
Die Bewertung der Reife und weiterer Parameter wie Wuchshöhe und Proteingehalt können in den Ergebnissen der Landessortenversuche abgelesen werden. Dies hilft bei der Sortenwahl und der Orientierung wie sich die einzelnen Sorten in der Abreife verhalten (siehe Ergebnisse LSV Sojabohne 2023, konventionell und ökologisch).
Die sichere Abreife von Soja in Grenzanbaugebieten (siehe Karte zur Anbaueignung von Soja ( geoportal.jki.de) ist nach wie vor ausschlaggebend für den Erfolg. Nur wenn zuverlässig geerntet werden kann, ist Soja eine interessante Alternative.
Vorbeugende Maßnahmen und Erntetechnik:
Eine Ernte zum erst möglichen Termin bei einer Restfeuchte des Korns von 14-18 % sollte angestrebt werden. Das Risiko einer erschwerten Soja-Ernte steigt mit der Verschiebung der Ernte in den Oktober. Kalte und nasse Wetterumschwünge zur Zeit der Sojaernte und damit schlechte Befahrbarkeit der Äcker sind zu vermeiden. Daher sind sichere und rechtzeitig abreifende Sorten (Ernte im September) entscheidend. Daneben stellt die Ernte der Sojabohne besondere Anforderungen an die Erntetechnik, sowie die nachfolgende Erntekette bis ins Lager und der dortigen Lagerung.
Tiefer Hülsenansatz:
Der tiefe Hülsenansatz der Sojapflanze führt bei herkömmlicher Druschtechnik häufig zu hohen Ernteverlusten, da die unteren Hülsen nicht mit gedroschen werden. Zu groß ist die Gefahr, dass bei tiefer Führung des Schneidwerks Steine und Erde mit aufgenommen werden und dadurch Schaden angerichtet bzw. Erntegut verschmutzt wird.
Um dies zu vermeiden, ist neben der Wahl möglichst steinfreier, ebener Flächen ein ebenes Saatbeet wichtig. Dies kann durch Anwalzen der Saat erzielt werden. Das Saatgut erhält so verbesserten Anschluss an das Bodenwasser; gleichzeitig werden Steine in die Ackerkrume gedrückt, was die Ernte zusätzlich erleichtert.
Technische Anpassung:
Lohnunternehmen und Anbauer von Soja verfügen zumeist über ein Flexschneidwerk. Diese Technik ermöglicht eine flexible Anpassung an den Boden. Ernteverluste können durch einen tieferen Schnitt und Aufnahme der untersten Hülsen minimiert und die Sojabohne sauber gedroschen werden. Die hohe Anpassungsfähigkeit und der Ausgleich von Unebenheiten von >30 cm (je nach Hersteller) wird durch einen auf Kufen geführten, durchgehend flexiblen Messerbalken erreicht. Die Gefahr, dass Erde oder Steine auch bei größeren Arbeitsbreiten aufgenommen werden, wird dadurch stark minimiert. Weitere Informationen zu flexiblen Schneidwerken und der richtigen Einstellung des Mähdreschers erhalten Sie auf der Website des deutschen Sojaförderrings.
Lagerung:
Auch im Lager stellt die Sojabohnen in Abhängigkeit der Kornfeuchte, spezielle Anforderungen an die Handhabung und Lagerdauer. Diese müssen beachtet werden, um über die gesamte Lagerdauer eine qualitativ hochwertige Ware liefern zu können.
Die Sojabohne nimmt hinsichtlich der Lagerung eine Sonderstellung ein, da sie bei normaler Restfeuchte (<14 %) im Vergleich zu Getreide oder anderen Körnerleguminosen, eine relativ schlechte Lagerfähigkeit, aufweist. Nach Angaben vom Sojaförderring sind Sojabohnen in Abhängigkeit der Restfeuchte unterschiedlich lang lagerfähig (sieht Tabelle 1). Um Schimmelbildung im Sojalager zu vermeiden, ist eine relative Luftfeuchte von 65 % oder weniger einzuhalten.
Kornfeuchte | Lagerdauer |
---|---|
14 % | 6 Monate (Kühllagerung bei 6 – 8 °C) |
13 % | 6 – 9 Monate (über Winter) |
12 % | 1 Jahr |
11 % | 1 – 3 Jahre |
Hinzu kommt eine erhöhte Gefahr des Verderbs durch Bohnen, die Risse aufweisen, über welche Luft und Pilzinfektionen leichter eindringen können. Eine schonende Erntekette ist Voraussetzung für eine hohe Lagerfähigkeit.
Neben der Feuchte ist auch der Faktor Lagertemperatur entscheidend für die Lagerdauer. Denn nur bei entsprechender Korntemperatur ist die Bohne in Zusammenhang mit der in Tabelle 1 angegebenen Kornfeuchte entsprechend lagerfähig. Tabelle 2 zeigt die ungefähr tolerierbare Lagerdauer von Sojabohnen in Tagen.
Korntemperatur | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
-1°C | 4°C | 10°C | 16°C | 21°C | 27°C | |
Kornfeuchte | ||||||
11 % | >300 | >300 | >300 | >300 | 200 | 140 |
12 % | >300 | >300 | >300 | 240 | 125 | 70 |
13 % | >300 | >300 | 230 | 120 | 70 | 40 |
14 % | >300 | 280 | 130 | 75 | 45 | 20 |
15 % | >300 | 200 | 90 | 50 | 30 | 15 |
16 % | >300 | 140 | 70 | 35 | 20 | 10 |
17 % | >300 | 90 | 50 | 25 | 14 | 7 |
19 % | 190 | 60 | 30 | 15 | 8 | 3 |
21 % | 130 | 40 | 15 | 10 | 6 | 2 |
23 % | 90 | 35 | 12 | 8 | 5 | 2 |
25 % | 70 | 30 | 10 | 7 | 4 | 2 |
Aufbereitung:
In der Verwendung als Tierfutter müssen Sojabohnen vor der Fütterung an Geflügel oder Schweine thermisch aufbereitet werden. Antinutritive Substanzen (vorwiegend Trypsininhibitoren) in der Sojabohne hemmen das eiweißspaltende Enzym Trypsin. Eine thermische Inaktivierung durch unterschiedliche Verfahren ist daher notwendig. Aufgrund des hohen Fettgehaltes der Sojabohne (ca. 20 %) ist auch eine Entölung zu empfehlen, da sonst mit Leistungs- und Qualitätseinbußen von Monogastern zu erwarten sind. Nach der Entölung kann der gewonnene Presskuchen oder das Extraktionsschrot verwendet werden. Das gewonnene Sojaöl kann als wertvolles Speise- oder Futteröl weitere Verwendung finden. Dazu müssen Toast- und Entölungsanlagen in der Region verfügbar sein. Auf der Seite des Sojaförderrings finden Sie Hinweise zu stationären und mobilen Toast- und Entölungsanlagen, die überregional und auch in Hessen zur Verfügung stehen.
Für die mobile Toastung empfiehlt es sich mit anderen Soja anbauenden Betrieben abzusprechen. Mit der Wahl eines zentralen, gut erreichbaren Ortes können der Durchsatz erhöht und die Anfahrtskosten geteilt werden.
Für weitere Informationen rund um Körnerleguminosen und was bei der Ernte und Aufbereitung von Körnerleguminosen zu beachten ist, besuchen Sie die Webseiten des LeguNet und des LLH.