Ökologischer Pflanzenbau
Aussaatstärke Öko-Winterweizen – Braucht es 400 und mehr kfK pro m2?
Auf dem Öko-Versuchsfeld in Ober-Erlenbach (OeVOE) wird ein Langzeitversuch durchgeführt, welcher in einer deckungsbeitragsstarken Modell-Fruchtfolge für viehlose Öko-Betriebe verschiedene Kleegrasnutzungen prüft, unterschiedliche Möglichkeiten der Nährstoffrückführung vergleicht und übergeordnet die ökologische wie ökonomische Nachhaltigkeit dieser Modell-Fruchtfolge untersucht.
Fragestellungen, welche sich aus der Versuchsdurchführung ergeben, werden in „Satelliten“-Versuchen auf dem OeVOE weiterverfolgt. Eine dieser Fragestellungen ist die optimale Aussaatstärke von Winterweizen. Öko-Winterweizen wird in der Regel mit 400 keimfähigen Körnern pro m2 (kfK) plus einem Zuschlag von 10 % für Striegel-Verluste ausgesät. Dies führt zu einer starken Konkurrenz zwischen den Einzelpflanzen, wobei die Konkurrenzfähigkeit der Einzelpflanze nicht mit Ertragsstärke gleichzusetzen ist. Bei geringeren Aussaatstärken wird der Standraum pro Pflanze vergrößert und damit die Konkurrenz zwischen den Einzelpflanzen verringert. Um die Auswirkung der Aussaatstärke bei Winterweizen auf Ertrag und Qualität zu untersuchen, wurde ein vierjähriger Versuch durchgeführt.
Versuchsaufbau
Der Versuch wurden in den Jahren 2019 bis 2022 mit drei Aussaatstärken von 200, 300 und 400 kfK (Abb. 1) bei der Sorte Elixer auf dem OeVOE durchgeführt (Parabraunerde aus Löss, 72 bis 77 Bodenpunkte). Vorfrucht im ersten Jahr war eine Zwischenfrucht mit Leguminosen nach Winterweizen, in den Folgejahren ein ein- bzw. mehrjähriges Klee-Luzernegras.
2019, 2020 und 2022 waren bis zur Ernte sehr trocken, teilweise schon seit dem zeitigen Frühjahr, während 2021 bis zur Ernte ein niederschlagsreiches Jahr mit eher gemäßigten Temperaturen war.
Ergebnisse
Die Durchschnittserträge (86 % Trockensubstanz) der Versuchsjahre 2019 bis 2022 stiegen von 3,1 t pro ha im Jahr 2019 auf 4,7 t pro ha im Jahr 2020 auf 6,3 bzw. 6,1 t pro ha im Jahr 2021 bzw. 2022 an (Abb. 2). Zwischen den Aussaatstärken gab es jedoch keine signifikanten Unterschiede. Die Rohproteingehalte waren ebenfalls in den beiden Jahren 2021 und 2022 am höchsten (Abb. 2), unterschieden sich aber auch nicht zwischen den Aussaatstärken.
Diskussion
Die gleichen Erträge bei 200 kfK pro m2 gegenüber höheren Aussaatstärken wurden unter anderem durch eine stärkere Bestockung erzielt (ährentragende Halme pro m: 44,3 / 49,7 / 52,1 bei 200 / 300 / 400 kfK). Da die Anzahl ährentragender Halme bei 200 kfK gegenüber 400 kfK jedoch signifikant geringer war, lässt sich die Ertragsbildung bei 200 kfK nicht ausschließlich über die höhere Bestockung erklären. Eine Steigerung des Ertrags über eine höhere Tausendkornmasse (TKM) kann ausgeschlossen werden, da zwischen den Aussaatstärken keine signifikanten Unterschiede bestanden. Demnach muss die Kompensation der geringeren Aussaatstärke bei 200 kfK über eine höhere Bestockung und einer größeren Anzahl Körnern pro Ähre erfolgt sein.
Fazit
Da in vier sehr unterschiedlichen Jahren mit unterschiedlichen Vorfrüchten keine Unterschiede im Ertrag und Rohproteingehalt zwischen den Aussaatstärken gefunden wurden, kann die Reduktion der Aussaatstärke auf 300 oder 200 kfK empfohlen werden. Jedoch ist das Ergebnis nicht unbedingt auf andere Sorten und andere Standorte übertragbar. Hierfür sind weitere Versuche nötig.
Die Einzelergebnisse pro Wiederholung bei 200 kfK zeigten oftmals die höchsten Erträge pro Wiederholung, aber teilweise auch die geringsten. Das könnte auf die clusterartige Verteilung des Saatgutes bei handelsüblichen Drillmaschinen zurückzuführen sein. Ein Vergleich der Drillsaat mit Einzelkornsaat oder mit Drillsaat mit Maschinen mit besserer Verteilgenauigkeit könnte diese Frage beantworten.